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Brown, Dale - Feuerflug

Brown, Dale - Feuerflug

Titel: Brown, Dale - Feuerflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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Salaam machte den Platz am Mikrofon für al-Khan frei. »Bitte lassen Sie Ulama al-Khan sprechen!«
    Als die Abgeordneten wieder zur Ruhe gekommen waren und gespannt auf den Fortgang der sich entwickelnden Konfrontation zwischen den beiden warteten, begann der Geistliche: »Ich bin Allah sehr dankbar, dass Madame Salaam lebt und bei guter Gesundheit ist. Und ich weiß, es stärkt unsere Herzen und wärmt unsere Seelen, dass Madame Salaam das Amt ihres geliebten Gatten anstrebt, der nun bestimmt zur Rechten Allahs sitzt.« Wieder Applaus – nicht für al-Khan, nicht für Susan, sondern für Kamal Ismail Salaam, den ermordeten Präsidenten. Wie konnte er gegen einen Toten ankämpfen? Nur mit juristischen Mitteln – die waren seine einzige Waffe.
    »Aber wenn ich mich nicht irre, muss ein Kandidat fürs Präsidentenamt dem Obersten Gericht oder der Volkskammer angehören«, fuhr al-Khan fort.
    »Auch wenn wir das Andenken an Präsident Salaam hochhalten und glücklich darüber wären, Madame Salaam wieder im Präsidentenpalast zu sehen, kann sie nicht für sein Amt kandidieren, weil sie keiner dieser Institutionen angehört.« Er wandte sich ihr mit einer freundlichen Verbeugung zu.
    »Tut mir Leid, mein Kind, aber so lauten die gesetzlichen Bestimmungen.«
    Im Plenarsaal schienen die Fraktionsvorsitzenden sich zu versammeln. Sie redeten und gestikulierten. Dann machten mehrere von ihnen sich auf den Weg nach vorn zum Platz des Parlamentspräsidenten.
    Das sah überhaupt nicht gut aus. Al-Khans wütender Blick begegnete dem von Parlamentspräsident Jamal Gazali, der auch an der Spitze der Gottesgesellschaft stand, einer religiöskonservativen Splitterpartei, die Koalitionspartner der Nationalen Demokratischen Partei war. Gazali machte al-Khan hastig ein Zeichen, er solle zu ihm kommen. »Was geht hier vor, Gazali?«
    »Nichts Wichtiges, Ulama«, behauptete Gazali. »Die Sache wird in Ordnung gebracht, verlassen Sie sich darauf.«
    »Ich habe Sie gefragt, was hier vorgeht, Gazali.«
    Der Parlamentspräsident sah nervös zum Rednerpult auf. »Es gibt offenbar eine nie aufgehobene Bestimmung, dass die Frau eines Abgeordneten oder Regierungsmitglieds seine Nachfolge antreten kann, wenn ihr Mann im Amt stirbt«, sagte Gazali.
    »Dieses Gesetz wurde nach dem Oktoberkrieg von 1967 verabschiedet, damit die Regierung weiter funktionieren kann, selbst wenn Abgeordnete, die an der Front stehen, fallen sollten ...«
    »Soll das heißen, dass Salaam fürs Präsidentenamt kandidieren kann, obwohl sie nicht mal Ägypterin ist?«, polterte alKhan.
    »Das spielt alles keine Rolle, Ulama«, versicherte Gazali ihm rasch. »Salaam mag die Frau eines gewählten Präsidenten gewesen sein, aber in Friedenszeiten ist diese Bestimmung lediglich symbolisch, sonst nichts.« Gazali tat so, als werde er dringend auf der anderen Seite des Podiums gebraucht, und hastete davon, nachdem er sich nervös vor dem Geistlichen verbeugt hatte. Al-Khan merkte jedoch, dass es sich hier um weit mehr als Symbolik handelte. Wenig später kehrte der Parlamentspräsident an seinen Platz zurück und ergriff das Wort. »Ich bitte um Ruhe im Saal!«, sagte Gazali laut. Sobald einigermaßen Ruhe herrschte, fuhr er fort: »Der ehrenwerte Senior-Abgeordnete aus Alexandria hat den Antrag gestellt, in Bezug auf die Kandidatur von Madame Salaam die gesetzliche Bestimmung anzuwenden, dass die Frau eines Amtsträgers, der vor Ablauf seiner Amtszeit stirbt, ihrem Mann bis zum Ende seiner Wahlperiode im Amt nachfolgen kann. Darauf hat sich unter den Abgeordneten eine hitzige Debatte darüber entwickelt, ob diese Bestimmung auch auf das höchste Staatsamt anwendbar ist.«
    Gazali machte eine Pause, dann sah er zu al-Khan hinüber. Der eisige warnende Blick, der ihm begegnete, erleichterte ihm die Entscheidung über seinen Kurs. Chalid al-Khan war in Ägypten zu mächtig, als dass man riskieren durfte, ihn zum Feind zu haben.
    »Wir registrieren mit Stolz und Zuneigung, wie viel Liebe große Teile unserer Bevölkerung für Madame Salaam empfinden«, fuhr der Parlamentspräsident fort. »Wir erkennen dankbar an, dass Madame Salaam unserem Land im Golfkrieg als Offizierin der amerikanischen Luftwaffe wertvolle Dienste geleistet hat, indem sie unsere Streitkräfte mit wichtigen Informationen, Ratschlägen und Empfehlungen versorgt hat. Sie war die treue, liebevolle Gefährtin unseres geliebten Präsidenten und ist unser aller Freundin. Wir erkennen auch ihre zahlreichen

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