Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Broughton House - Haus der Sehnsucht

Broughton House - Haus der Sehnsucht

Titel: Broughton House - Haus der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
Vom Netzwerk:
er ebenso denkt. Ich habe ein Alter erreicht, wo mir der Stolz sehr wichtig ist. Natürlich könnte ich ihm sagen, was ich für ihn empfinde, und ihn bitten, mit nach New York zu kommen. Er ist ein sehr begabter Fotograf. Ein solcher Ortswechsel würde seiner Karriere gewiss nicht schaden. Im Gegenteil.“ Sie verzog das Gesicht. „Wir haben uns durch seinen Beruf kennengelernt. Er war mir empfohlen worden, und ich nahm ihn als Ersatz für jemand anders mit. Er ist kein Dummkopf. Aufstrebende Fotografen wie er kämpfen wie die Wilden um Aufträge, die ich ihnen vermitteln kann.“
    Jade schwieg einen Moment.
    „Inzwischen bin ich jedes Mal wahnsinnig eifersüchtig, wenn er ein Model fotografiert. Du weißt, wie besitzergreifend ich sein kann, Nell. Ich bin nicht sicher, ob ich den Druck aushalte, wenn ich mich näher mit ihm einlasse. Falls ich die neue Stelle annehme, wird sie meine ganze Zeit beanspruchen, alle meine Energie. Doch der Gedanke, die Beziehung aufzugeben und Sam zu verlassen …“
    Tränen traten Jade in die Augen, und Eleanor nahm tröstend ihre Hand.
    „Weshalb erzählst du das alles mir und nicht ihm?“, schlug sie freundlich vor. „Lass ihn entscheiden, Jade.“
    „Und wenn er mich zurückweist?“ Kläglich verzog Jade den Mund. „Ich glaube, das überlebe ich nicht. Meine Güte, Nell, weshalb sind wir so gebaut? Wir vermasseln unser Leben mit Männern – und Sex – und leiden beinahe von Geburt an unter unseren Hormonen. Ich habe neulich gelesen, Frauen wären von der Zeugung an zum Scheitern verurteilt. Nur Menschen mit einem ungewöhnlich hohen Anteil an Testosteron wäre Erfolg beschieden.“
    „Hängt das nicht davon ab, was man unter Erfolg versteht?“, fragte Eleanor. „Nimmt man die Männer als Maßstab, trifft die Aussage wahrscheinlich zu. Aber weshalb sollte man? Weshalb beurteilen wir die Männer nicht nach unseren Normen?“
    Das Essen wurde gebracht, und Jade kam auf ihre ursprüngliche Frage zurück.
    „Mir geht es gut“, versicherte Eleanor ihr und schnitt eine Grimasse. „Na ja, so einigermaßen. Louise und ich haben unsere Partnerschaft gelöst. Paul und sie ziehen nach Frankreich und …“
    „Nanu? Kommt das nicht ein bisschen überraschend?“
    „Es war Pauls Entscheidung. Er findet, dass sie dort mehr im Zentrum der Europäischen Gemeinschaft sind. Außerdem wäre die Gegend besser für ihre Söhne.“ Eleanor dachte einen Moment nach. „Ich gebe zu, Louises Kündigung war zunächst ein schwerer Schock. Andererseits kommt sie mir ziemlich gelegen. Allein kann ich das Büro nicht halten. Deshalb werde ich wieder zu Hause arbeiten und bin dann mehr mit den Kindern zusammen. Wir müssen uns zwar ein größeres Haus suchen, aber das ist mir sehr recht. Ich hatte immer schon etwas ländlicher wohnen wollen.“
    Jade erschauerte innerlich. „Verstehe: Regen, Matsch, Langeweile – und noch mehr Regen noch mehr Matsch und noch mehr Langeweile. Ich kenne das, Nell. Ich bin auf dem Land aufgewachsen. Das kann nicht dein Ernst sein!“
    „Doch, es ist mir ernst“, versicherte Eleanor ihr ruhig. „Wir brauchen mehr Platz. Das Haus in Chelsea ist entzückend, aber ich kann mir dort kein Arbeitszimmer einrichten. Für eine ganze Familie ist es viel zu klein. Die Jungen und Marcus’ Tochter kommen nicht gut miteinander aus. Vanessa …“
    „Aha, es geht um Vanessa. Stieftöchter können die Hölle sein, nicht wahr? Vor allem, wenn sie im Teenageralter sind. Ich war selber eine und verstehe, was in dir vorgeht. Aber aufs Land zu ziehen … Du bist doch nicht in diese unsinnige Zurück-zur-Natur-Falle geraten? Durch die rosa Brille aus einer Stadtwohnung betrachtet, mag das Land ja schön sein. Aber dort zu leben? Und was ist mit Marcus? Ich kann ihn mir beim besten Willen nicht auf dem Land vorstellen – oder in einem Lodenmantel.“
    „Du hast das Haus noch nicht gesehen“, erklärte Eleanor eigensinnig. „Es ist genau das, wovon ich immer geträumt habe. Solide, dauerhaft – ein richtiges Heim.“
    „Ein richtiges Heim für eine richtige Familie, der eine richtige Mutter vorsteht. Möchtest du das wirklich, Nell?“
    „Ich bin es den Jungen schuldig, Jade. Ich will nicht, dass sie später auf eine ebenso unglückliche Kindheit zurückblicken wie ich“, sagte Eleanor leise.
    „Menschen machen uns glücklich, Nell, nicht der Ort, an dem wir leben“, antwortete Jade ruhig.
    „Irgendetwas müssen wir unternehmen“, fuhr Eleanor unglücklich fort.

Weitere Kostenlose Bücher