Broughton House - Haus der Sehnsucht
entschuldigte Fern sich, während sie die schmale Straße mit dem Kopfsteinpflaster überquerten.
„Schauen Sie sich das Zeug an“, stöhnte Roberta kurz darauf, als sie die Bündel betrachteten, die sich in der Mitte des Raumes häuften. Sie öffnete das erste Paket und hielt zwei Kleider in die Höhe. „Meine Güte, die Sachen sehen aus, als wären sie nie getragen worden“, rief sie. „Sie sind von Amanda Bryant und haben vermutlich mehr gekostet, als ich im ganzen Jahr für meine Garderobe ausgeben kann. Viel mehr“, fügte sie kläglich hinzu, während Fern die Etiketten betrachtete. „Wenn ich mich recht erinnere, trug sie dieses hier letztes Jahr beim Gartenfest des Pfarrers.“
„Es ist sehr eindrucksvoll“, gab Fern zu.
„Venice hat ebenfalls eine Menge Sachen geschickt. Alles Designermodelle, scheint mir, und fast neu. Ich wünschte, ich könnte auch solch eine kleine Größe tragen“, fuhr Roberta sehnsüchtig fort. „Dieses Kostüm hier würde Ihnen fantastisch stehen, Fern. Es hat genau Ihre Farbe.“
Fern überlief es eiskalt bei dem Gedanken, etwas anzuziehen, das Venice vielleicht getragen hatte, während sie mit Nick zusammen war … Vor ihrem inneren Auge sah sie, wie ihr Mann das Kleid der Frau vom Körper streifte und die nackte Haut berührte und liebkoste.
Sic empfand keinerlei Eifersucht bei dieser Szene, nur eine entsetzliche Hoffnungslosigkeit.
Ohne nachzusehen, was Roberta ihr zeigen wollte, antwortete sie: „Ich fürchte, ich bin nicht der richtige Typ für so eine auffällige Garderobe. Das ist nicht mein Stil.“
Roberta unterdrückte einen kleinen Seufzer. Fern besaß zwar nicht Venices extrovertierte Persönlichkeit, aber sie hatte einen schlanken, geschmeidigen Körper und strahlte trotz ihrer unscheinbaren Kleidung eine Weiblichkeit, eine Heiterkeit und Ruhe aus, die ungeheuer anziehend auf andere wirkte.
Außerdem hatte sie ein sehr hübsches Gesicht und wunderschönes Haar. Selbst Scott, Robertas nüchterner Ehemann, hatte seiner Frau einmal gestanden, dass er Ferns Haar nie anschauen könnte, ohne sich zu fragen, ob es sich ebenso sinnlich anfühlte, wie es aussah.
„Es ist genau das Haar, das jeder Mann gern berühren möchte und …“ Verlegen hatte er innegehalten.
„Rede ruhig weiter“, hatte Roberta ihn aufgefordert.
Natürlich hatte er es nicht getan, dazu hatte keine Veranlassung bestanden. Roberta war weder verärgert noch eifersüchtig gewesen. Dafür kannte sie ihren Mann und Fern viel zu gut.
Hätte es sich dagegen um Venice gehandelt … Der reichen Witwe machte nichts größeres Vergnügen, als einer anderen Frau den Ehemann auszuspannen.
„Es sind auch einige Kindersachen dabei“, unterbrach Fern ihre Gedanken.
„Wir sollten sie getrennt anbieten“, schlug Roberta vor. „Obwohl ich nicht annehme, dass viel davon zusammenkommen wird. Die meisten Mütter haben heutzutage ihr eigenes Tauschsystem.“
„Das finde ich sehr vernünftig“, stellte Fern fest. „Kindersachen sind außerordentlich teuer und werden häufig nicht aufgetragen.“
„Hm … Es hat sich alles sehr verändert, seit meine Kinder klein waren“, stimmte Roberta ihr zu. „Heutzutage müssen es vom ersten Tag an Designer-Sportanzüge und die richtigen Jeans sein.“
Obwohl sie nur eine kurze Pause für ein Sandwich und eine Tasse Kaffee einlegten, wurde es Nachmittag, bis sie alle Kleidungsstücke für den Basar sortiert hatten.
Nick wollte um fünf Uhr wegfahren, damit er rechtzeitig zum Abendessen in seinem Londoner Hotel war. Er hatte ihr nicht gesagt, wo er übernachten würde, und war auffällig gereizt gewesen.
Während Fern wieder nach Hause ging, überlegte sie erschöpft, weshalb Nick und sie sich nicht näherkamen. Das wollten sie doch beide?
Wirklich? fragte eine kleine bittere Stimme tief in ihrem Innern. Weshalb widmet er dann Venice so viel Aufmerksamkeit?
Sie ist seine Kundin, erinnerte Fern sich energisch, und Nick ist ein Mann. Es war ganz natürlich, dass er Venice auch als Frau wahrnahm. Welcher Mann hätte das nicht getan?
Trotzdem … Adam hatte Venice nicht mit demselben unverhohlenen sexuellen Interesse betrachtet, das sie in Nicks Augen bemerkt hatte.
Fern straffte sich innerlich und wehrte sich gegen die Gefühlswallung, die in ihr aufsteigen wollte.
Wie am Vormittag eilte sie auf der anderen Seite des Marktplatzes an Adams Büro vorüber und sah absichtlich nicht hin.
Kurz darauf hatte sie die Innenstadt verlassen. Wenn sie
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