Brown, Dale - Feuerflug
Samãh stationierten Raketen Ägypten nützen, bin ich froh«, antwortete Patrick. »Aber ich denke nicht daran, mich auf ein Frage-und-Antwort-Spiel einzulassen. Gehen Sie hinunter, um mit der Schiffsbesatzung zu reden, oder kehren Sie in Ihr Boot zurück.«
»Sie haben jemanden verloren, der Ihnen nahe gestanden hat, nicht wahr Castor?«, fragte Susan. Patrick gab keine Antwort. »Der Ihnen sehr nahe gestanden hat. Das hört man Ihrer Stimme an, auch wenn sie elektronisch verzerrt ist.« Noch immer keine Antwort. »In Ihrem Metallanzug ist Ihnen bestimmt schrecklich heiß, Castor. Legen Sie ihn ab. Ich tue Ihnen nichts, und ich würde einen amerikanischen Kameraden nie den ägyptischen Behörden ausliefern.« Schweigen. »Dann nehmen Sie wenigstens den Helm ab, damit ich Sie sehen kann. Sie könnten eine Kreuzung zwischen Robocop und Darth Vader sein, aber Ihre Stimme klingt nicht wie die einer dieser Gestalten.«
Patrick hatte keine Ahnung, weshalb er ihrem Wunsch nachkam. Er hatte sie bereits weggeschickt, er hatte Wache, und die Kriegsmarinen zweier Staaten standen bereit, ihn zu vernichten. Aber Patrick nahm die schwere elektromagnetische Rail Gun in die linke Hand, öffnete die Verschlüsse seines Helms und nahm ihn ab.
Als er sie nicht mehr durch sein elektronisches Visier betrachtete, war sie noch schöner. Ihr Haar fiel in schwarzen glänzenden Wellen bis auf ihre Schultern; ihre Lippen waren voll und rot; hohe Wangenknochen betonten ein klassisch schönes Gesicht; ihr dunkler Teint war makellos und machte es noch reizvoller. Ihr gesundes rechtes Auge weitete sich angenehm überrascht, als sie sein Gesicht studierte.
»Das ist viel besser«, sagte Susan befriedigt lächelnd. Sie konnte kaum glauben, wie jung und unschuldig er aussah – sie hatte irgendein grauhaariges altes Schlachtross erwartet. Er sah mehr wie ein High-School-Lehrer als der Führer eines Kommandoteams aus. Und er wirkte nicht im Geringsten gefährlich, obwohl der Blick seiner leuchtend blauen Augen schwer zu deuten war. Dies war offensichtlich nicht sein erster Einsatz in dieser Aufmachung, die ihm aber eigentlich nicht recht stand. »Ich danke Ihnen für diesen Vertrauensbeweis.«
»Sie können jetzt gehen.«
»Wollen Sie mir nicht Ihren Namen sagen? Ich wette, dass Sie nicht Castor heißen. Das ist Ihr Rufzeichen – zumindest bei diesem Unternehmen. Ich habe schon mit vielen SpecialOperations-Teams zusammengearbeitet. Ich war Nachrichtenoffizier bei der Air Force und habe Besprechungen mit Dutzenden von Teams aus allen Teilstreitkräften vor und nach ihren Einsätzen geleitet. Ich weiß recht gut, wie solche Unternehmen ablaufen.«
»Mrs. Salaam, Sie ...«
»Nennen Sie mich Susan. Bitte. Da mein Ehemann jetzt tot ist, gibt es hierzulande kaum noch jemanden, der mich mit dem Vornamen ansprechen wird. In Zukunft bin ich die Witwe Salaam, vor allem im Mittelmeerraum.«
Patrick zögerte, als habe er vergessen, was er eigentlich sagen wollte. Er nickte, ohne sie anzusehen. »Ich bedaure Ihren Verlust, Susan.«
»Und ich den Ihren«, sagte sie. »Ich bin Amerikanerin, ehemalige Offizierin der Air Force, Ägypterin und Witwe, aber in erster Linie eine Frau. Ich spüre, wenn jemand leidet. Sie sind nicht nur ein Teamführer, der im Kampf Männer verloren hat – Sie haben jemanden verloren, der Ihnen sehr viel näher steht.«
Er schien kurz davor zu sein, ihr alles zu erzählen, aber dann sah Susan seine blauen Augen ausdruckslos werden und wusste, dass er noch nicht so weit war. Sie beschloss rasch, ihn nicht zu bedrängen.
»Das tut mir aufrichtig Leid«, sagte sie. »Seien Sie unbesorgt, Sie dürfen an Bord dieses Schiffs bleiben, so lange Sie wollen. Können wir Ihnen irgendwie behilflich sein, brauchen Sie’s nur zu sagen. Die Ressourcen unserer Nachrichtendienste stehen Ihnen zur Verfügung.«
»Haben Sie die Nachfolge Ihres Mannes angetreten?«
»Nein«, gab Susan zu. »Ministerpräsident Kalir übernimmt automatisch die Staatsführung, wenn der Präsident schwer erkrankt oder ... oder tot ...« Susan brach plötzlich in Tränen aus. Sie wandte sich halb von Patrick ab und schluchzte hemmungslos. Dabei wurde ihr bewusst, dass dies das erste Mal war, dass sie um ihren Mann weinte.
Als Susan starke Hände auf ihren Schultern spürte, sah sie auf und erkannte, dass der Unbekannte sie umarmt hielt. Er hatte seine große, merkwürdig aussehende Waffe aufs Deck gelegt und hielt sie so zart umarmt, wie seine gepanzerten Hände
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