Brown, Dale - Feuerflug
aus der Wandsteckdose, legte sein Exoskelett an und setzte den Helm auf.
»Wir finden Wendy, und dann fliegen wir alle nach Hause – miteinander.«
»Unbedingt!«, bestätigte Luger.
Patrick nickte ihm zu und ging nach oben, um Chris Wohl abzulösen.
Der Master Sergeant erklärte ihm kurz die Positionen der ägyptischen Kriegsschiffe um sie herum. Unmittelbar vor der El-Arish lag etwa fünf Kilometer entfernt die Damyat, eine Fregatte der Knox-Klasse, die ihnen den Bug zukehrte, damit ihr 12,7-cm-Geschütz und ihre vier Bugtorpedorohre auf das gekaperte Schiff gerichtet waren. Links und rechts der Damyat lagen die Ramadan und die Badr, zwei in England gebaute Lenkwaffen-Schnellboote mit je einem 7,6-cm-Geschütz, einer doppelläufigen 4-cm-Maschinenkanone und zwei Lenkwaffen des Musters Otomat zur Bekämpfung von Schiffszielen – alle auf sie gerichtet. Patrick rief das taktische Bild aus dem Lageraum der El-Arish auf seinem elektronischen Visier auf, um die Verteilung der restlichen Schiffe in der Umgebung der Fregatte zu studieren. Eine Mischung aus ehemals russischen und chinesischen Patrouillen- und Schnellbooten umgab sie auf allen Seiten, wobei die Konzentration zwischen ihnen und dem Stützpunkt am stärksten war. Patrick streckte die Hände aus. Chris Wohl deaktivierte die großkalibrige Rail Gun, mit der er bewaffnet war, stöpselte das von der Waffe zu seinem Ganzkörperpanzer führende Datenkabel aus, öffnete die Kammer, um sich zu vergewissern, dass keines der Geschosse aus abgebranntem Uran geladen war, und übergab Patrick die Waffe. Die elektromagnetische Rail Gun verschoss Projektile ohne Sprengladung mit einer Mündungsgeschwindigkeit von über fünfzehntausend Metern pro Sekunde, die ihnen solche Durchschlagskraft verlieh, dass sie nach fünf Kilometern noch immer eine einen Meter starke Stahlplatte hätte durchschlagen können. Die mit den Sensoren des Ganzkörperpanzers vom Typ »Zinnsoldat« gekoppelte sehr wirkungsvolle Waffe war für Schiffe, Panzer und Flugzeuge gleichermaßen tödlich.
Patrick stöpselte das Datenkabel bei sich ein, lud die Rail Gun durch, überzeugte sich davon, dass sie gesichert war, und aktivierte sie dann. In seinem elektronischen Visier leuchtete augenblicklich die Anzeige READY auf.
»Ich löse Sie ab, Master Sergeant«, sagte er, weil er wusste, dass der ehemalige Marineinfanterist Wert darauf legen würde, die Wache vorschriftsmäßig zu übergeben.
»Ich bin abgelöst, Sir«, bestätigte Wohl. Trotz des Exoskeletts grüßte er zackig.
»Sieht ziemlich beschissen aus, was, Sarge?«, fragte Patrick mit einer Handbewegung, die einen Teil der ägyptischen Schiffe umfasste.
»Nö. Wir haben sie genau dort, wo wir sie haben wollten, Sir«, behauptete Wohl. Dann verschwand er in Richtung Brükke, um im Kartenraum hinter dem Ruderhaus ein Nickerchen zu machen.
Sieht wirklich hoffnungslos aus, dachte Patrick, als er Wohl nachsah. Warum zum Teufel hast du deine Leute hierher geführt?
Einige Minuten später meldete Luger über Funk: »Castor, hier ist ein Besucher, der dich sprechen möchte.«
»Ich schiebe Wache, Texas. Wenn du nicht mit ihm reden kannst, muss er warten, bis ich abgelöst werde.«
»Die Sache ist eilig, Muck«, sagte Luger. »Der Besucher ist General Baris, Präsident Salaams Sicherheitsberater. Er will unbedingt mit dir reden.«
»Okay, er soll raufkommen.« Kurze Zeit später begleitete Luger einen älteren Mann in einem Zweireiher, einen ägyptischen Seeoffizier und eine Sicherheitsbeamtin aufs Oberdeck. Luger trug einen Aktenkoffer aus Aluminium, der offenbar den Ägyptern gehörte. Patrick beobachtete ihre Annäherung mit seinen Sensoren, während er gleichzeitig die Wasserfläche um sie herum weiter nach Eindringlingen absuchte. »General Baris? Tashar-rafna.«
»Es salam alaikum. Sie sind vermutlich der Mann, der sich Castor nennt?«, fragte Baris in stark akzentgefärbtem Englisch.
Patrick gab keine Antwort. »Ich bin General Achmed Baris, außer Dienst, Sicherheitsberater des ägyptischen Präsidenten. Das hier sind mein Adjutant und meine Leibwächterin.«
»Für Sie alle ist es höchst gefährlich, hier an Bord zu sein«, sagte Patrick mit elektronisch verzerrter Stimme. »Ich versichere Ihnen, dass der Besatzung dieses Schiffs nichts geschieht, wenn sie meine Anweisungen genau befolgt. Ich beabsichtige, die Fregatte bald zurückzugeben, sobald wir genügend Aufklärungsergebnisse gesammelt haben, um gegen die Libyer vorgehen
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