Brown, Dale - Feuerflug
Militär, nicht einmal meiner eigenen Leibwache – al-Khan hatte sie alle in der Tasche, und ich fürchte, dass sie nur auf eine Gelegenheit warten, wieder zuzuschlagen, ohne sich als Verräter zu erkennen zu geben. Die Muslim-Bruderschaft in Ägypten wird bestimmt versuchen, mich zu ermorden und das Land in eine Theokratie zu verwandeln. Sie strebt ein enges Bündnis zwischen Ägypten, Libyen und den übrigen Mitgliedsstaaten der MuslimBruderschaft an, und bei allem ist Zuwayy der Drahtzieher im Hintergrund. Gelingt es mir, seine Verschwörung zu entlarven, kann ich General Baris den Weg zur Präsidentschaft ebnen.«
»Welche Verschwörung meinen Sie?«
»Zum Beispiel die Verschwörung, der mein Mann zum Opfer gefallen ist«, antwortete Susan verbittert.
»Ich weiß, dass al-Khan und Zuwayy beide daran beteiligt waren. Und ich vermute, dass es irgendeine Art Verschwörung mit dem Ziel gegeben hat, den Rückzug der ausländischen Ölgesellschaften aus Ägypten zu erzwingen.«
Sie trat näher an Patrick heran, legte ihm ihre Hände flach auf die Brust und sah ihm tief in die Augen. »Wollen Sie mir nicht helfen? Als Frau eines Präsidenten, der den Märtyrertod gestorben ist, kann ich Ihnen auf vielerlei Weise beistehen.«
Er zögerte, während er angestrengt an ihrem rechten Ohr vorbeistarrte. »Oder ist Ihre Aufgabe beendet? Ist der Grund, weshalb Sie hergekommen sind und Libyen angegriffen haben, hinfällig geworden?«
Patrick schien einen Augenblick lang kurz davor zu sein, schwach zu werden. Seine Schultern sanken herab, seine Augen schlössen sich halb, und er schluckte trocken.
»Ja«, antwortete er hölzern.
»Dann übernehmen Sie einen neuen Auftrag: Helfen Sie mir, die Verräter zu enttarnen und Ägypten vor ihnen zu schützen«, forderte Susan ihn auf.
»Ägypten ist in Gefahr, eine weitere theokratische Diktatur zu werden – oder ein Vasallenstaat von Zuwayys Gnaden, was noch schlimmer wäre. Helfen Sie mir, das zu verhindern. Setzen Sie Ihre Macht für wahre Gerechtigkeit, nicht nur für ein paar Dollar ein.«
Er sah auf Susan herab, und sie merkte, wie sein Blick über ihre Verletzungen an Schulter und Arm glitt und dabei einen mitleidigen Ausdruck annahm. Sie ließ die Hände sinken und trat einige Schritte zurück. »Was haben Sie plötzlich?«, fragte Patrick.
»Sie sollen nicht meine Wunden anstarren, verdammt noch mal!«, sagte Susan aufgebracht. »Sie sollen mich nicht bemitleiden!« Sie zog den Morgenrock absichtlich viel weiter von der linken Schulter, als nötig gewesen wäre, um ihn die schlimmsten Verletzungen sehen zu lassen. »Wollen Sie sie genau sehen? Dann sehen Sie jetzt hin!« Das tat er – und ihr fiel auf, dass er dabei auch die unverletzt gebliebenen Teile ihres nackten Körpers betrachtete. Vielleicht hatte dieser Kerl doch kein Herz aus Stein, wie sie bisher geglaubt hatte. Dies war der richtige Augenblick, ihr Anliegen zu unterstreichen ...
»Wagen Sie bloß nicht, mich zu bemitleiden, McLanahan«, fuhr Susan fort. »Ich trage keine Rüstung wie Sie, aber ich führe diesen Kampf mit allen Waffen, die ich besitze – kaum mehr als die, die Sie hier sehen. Ich brauche Ihr Mitleid nicht.«
Sie ergriff seine gepanzerten Hände, drückte sie und legte ihm dann ihre rechte Hand auf die Brust. »Ich brauche diese starken Hände, Patrick, ich brauche dieses Kämpferherz. Helfen Sie mir! Haben Sie’s satt, als Söldner zu kämpfen, dann sollten Sie versuchen, einmal der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen. Kämpfen Sie für mich.«
Er sagte nichts, aber sein Blick war Antwort genug. Sein anfängliches Mitleid hatte sich in etwas anderes verwandelt, das noch nicht ganz Vertrauen, noch nicht ganz Freundschaft war. Aber er würde zurückkommen.
»Sie werden mich verlassen, nicht wahr?«, fragte sie verdrießlich.
»Das muss ich.«
»Um Ihren Bruder zu begraben. Ich weiß.« Sie senkte ihren Blick. »Und um Ihre Frau zu betrauern. Von Trauer verstehe ich etwas – darin habe ich mich in letzter Zeit geübt.« Sie zog ihren Morgenrock wieder über die Schulter hoch, verstand es aber, bekleidet noch verführerischer zu wirken als zuvor. Patrick setzte seinen Helm wieder auf, ließ die Verschlüsse zuschnappen und trat auf den Schlafzimmerbalkon hinaus. »Patrick.« Als er sich umdrehte, wirkten die käferartig hervorquellenden Helmaugen bedrohlich und komisch zugleich. »Sie werden immer eine Verbündete in Ägypten haben. Ich werde immer für Sie hier sein.«
Er nickte,
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