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Broughton House - Haus der Sehnsucht

Broughton House - Haus der Sehnsucht

Titel: Broughton House - Haus der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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Rechnungen, ein Kontoauszug und ein dicker weißer, mit Schreibmaschine geschriebener Umschlag, den sie furchtbar gern geöffnet hätte. Er war an Ben und sie gemeinsam gerichtet, und sie war beinahe sicher, dass der Brief von Clive, ihrem Gönner, stammte. Ob eine Nachricht über das Hotel darin war? Zoe wurde immer aufgeregter.
    Beeil dich, Ben, flehte sie stumm. Bitte beeil dich.
    Natürlich hätte sie den Brief selber öffnen können. Aber wie ein kleines Mädchen wollte sie sich überraschen lassen und die Freude – oder die Enttäuschung – mit Ben teilen.
    Nein, es wird keine Enttäuschung, machte sie sich selber Mut. Ben ist pessimistisch, ich nicht.

    Es war beinahe Mitternacht, als Ben nach Hause kam. Zoe merkte sofort, dass er keine gute Nachricht hatte.
    „Was ist passiert?“, rief sie mitfühlend. „Ist jemand krank geworden?“
    Dunkle Schatten lagen unter Bens Augen, und seine Haut war grau und welk. Seine blauen Augen, die vor Liebe und Zärtlichkeit strahlen konnten, blickten ausdruckslos und leer.
    „Was ist passiert?“, wiederholte sie behutsam.
    Ben ließ sich auf das alte Sofa fallen, das sie mit der Wohnung übernommen hatten. Ihre Mutter hatte es wegen der zahlreichen Flecken neu beziehen lassen wollen. Doch Zoe hatte sich standhaft geweigert und eine bunt gemusterte Decke darübergelegt, die sie auf einem Straßenmarkt erstanden hatte.
    Jetzt setzte sie sich neben Ben, ohne ihn anzufassen.
    „Es geht um Sharon“, sagte er tonlos. „Sie ist schwanger.“ Er drehte ihr den Kopf zu, nahm sie aber nicht richtig wahr.
    Zoe wartete ab. Der Instinkt riet ihr, nichts zu tun und nichts zu sagen. Plötzlich schien Ben sich ihrer wieder bewusst zu werden. Das Blut schoss ihm ins Gesicht, und rote Flecken bildeten sich auf seiner Haut.
    „Meine Güte, sie ist erst sechzehn und schon schwanger. Mum dachte, sie würde die Pille nehmen. Aber Sharon hatte es vergessen. Der kleine Dummkopf hat kein Wort gesagt, bis die Schuluniform beinahe platzte. Hat sie denn nichts gelernt … Hat sie bei Mum nicht gesehen, wohin das führt?“
    Zoe schluckte trocken. Bens Schmerz musste einen sehr persönlichen Grund haben, der ihr wegen ihrer anderen Lebenserfahrung fremd war. Trotzdem fragte sie zögernd: „Und der Vater – der Junge?“
    „Der Junge …“ Bens Gesicht wurde kalkweiß vor Zorn und Verbitterung. Zoe erschauerte unwillkürlich vor dem Ausdruck in seinen Augen.
    „Die Jungen, nicht der Junge“, verbesserte er sie mit belegter Stimme. „Sharon hat mir gestanden, dass sie nicht sicher ist, wer der Vater sein könnte. Natürlich hat das dumme Ding so lange gewartet, bis es für eine Abtreibung zu spät war. Mum kann ja für das Baby sorgen, erklärte sie mir. Wenn das nicht geht, müsse das Sozialamt ihr eben eine Wohnung besorgen.“
    Zoe wusste nicht, was sie sagen sollte. Vorsichtig berührte sie seinen Arm. „Vielleicht wird ja noch alles gut“, begann sie unsicher und wich erschrocken zurück.
    Ben hatte ihre Hand so heftig weggeschoben, dass sie auf den Sitz fiel. Seine Augen blitzten vor Wut und – schlimmer noch – vor Verachtung. „Was verstehst du denn davon?“, fragte er erbost und ahmte ihre Stimme nach. „Vielleicht wird ja noch alles gut – wie denn? Wie bei meiner Mutter, die mit zwanzig drei Kinder unter fünf Jahren hatte, einen untreuen Ehemann, kein Einkommen, keine Wohnung und keine andere Zukunft, als das eigene Leben entgleiten zu sehen? Die keine Hoffnung besaß, je aus ihrem Elend herauszukommen, und nichts zu erwarten hatte als die elende Wirklichkeit von rotznäsigen Kindern in Sachen, die andere weggeworfen hatten? Deren höchstes Glück aus einem bisschen Sex mit einem Mann bestand, den sie zufällig in einem Pub traf und der sie mit etwas Glück nicht mit einem weiteren unerwünschten Kind im Bauch zurückließ, wenn er wieder ging? Meinst du das, wenn du sagst, es könnte noch alles gut werden?“
    „Sharon könnte das Baby zur Adoption freigeben“, schlug Zoe unsicher vor und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr Ben sie gekränkt hatte. Drastischer hätte er ihr den Unterschied zwischen seiner Welt und der ihrer Eltern nicht vor Augen fuhren können.
    „Sie könnte es, aber sie wird es nicht tun. Mädchen wie Sharon tun so etwas nicht. Sie haben nicht so viel Verstand. Die Ärmsten lieben ihre Kinder, oder zumindest glauben sie es. Und sie merken nicht, dass sie mit ihrer Liebe die Kinder zerstören und sie einem leeren, nichtsnutzigen,

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