Brown, Dale - Feuerflug
Luger. »Ich werde dir helfen, Libyen auf den Kopf zu stellen, um sie zu finden. Aber ich lasse nicht zu, dass du dein Leben oder das eines unserer Leute bei einem Rettungsversuch aufs Spiel setzt, bevor wir zuverlässige Informationen haben, die ein Unternehmen dieser Art rechtfertigen.«
»Soll das heißen, dass sie’s nicht wert ist, Dave?«
»Du kannst mich mal, Muck«, sagte Luger aufgebracht. »Ich denke wie ein Soldat – und es wird Zeit, dass du das auch tust. Eines würde mich interessieren: Wie viele Menschenleben ist das von Wendy wert? Nur deines? Drei? Fünf? Zehn? Fünfzig?«
»Wir haben ein paar Dutzend riskiert, um dich aus dem Fisikous in Litauen rauszuholen«, sagte Patrick. »Ich hätte tausend mehr mitgebracht, wenn ich gekonnt hätte.«
»Aber ihr wusstet zuverlässig, wo ich war«, erinnerte Luger ihn. »Ohne solche Informationen wäre es sogar für hundert Männer mit Ganzkörperpanzern geradezu Selbstmord, in eine waffenstarrende Festung wie Libyen einzumarschieren. Das weißt du genau.« Patrick ließ wieder den Kopf hängen. Luger seufzte schwer. »Muck, dein Sohn braucht dich«, sagte er. »Warum fliegst du nicht heim? Die CV-22 kann dich heute Abend vom Achterdeck abholen, der Jet von Sky Masters steht in Tel Aviv startbereit, und du kannst morgen früh zu Hause sein. Wir anderen bleiben hier und suchen weiter.« Er machte eine Pause, dann fügte er hinzu: »Und du hast einen Bruder, der betrauert und beigesetzt werden muss.«
»Ich fliege nicht ohne sie zurück«, erklärte Patrick entschlossen. »Tot oder lebendig – ich nehme Wendy mit nach Hause.«
»Damit ist nicht zu rechnen, zumindest nicht bald«, sagte Luger nüchtern. »Die Chancen stehen eins zu tausend, dass wir auch nur erfahren, ob Wendy aufgefischt worden ist, und ungefähr eins zu zehntausend, dass sie noch lebt. Aber falls sie wider Erwarten doch überlebt hat, halten die Libyer sie in Isolationshaft, bis sie wieder gesund ist, was Wochen oder sogar Monate dauern kann. Dann fangen sie an, sie zu vernehmen. Sie wird ihnen für kurze Zeit Widerstand leisten können, aber irgendwann werden sie ihn brechen. Sie werden nicht so wissenschaftlich wie die Russen vorgehen.
Sie werden sie ausquetschen und dann beseitigen.«
»Dave, jetzt reicht’s aber!«, brüllte Patrick.
»Diese Suche geht weiter, und mir ist es scheißegal, für wie aussichtslos du sie hältst. Ich glaube nicht, dass Wendy noch lebt – ich weiß, dass sie lebt. Und solange ich diese Gewissheit habe, arbeite ich daran, sie aufzuspüren und zu retten.
Um deine Frage von vorhin zu beantworten: Ich werde das Leben aller Männer und Frauen, die sich freiwillig für diesen Einsatz melden, riskieren, weil ich weiß, dass Wendy für die Rettung jedes Mitglieds unseres Teams ihr Leben riskiert hätte. Solltest du irgendwelche Probleme mit diesem Unternehmen oder meiner Führung haben, schlage ich vor, dass du das Schiff verlässt und dich über Israel ausfliegen lässt. Bleibst du jedoch an Bord, führst du gefälligst meine Befehle aus. Schluss der Debatte.«
David Luger musterte ihn nachdenklich. Patrick funkelte ihn an, bis Luger schließlich nickte, als habe er sich davon überzeugt, dass Patrick emotional stabil genug war, um das Team weiterhin zu führen.
Im selben Augenblick ging über Patricks subkutanen Mikroempfänger eine Nachricht ein. »Ein Versorgungsboot hält auf uns zu, Patrick«, meldete Hal Briggs. »Es ist noch einen Kilometer südlich.«
»Verstanden«, bestätigte Patrick.
»Du kontrollierst die Lieferung mit deinen Sensoren auf Waffen und Sprengstoff, während sie an Bord gebracht wird. Ich kann jetzt jemanden ablösen, der eine Pause braucht.«
»Ich könnte eine halbe Stunde Pause brauchen, Sir«, funkte Chris Wohl, der an der Backbordreling den nördlichen Sektor überwachte. Kurze Nickerchen waren Wohls Spezialität – Patrick hatte ihn schon tagelang mit nur kurzen Schlafpausen in Aktion erlebt. Wohl schien unbegrenzt lange ohne richtigen Schlaf auskommen zu können.
»Ich komme sofort rauf, Chris«, antwortete Patrick. Er wandte sich an David. »Fregattenkapitän Faruk soll ein paar Männer abstellen, die das Boot ausladen.«
»Okay«, sagte Luger. Er zögerte kurz, dann fügte er hinzu:
»Sorry, Patrick, aber ich musste dir sagen, was ich denke – ich fühle mich für dich und das gesamte Team verantwortlich. Ich liebe Wendy. Aber ich weiß, wovon ich rede.«
»Ich weiß, Texas«, sagte Patrick. Er zog den Stecker
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