Brown, Dale - Feuerflug
nötig sein wird«, sagte Susan. »Sie haben sich selbst an Bord interniert – ich sehe keinen Grund, Menschenleben aufs Spiel zu setzen, nur damit wir sie in ein anderes Gefängnis karren können. Kommt, wir wollen versuchen, mit ihnen zu reden.«
»Die Ägypter sind plötzlich ungewöhnlich kooperativ, Muck«, stellte David Luger fest. Er war eben in den Lageraum der ägyptischen Fregatte El-Arish gekommen, in dem Patrick und mehrere andere Night Stalkers sich über Landkarten und Satellitenaufnahmen von Libyen beugten. »Der um uns gezogene Kordon ist vergrößert worden – ihre Wachboote stehen jetzt einen halben Kilometer weiter entfernt. Noch immer in Sichtweite und natürlich in Reichweite ihrer Hubschrauber und in Schussweite ihrer Geschütze, aber das verringert den Druck etwas. Ihre Feuerleitradare und Störsender sind alle abgeschaltet. Sie haben auch zugesagt, Verpflegung, Wasser und Medikamente für unsere Gefangenen zu liefern.« Er legte einen Ordner auf den Kartentisch. »Weitere NIRT-Sat-Aufnahmen, frisch aus der Presse.«
»Gut, gut«, sagte Patrick zufrieden. David betrachtete seinen Freund und ehemaligen Vorgesetzten zutiefst besorgt. Patrick sah todmüde aus; er hatte große dunkle Ringe unter den Augen, und sein Gesicht war blass und abgespannt. Er trug noch immer seinen Ganzkörperpanzer – er hatte ihn vor einigen Stunden nur für kurze Zeit abgelegt, um ihn gründlich zu inspizieren, bevor er ihn wieder angelegt hatte. Das Exoskelett lehnte ganz in seiner Nähe voll geladen und einsatzbereit an einem Schott. »Schon irgendeine Nachricht von Wendy?«
»Nein«, antwortete Luger. »Ich habe über mehrere Kanäle versucht, inoffiziell Unterstützung von der Intelligence Support Agency zu bekommen, Muck, aber dort sind wir jetzt kaum besser angesehen als die Libyer. Sie haben etwas gegen Leute, die auf eigene Faust handeln. Sie würden uns nicht mögen, selbst wenn das Weiße Haus und das Pentagon hinter uns stünden – aber Thorn und Goff haben’s auf uns abgesehen, was alles noch schlimmer macht. Zu viele Köpfe würden rollen, wenn die ISA dabei erwischt würde, dass sie uns hilft.«
Patrick wirkte entmutigt, rieb sich die Augen und ließ den Kopf hängen. »Zum Teufel mit ihnen«, knurrte er. »Mit Jon Masters’ Aufklärungssatelliten, den FlightHawks und ein paar eigenen Erkundungsvorstößen haben wir sie bald aufgespürt.«
»Wenn sie noch lebt.«
»Sie lebt, verdammt noch mal.«
»Ich höre dich laut und klar, Muck«, sagte David Luger nachdrücklich. »Aber ich möchte dich bei dieser Gelegenheit darauf hinweisen, dass wir nicht sicher wissen, ob sie den Angriff überlebt hat. Die Ägypter sagen, dass sie Leichen gefunden haben, darunter auch die von Frauen ...«
»Sie haben das Seegebiet nie vollständig abgesucht.«
»Ich weiß – das Schiff ist nicht in ägyptischen, sondern in libyschen Gewässern gesunken«, verbesserte Luger sich. »Aber die Ägypter konnten die Wrackteile untersuchen, die nach Osten in ihre Hoheitsgewässer getrieben sind. Sie haben keine Überlebenden gefunden. Und falls sie irgendwie doch überlebt hat und den Libyern in die Hände gefallen ist, wird sie an einem streng geheimen Ort gefangen gehalten, bis ihre Vernehmung beendet ist, und dann beseitigt.«
Patrick hob ruckartig den Kopf und funkelte seinen langjährigen Partner zornig an. Aber er wusste auch, was David in seinem Leben durchgemacht hatte – dass er aus eigener Erfahrung sprach. Vor vierzehn Jahren war David Luger, damals Oberleutnant der U.S. Air Force und B-52-Navigator, bei ihrem ersten geheimen Einsatz vom High Technology Aerospace Weapons Center in Nevada aus mit dem umgebauten Bomber B-52 Megafortress, dem sie den Spitznamen »Old Dog« gegeben hatten, als vermeintlich tot auf einem russischen Flugplatz in Ostsibirien zurückgelassen worden, auf dem sie eine Notlandung gemacht hatten. Er hatte überlebt und war jahrelang verhört und einer systematischen Gehirnwäsche unterzogen worden. Der KGB hatte ihn schließlich davon überzeugt, er sei ein russischer Flugzeugbauingenieur, und Luger hatte die russische Stealth-Technologie entscheidend vorangebracht. Nach seiner Befreiung aus russischer Gefangenschaft hatte er sich drei Jahre lang einer intensiven Psychotherapie unterziehen müssen, um wieder normal zu werden.
»Sie lebt, Dave«, sagte Patrick ernsthaft.
»Das weißt du nicht, Muck.«
»Sie lebt, sage ich dir!«
»Patrick, ich will dir nicht widersprechen«, sagte
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