Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brown, Dale - Feuerflug

Brown, Dale - Feuerflug

Titel: Brown, Dale - Feuerflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
Vom Netzwerk:
Stärke darin liegt, zu beobachten und zu beraten, statt selbst Entscheidungen zu treffen.«
    »Unsinn, Achmed.«
    »Wie ein berühmter psychotischer, abtrünniger US-Cop einmal gesagt hat: ›Ein Mann muss seine Grenzen kennen‹«, sagte Baris lächelnd.
    Seine Vorliebe für amerikanische Kriminal- und Westernfilme – je gewalttätiger, desto besser – war in ganz Kairo bekannt. »Mich befriedigt die Gewissheit, dass ich im Lauf der Jahre viele Regierungsmitglieder gut und vernünftig beraten habe, und ich glaube, dass ich Allah gedient und Ägypten dadurch zu einem lebenswerteren Land gemacht habe. Das genügt mir.« Er machte eine Pause, betrachtete Susan sorgfältig und fragte dann: »Was ist Ihr Begehr, Sechmet?«
    Susan Salaam antwortete nicht gleich, und Baris sah erstaunt, dass auf ihren Lippen ein schwaches Lächeln stand, als sie schließlich fragte: »Wäre es ein Unrecht, wenn ich sagte: ›Ich wünsche mir den Tod von Zuwayy und al-Khan‹?« Als Baris ihr Lächeln nicht erwiderte, verschwand auch ihres, aber ihr Auge blitzte. »Die Wahrheit, mein alter Freund?« Baris nickte wortlos. Susan wich seinem Blick aus und nickte ebenfalls. »Ich bin froh, dass ich noch lebe. Ich bin froh, dass ich nicht umgekommen bin. Deshalb glaube ich, dass Allah vielleicht einen Grund hatte, sich meinen Tod nicht zu wünschen. Ich habe das Gefühl, noch etwas tun zu müssen.« Sie schüttelte den Kopf und starrte ins Leere, als versuche sie, aus weiter Ferne die Schlagzeile einer Zeitung zu lesen. Dann sah sie wieder den pensionierten General an. Er schluckte, als er in ihrem mandelförmigen dunklen Auge und ihren vollen, aber unschuldig wirkenden Lippen etwas Bedrohliches sah. »Ja, es gibt noch Arbeit zu tun. Mein Mann und Sie hatten das Ziel, Ägypten wieder seine rechtmäßige Position als Führer der Mittelmeerländer und der arabischen Welt zu verschaffen. Dieses Ziel möchte ich weiter verfolgen.«
    »Meine Liebe, die Idee von einer geeinten arabischen Welt ist ein Wunschtraum, sonst nichts«, sagte Baris schmunzelnd, obgleich er das Gefühl hatte, seine Nackenhaare wollten sich leicht sträuben. »Sie dürfen sich von den scheinbaren Erfolgen hochstaplerischer Verrückter wie Zuwayy oder opportunistischer Eiferer wie al-Khan nicht täuschen lassen. Das libysche Volk glaubt keineswegs, dass Zuwayy von einem Wüstenherrscher abstammt, und kein heutiger Ägypter würde jemals glauben, irgendein Mann sei mit gottähnlicher Macht ausgestattet, um unser Land zu regieren. Die Pharaonen sind tot, und dabei soll es bleiben!« Baris berührte Susans Hand, um sie aus ihrem Tagtraum zu wecken, und nickte erleichtert, als sie ihn anlächelte.
    »Auch wenn Sie tausendmal schöner sind als alle Kleopatras Hollywoods zusammen, Sechmet, dürfen Sie sich niemals der Illusion hingeben, die Welt würde ein arabisches Imperium tolerieren.«
    Susans Lächeln wurde schwächer, als sie die Rechte hob, die Augenklappe berührte, dann ihre Finger über die linke Gesichtshälfte und den linken Arm gleiten ließ und sanft die schmerzhaften Narben unter dem Verband berührte.
    »Niemand wird mich jemals für so schön wie Kleopatra halten. Dafür hat Zuwayys und al-Khans Verrat gesorgt.«
    »Hüten Sie sich davor, Hass und Rachedurst in Ihrem Inneren schwären zu lassen«, warnte Baris sie. »Behalten Sie einen klaren Kopf. Verstanden?«
    »Ja, General.«
    »Gut.« In dem Militärhubschrauber gab es ein Computerterminal vor dem Sitz des Nachrichtenoffiziers. Baris nahm dort Platz und loggte sich ein. Auf dem Bildschirm erschienen wie gewohnt die täglichen Geheimdienst-, Status- und Lageberichte.
    »Als Erstes müssen wir Sie in Sicherheit bringen. Ich ...«
    »Ich muss in den Präsidentenpalast zurück«, wiederholte Susan. »Als Erstes muss ich meinen Mann begraben.«
    »Ihr Leben ist in großer Gefahr, wenn Sie das tun«, warnte Baris sie.
    »Ich habe keine andere Wahl. Wollen die Verschwörer mich während oder nach der Beisetzung ermorden, müssen sie’s eben tun – dann werde ich Ägyptens erste Märtyrerin. Meine letzte Pflicht meinem Mann gegenüber besteht darin, dieses Land aus der Trauer um seinen Tod zu führen.« Sie lächelte ihrem Freund zu. »Aber ich möchte nicht, dass Sie sich bei einem vergeblichen Verteidigungsversuch exponieren. Ich möchte, dass Sie außer Sicht bleiben und nur beobachten, weil das Ihre Spezialität ist. Geben Sie mir Ihre besten und zuverlässigsten Offiziere mit. Ich glaube, dass mir bis zur

Weitere Kostenlose Bücher