Brown, Dale - Feuerflug
dazu äußern oder sogar aus dem Raum stürmen würde. Aber er wirkte plötzlich völlig verwirrt, wahrend er den Artikel überflog und dabei immer wieder zu Kelsey Duffield hinübersah. »Jon?« Er öffnete den Mund, machte ihn wieder zu, zeigte auf den Artikel, machte ein Geräusch, als wollte er etwas sagen, und starrte dann ins Leere. Helen war verwirrt und leicht frustriert. »]on ...?«
»Sieht so aus, als hätten Sie eine Frage, Dr. Jon«, sagte Kelsey mit spitzbübischem Lächeln. Sie lächelt genau wie Jon, stellte Helen betroffen fest. »Zu dem Artikel?«
»Ich ...« Er schnappte nach Luft wie ein aus dem Wasser gezogener Fisch. Jetzt weiß ich, wie manche Mitglieder seiner Prüfungskommissionen ausgesehen haben müssen, wenn er vor ihnen von Technologien gesprochen hat, die erst in einer Generation Wirklichkeit werden würden, dachte Helen – Jon Masters, das Supergenie, hatte es endlich selbst mit einem kleinen Supergenie zu tun. »Ein Laser-Energiefeld? Ein von einem Laser angeregtes Plasma-Energiefeld? Das ist unmöglich. Sie existieren nicht im selben Raum-Zeit-Kontinuum. Sie können nicht gleichzeitig existieren.«
»Sie arbeiten noch mit dem Begriff von nicht austauschbaren Raum-Zeit-Kontinua, Dr. Jon?«, fragte die kleine Kelsey hörbar überrascht. Sie zuckte mit den Schultern, dann nickte sie wissend. »Nun, wenn Sie wirklich noch der Vorstellung anhängen, dass Energie und Materie in nur einem Raum-Zeit-Kontinuum existieren, in dem sie durch Parameter wie Frequenzen, Masse und Beschleunigung definiert werden, stimmt das wahrscheinlich – sie können nicht gleichzeitig existieren. Aber ich glaube, dass es in jedem messbaren Raum-Zeit-Bereich unendlich viele Kontinua gibt.«
»Das ... das ist lächerlich«, sagte Jon, ohne wirklich davon überzeugt zu sein. »Maße, Wahrscheinlichkeit, Quantifizierung – das alles sind Raum-Zeit-Äquivalente. Mathematisch lässt sich alles beweisen oder widerlegen, aber ich kann nichts bauen – oder verkaufen –, das nur als Gleichung auf einer Wandtafel existiert. Das hätte nicht mal Einstein gekonnt.« Daraufhin wurde Kelsey Duffields Lächeln noch breiter.
»Okay. Wie?«, fragte Jon schließlich.
»Wie viel ist’s Ihnen wert, das zu erfahren?«, warf Hudson rasch ein.
»Wie bitte?«, entgegnete Jon mit absichtlich erhobener Stimme. »Wollen Sie etwa anfangen, hier wie auf einem orientalischen Basar zu feilschen?«
»Das war nicht ungehörig gemeint«, sagte Hudson.
»Aber obwohl ich die meiste Zeit nur einen Bruchteil von dem verstehe, was Kelsey tut oder sagt, hat sie mir immer wieder bewiesen, dass sie von realen Dingen spricht, die auch funktionieren.
Ich habe den größten Teil meines Privatvermögens in sie und ihre Arbeit investiert – und ihre Eltern natürlich auch, wie Sie sich denken können.
Die Duffields wissen selbstverständlich, dass jeder ein Labor betreiben kann – das Schwierige ist, dafür zu sorgen, dass die Produkte eines Labors akzeptiert und in etwas Nützliches und Wichtiges umgewandelt werden. Auch wenn Kelseys Theorien und Experimente noch so revolutionär sind, wird die Welt sie nie akzeptieren, weil sie noch ein Kind ist. Sky Masters genießt einen guten Ruf – den weltweit besten. Deshalb sind wir zu Ihnen gekommen.«
Jon Masters sah zu seiner Frau, dann zu Hudson, zuletzt zu den Duffields hinüber. Kelsey stand mit sittsam gefalteten Händen neben ihrer Mutter. Als er wieder zu seiner Frau hinübersah, lag in seinem Blick die Frage, die er nicht auszusprechen wagte. Helen nickte und versuchte, ihn mit einem schwachen Lächeln aufzumuntern. Jon wandte sich erneut an Kelsey. »Du erzählst uns alles? Legst alles auf den Tisch? Erklärst uns alles?«
»Ja«, sagte Hudson. »Für ein Drittel.«
»Wie bitte?«
»Wir werden teilen, Jon«, sagte Kelsey. Je länger sie sprach, desto schneller schien sie zu altern – binnen weniger Sekunden schienen ihre Stimme, ihr Benehmen und sogar ihr Blick völlig erwachsen geworden zu sein. »Sie und Helen und ich ...«
»Für dich immer noch Dr. Masters, Kleine«, ermahnte Jon sie.
»Ich fühle mich euch viel näher, als solche langweiligen Titel besagen, Jon und Helen«, sagte Kelsey mit einem Lächeln im Blick – vielleicht sogar mit einem Lachen, dachte Jon. »Ich mag euch beide. Ich mag euch sehr. Sie sind wie mein großer Bruder, und Helen ist wie meine große Schwester.«
»Dr. Masters und Ihnen gehören dreiundsiebzig Prozent der ausgegebenen Aktien«, sagte Cheryl
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