Brown, Dale - Feuerflug
beobachtete ihn und wartete. Der zweite Mann reagierte genau wie erwartet:
Er griff in seine Jacke und zog seine Waffe, eine furchterregende spanische Mini-MP Star Z-84. Susan schwang ihren Stock wie einen Golfschläger, aber ihr Schlag galt nicht der Waffe, sondern dem Kopf des Leibwächters. Das laute Knakken, das sie hörten, kam von seinem gebrochenen Unterkiefer, und der Mann sackte zusammen. Al-Khan starrte die beiden Männer, die sich vor ihm auf dem Boden wanden, sprachlos an. Der ganze Kampf hatte nur wenige Sekunden gedauert, aber der Zustand seiner beiden durchtrainierten Leibwächter schien kritisch zu sein.
»Sie haben offenbar sehr viel mehr getan, als nur eine Stütze des Präsidenten zu sein, Madame.«
Susan hob ihren Stock. Er war nur aus Eichenholz gedrechselt, aber al-Khan sah jetzt, dass der Griff größer, die Spitze zugeschliffen und der Schaft mit dekorativer Einlegearbeit geschmückt war, die ihn rutschfest machte, wenn der Stock als Verteidigungswaffe diente.
»Den Umgang damit haben mich Freunde aus Nevada gelehrt.«
»Sind Sie wahnsinnig, Weib?«, knurrte er. »Sehen Sie sich an, was Sie angerichtet haben! Sie sind eine Verrückte! Oder versuchen Sie, Ihrem lächerlichen Beinamen Sechmet, Göttin der Jagd, gerecht zu werden?«
»Sie sollen wissen, dass Sie und ich Feinde sind, al-Khan«, sagte Susan. Ihre Stimme war leise, aber so hart wie das Eichenholz ihres Stocks.
»Ich weiß, dass Sie die Ermordung meines Mannes inszeniert haben, und ich weiß, dass Sie Ihr Terrornetzwerk dazu benützen, jegliche Opposition zum Schweigen zu bringen oder in den Untergrund zu treiben. Ich weiß, dass Sie von Zuwayy finanziert werden, und ich weiß, dass Sie als Präsident unser Land in die Muslim-Bruderschaft führen und Ägypten in eine Terrorallianz zwingen würden, die das Ende aller westlichen Hilfe bedeuten und uns ins Elend stürzen würde. Aber ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um Sie daran zu hindern.«
In diesem Augenblick kamen weitere Sicherheitsbeamte herangerannt. Baris und al-Khan blafften Befehle, aber Tonfall, Autorität, Status und vermeintliche Gefährdung des Obersten Richters waren weit wirkungsvoller als die des Generals, und Susan Salaam und Achmed Baris wurden grob gepackt und aus dem Parlamentsgebäude geführt.
Draußen warteten Dutzende von Reportern und Fernsehkameras, und die Sicherheitsbeamten blieben zurück, als Salaam und Baris sich ihnen näherten.
»Das war nicht sehr clever, Susan«, sagte Baris halblaut. »AlKhan braucht nur den geringsten Vorwand, um Sie verhaften, des Landes verweisen ... oder ermorden zu lassen.«
»Er sollte wissen, dass wir weiterkämpfen«, sagte Susan energisch. »Was seine Leibwächter erlebt haben, ist nichts im Vergleich zu dem, was er am Wahltag von mir zu erwarten hat.« Sie baute sich vor den Kameras und Mikrofonen auf und begann die Fragen der Reporter zu beantworten.
»Ja, ich habe an der Trauerfeier für meinen Mann teilgenommen«, antwortete Susan auf die erste Frage.
»Auf Anraten von General Achmed Baris, dem Sicherheitsberater meines Mannes, habe ich inkognito daran teilgenommen. Ebenso an der Beisetzung meines Mannes im Grab seiner Familie in Gizeh. Ich danke General Baris und seinem Stab, dass niemand von meiner Anwesenheit erfahren hat. Nachdem die Trauergäste gegangen waren, konnte ich das Beisetzungsritual vornehmen.« Susan hielt die linke Hand noch, an der sie außer ihrem Verlobungsring am Ringfinger einen großen Männerring am Mittelfinger trug.
»Ich habe jetzt Kamals Ehering, und er trägt meinen. Und ich habe ihm Topase auf die Augen gelegt, damit die Himmelssonne ihn nicht blendet, wenn er hinübergeht ...
Ja, ich habe gerade mit Ulama al-Khan gesprochen. Wir haben uns herzlich begrüßt und sind erleichtert, dass wir beide das Attentat nur leicht verletzt überlebt haben. Er hat mir seine Einwände gegen meine Kandidatur sehr gut erklärt, und ich akzeptiere sie voll und ganz. Sie sind Ausdruck seiner Sorge, die Neuwahlen könnten in einer für unsere Nation sehr kritischen Zeit durch verfassungsrechtliche Probleme belastet werden. Ich habe ihm versichert, dass ich tun werde, was für Ägypten und mich das Beste ist ...
Ja, natürlich sollen die Mörder meines Mannes aufgespürt werden – aber nicht, um Vergeltung zu üben, sondern damit sie vor Gericht gestellt werden können. Dies sollte keine Zeit der Rache, sondern der Versöhnung sein. Ich bin sicher, dass mein Mann das gewollt
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