Broughton House - Haus der Sehnsucht
schlimmer war. Sobald er sich über sie ärgerte, zog er sie mit einer grausamen Bemerkung über Adam auf.
Sicher, anschließend entschuldigte er sich und versicherte ihr, wie schwierig es für einen Mann war, mit der Untreue seiner Ehefrau fertig zu werden; wie großzügig, ja heroisch es von ihm sei, dass er vergessen wollte, was sie getan hatte … Jedes Mal erinnerte er sie daran, wie schockiert und unglücklich ihre Eltern wären, wenn sie die Wahrheit erführen. Er bat und flehte, sie möge ihm vergeben, und versprach, dass er so etwas nie wieder sagen würde.
Wegen ihrer eigenen Schuldgefühle gab Fern jedes Mal nach und war tief im Herzen davon überzeugt, dass sie dieses Leid, diese Strafe für ihr Verhalten verdient hatte.
Ein kurzer Moment außerhalb von Zeit und Raum, eine einzige unbedachte Tat … Wer hätte gedacht dass sie – dass Adam …
Entschlossen verdrängte Fern den Gedanken. Sie durfte nicht mehr daran denken. Auch das gehörte zu der Strafe, die sie sich selber auferlegt hatte.
Die Morgenluft war klar und würzig, und der Wind kündigte einen warmen sonnigen Frühlingstag an. Er zerzauste ihr Haar und erinnerte sie daran, dass sie es eigentlich hatte zurückbinden wollen. Adam hatte ihr Haar sehr gefallen. Er hatte es einmal …
Fern erstarrte und musste einen Moment stehen bleiben. Verzweifelt versuchte sie, das Bild in den letzten Winkel ihres Gehirns zu verdrängen. Sie wollte nicht wahrhaben, welch eine Macht die Vergangenheit über sie hatte.
Es war ein ziemlich langer Weg bis in die Stadt, und Fern beschleunigte ihren Schritt. Sie hatte Roberta versprochen, sich um elf Uhr mit ihr in der Praxis zu treffen.
Nick und sie wohnten in einer hübschen Sackgasse mit viktorianischen Villen am Rand der kleinen Stadt. Das Haus hätte sich mühelos in ein bequemes Heim für eine Familie umwandeln lassen, wenn Nick bereit gewesen wäre, etwas Geld hineinzustecken. Auch ein großer Garten gehörte dazu.
Doch als Fern kurz nach der Hochzeit zaghaft erwähnte, wie schön es wäre, einen Wintergarten an das Haus zu bauen, hatte Nick sogleich abgewehrt. Da er der einzige Verdiener war, könnten sie sich solch einen Luxus nicht leisten.
Fern hatte ihr Bestes getan, um wenigstens die Dekoration zu modernisieren. Sie war richtig stolz auf das Streifen- und Pünktchenmuster gewesen, mit dem sie die altmodischen Tapeten übermalt hatte, und die Vorhänge und die losen Überwürfe, die sie mühsam aus Fabrikresten genäht hatte. Doch Nick hatte sie darauf aufmerksam gemacht, wie stümperhaft ihr Werk wäre.
Gewiss, er hatte es sehr nett und freundlich getan. Trotzdem erinnerte sich Fern genau, wie gekränkt sie gewesen war. Sie hatte vorgeschlagen, ein kleines Essen zu geben, um ihr Haus vorzuführen.
„Darling, das ist unmöglich“, hatte Nick gesagt. „Jeder, den wir einladen, könnte ein künftiger Kunde von mir sein. Ein Blick auf das, was du dir hier geleistet hast, und er würde sich fragen, ob meine beruflichen Kenntnisse ebenso laienhaft sind wie deine Versuche als Innendekorateurin.“
Seine Kritik, die vielleicht berechtigt gewesen war, hatte ihr jede Freude an der Arbeit genommen. Als Nick drei Wochen später verkündete, er hätte einen Maler damit beauftragt, die Räume neu zu streichen, hatte sie ihre Enttäuschung über die praktische, aber sehr schlichte Raufasertapete für sich behalten.
Seitdem fühlte sie sich in dem Haus nicht mehr richtig wohl. Nur die Küche war ihr Reich. Sie hatte versucht, den Raum so fröhlich und warm wie möglich einzurichten, auch wenn sie Nicks Miene ansah, dass ihm die Schalen mit den Krokussen, die Gartenblumen, die sanfte gelbe Wandfarbe und die hübschen Vorhänge und Stuhlbezüge nicht gefielen, die sie dafür genäht hatte.
Von außen wirkte das Haus so sauber und gepflegt wie die anderen in der Sackgasse. Doch innen fehlte es an allem, was ein Haus heimelig machte.
Fern erreichte den Marktplatz mit der Kirche, dem alten Gasthof, den Geschäften und den entzückenden Stadthäusern, die einst reichen Kaufleuten gehört hatten. Adams Büro befand sich in einem dieser originalgetreu restaurierten Gebäude.
Adam … Fern erschauerte schon, wenn sie seinen Namen stumm aussprach. Zum Glück hatte sie die Praxis erreicht.
„Schön, dass Sie da sind“, begrüßte Roberta sie. „Die Sachen sind schon drüben in der Kirche. Ich hatte mich gerade gefragt, ob Sie noch kommen würden.“
„Tut mir leid, ich bin aufgehalten worden“,
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