Brown, Dale - Feuerflug
passiert hatten, fuhr Patrick zum Sportzentrum hinüber. Er lieferte seinen Sohn in der dortigen Kindertagesstätte ab, auf die Bradley sich immer freute, auch wenn es nur für ein bis zwei Stunden war, und zog im Umkleideraum Sportkleidung an. Nach fünf Minuten auf dem Ellipsentrainer und fünf Minuten auf dem Dehnstuhl, um warm zu werden, konnte er loslegen.
Auf den vielen Fernsehschirmen, die den Kraftraum umgaben, liefen Bildberichte über den libyschen Angriff auf Einheiten der ägyptischen König-Menes-Armee, die Salimah verteidigten. Die Zahl der Todesopfer an einem einzigen Tag war erschreckend hoch.
Patrick hatte Mühe gehabt, sich die fünftausend Toten von Marsá Matrũh vorzustellen, und jetzt lagen die Verluste in AlJilf und Al-Kabir vermutlich fast dreimal so hoch.
Marsá Matr ũh, wo vermutlich auch Wendy umgekommen war. O Gott ... Dieser Gedanke brachte ihn dazu, sich an den Kraftmaschinen gewaltig ins Zeug zu legen.
Die Nachrichtensendung schloß mit Berichten über die amerikanische Reaktion auf den libyschen Überfall auf Ägypten – oder vielmehr auf das Fehlen einer Reaktion. Obwohl im Mittelmeer zwei amerikanische Trägerkampfgruppen mit fast hundert Kampfflugzeugen und rund zehntausend Marineinfanteristen standen, unternahmen die Vereinigten Staaten nichts, um Ägypten zu helfen. Es gab strenge Warnungen an Libyen, keine weiteren Neutronenwaffen einzusetzen, weil ihr Einsatz die Gefahr erhöhe, dass der Konflikt weitere Staaten erfasse und binnen kurzem zu einem regelrechten Atomkrieg eskaliere – aber diese Reaktion war weit weniger, als die meisten Amerikaner von ihrem Präsidenten erwarteten.
Nun, dachte Patrick, das ist typisch für diesen Präsidenten: ein Duckmäuser, der gern große Worte schwingt.
Schon nach kurzer Zeit merkte er, dass er seinen Übungsplan völlig ignorierte und schließlich nur noch Hanteln aus den Regalen nahm, manchmal fünfzig Prozent schwerere Gewichte, als er sonst bewältigte, sie immer wieder stemmte, ohne auch nur mitzuzählen, und diese Übungen wiederholte, bis er nicht mehr konnte. Nach zwanzig Minuten absolut mörderischen Krafttrainings gab in seiner linken Schulter etwas nach, und er musste eine Dreißigkilohantel mit einem Schmerzensschrei fallen lassen.
»Alles in Ordnung mit Ihnen, General McLanahan?«, fragte eine Stimme hinter ihm. Als Patrick sich umsah, stand dort Kapitän zur See Fred Jackson, der Kommandeur der Naval Amphibious Base Coronado, der ihn ernstlich besorgt musterte. Jackson war ein hünenhafter Ex-SEAL, der noch immer den Eindruck machte, als könnte er ein Team im Einsatz führen. Sie trainierten manchmal gemeinsam im Kraftraum oder im SEAL-Trainingszentrum auf der gegenüberliegenden Straßenseite, aber obwohl Patrick seit Jahren mit Hanteln trainierte und Jackson mindestens fünf Jahre älter war, konnte Patrick unmöglich mit ihm Schritt halten.
Patrick nickte. »Alles in Ordnung, Fred«, sagte er reumütig. »Meine Jungs haben mir gemeldet, dass Sie auf dem Stützpunkt sind, deshalb wollte ich vorbeikommen und hallo sagen«, fuhr Jackson fort.
»Ich lasse unseren Arzt holen, damit er sich Ihre Schulter ansieht.«
»Nicht nötig«, wehrte Patrick ab.
»Ich lege zu Hause einen Eisbeutel darauf.« Aber Jackson schickte bereits einen Mann los. Einige Minuten später saßen sie sich gegenüber, Patrick mit einem Eisbeutel auf der Schulter.
»Sind Sie über irgendwas wütend, Sir?«, fragte Jackson. »Sie haben ausgesehen, als wollten Sie ein paar Hanteln in die Spiegel werfen.«
»Nein, nur schlecht gelaunt, weil solche kleinen Schmerzen immer häufiger auftreten«, antwortete Patrick.
»Der Preis des Altwerdens ... des Älterwerdens, meine ich«, sagte Jackson.
Patrick nickte zu einem Fernseher hinüber.
»Ich verstehe nicht, weshalb wir drüben in Ägypten nicht mehr tun, und das ärgert mich genauso wie meine Schulter.«
»Ich hätte erwartet, dass Sie in Washington sind und den Präsidenten in dieser kritischen Situation beraten«, sagte Jackson.
»Wie kommen Sie darauf?«
»Wie man hört, sind Sie weiterhin der Kandidat Nummer eins für den Posten des nationalen Sicherheitsberaters«, antwortete der Kommandeur der SEALs.
»Ich dachte, Sie würden dort mitten im Trubel stecken, Grundsatzpapiere ausarbeiten, über Geheimsachen informiert werden und sich darauf vorbereiten, nach Ihrer Nominierung vor dem Streitkräfteausschuss des Senats auszusagen.«
»Deshalb haben Sie mich hier aufgesucht, was, Fred?«,
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