Brown, Dale - Feuerflug
Bemühungen zur Verbesserung der sozialen Lage unserer Bevölkerung an – vor allem durch tatkräftige Förderung des allgemeinen Schulwesens, Unterstützung des Wiederaufbaus der berühmten Bibliothek von Alexandria sowie Rettung und Wiedereingliederung von verwaisten Straßenkindern in unseren Großstädten.
Wir bezweifeln jedoch sehr, dass die erwähnte Bestimmung in Friedenszeiten anwendbar ist«, sagte Gazali langsam und nachdrücklich. »Das Gesetz wurde damals verabschiedet, um sicherzustellen, dass Parlament und Behörden auch dann weiterarbeiten konnten, wenn Abgeordnete oder Regierungsmitglieder auf dem Schlachtfeld geblieben waren. Obwohl diese Ehre in vergangenen Jahren vielen Witwen zuteil geworden ist, sehen wir sie nur als symbolischen Akt, der um der Ehre willen und aus Zweckmäßigkeitsgründen vorgenommen wird, bis Neuwahlen erfolgen können. Weiterhin ist diese Regelung bisher nie auf das Amt des Präsidenten angewandt worden, was nur gut ist, weil zu befürchten ist, sie könnte dieses hohe Amt beschädigen. Ein weiterer Punkt, der berücksichtigt werden muss, ist natürlich die Tatsache, dass Madame Salaam nicht in Ägypten geboren ist und bisher nicht die Voraussetzungen für eine Einbürgerung erfüllt. Deshalb ist Madame Salaam unserer Auffassung nach nicht für das angestrebte Amt qualifiziert, so dass sie ...«
Im Plenarsaal brach das reinste Chaos aus. Die meisten Abgeordneten drohten Gazali mit den Fäusten und schrien ihm Beschimpfungen zu. Einige sprangen sogar auf und wollten das Podium stürmen; sie wurden jedoch von uniformierten Sicherheitsbeamten abgedrängt, die wie aus dem Nichts auftauchten. Solche tumultartigen Szenen hatte die Volkskammer noch nie erlebt, und auch al-Khan konnte sich nicht an derartig emotionale Reaktionen erinnern.
In diesem Durcheinander verließ Ulama al-Khan das Podium, erreichte einen Nebenflur und machte sich auf den Weg zum Hinterausgang. Er wusste, dass er verloren hatte. Die Erinnerung an Kamal Ismail Salaam war zu stark gewesen, und Susan Bailey Salaam war in Ägypten fast so beliebt, wie es ihr Mann gewesen war – wegen ihrer Schönheit, die jeden in ihren Bann schlug, vielleicht sogar noch beliebter.
Mehrere Abgeordnete, die auf Kalirs Seite standen, beschimpften Chalid al-Khan, drohten ihm mit den Fäusten und wollten sogar handgreiflich werden, als er vom Podium stieg. Sicherheitsbeamte des Obersten Gerichts unter Führung von Major Amr Abu Gheit, der al-Khans Leibwächter war, stießen die Protestierenden grob beiseite, wobei einer sogar mit einem Pistolenkolben einen Schlag auf den Kopf bekam.
Diese Dummköpfe!, dachte al-Khan. Bilden Sie sich wirklich ein, mich durch körperliche Gewalt einschüchtern zu können? Einige Abgeordnete wollten ihren Kollegen zu Hilfe kommen, aber Gheit und seine Männer hatten keine Mühe, sie von alKhan fern zu halten, als der Präsidentschaftskandidat den Plenarsaal verließ.
Als er den Nebenflur erreichte, wandte er sich an Major Gheit. »Sie notieren den Namen jedes Abgeordneten, der auch nur gewagt hat, mich böse anzusehen«, befahl er ihm.
»Weshalb? Damit Ihre Schergen auch sie ermorden können?«
Chalid al-Khan fuhr herum und sah sich Susan Salaam gegenüber. Neben ihr stand Achmed Baris, der Sicherheitsberater des ermordeten Präsidenten. Im Hintergrund drängten sich einige Saaldiener und Fraktionsassistenten, die diese Konfrontation der beiden politischen Rivalen fasziniert verfolgten.
»Madame, ich freue mich, Sie lebend zu sehen«, sagte alKhan gelassen. Angesichts der wachsenden Zuschauermenge trat er vor, als wollte er Susan die Hand schütteln, senkte die Stimme und sagte fast flüsternd: »Aber Sie hätten nicht nach Kairo zurückkehren sollen. Ihr Leben in Ägypten ist zu Ende. Gehen Sie in die Vereinigten Staaten zurück und beginnen Sie dort ein neues Leben.«
»General Baris hat mich davor gewarnt, in die Hauptstadt zurückzukehren«, sagte Susan so laut, dass es alle hören konnten. »Ich sollte mich bis kurz vor der Beisetzung versteckt halten und unmittelbar nach ihr wieder untertauchen. Aber ich konnte immer nur daran denken, was meinem Mann und mir in der Al-Ashar-Moschee zugestoßen ist, und wusste, dass ich Ihnen persönlich gegenübertreten musste, um Ihr Gesicht zu sehen, wenn ich Sie direkt anklage ...«
»Mich anklagen? Weswegen?«
»Ich habe rekonstruieren können, was an jenem Vormittag in der Moschee passiert ist. Sie haben die Soldaten der Präsidentengarde, die
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