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Brown, Dale - Feuerflug

Brown, Dale - Feuerflug

Titel: Brown, Dale - Feuerflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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Arkansas International Airport begonnen. Die Besatzung hatte bei der FAA einen normalen IFR-Flugplan aufgegeben und Bangor, Maine, als Zielflughafen und eine McDonnell Douglas DC-10 als Flugzeugtyp genannt. Ungefähr zwanzig Minuten vor der Ankunft in Bangor, wo das Wetter wie im ganzen Nordosten der Vereinigten Staaten außergewöhnlich gut war, ging die Besatzung auf unter achtzehntausend Fuß hinunter und schloß ihren IFR-Flugplan, um nach Sichtflugregeln weiterzufliegen. Die Abmeldung war ein Routinevorgang. Sowie die Maschine auf unter dreitausend Fuß sank, verschwand sie in den Bodenechos der White Mountains im Osten New Hampshires vom Radarschirm. Aus der Sicht der zuständigen Fluglotsen war dies ein völlig normaler Flug. Sie kontrollierten nicht mehr, ob die Maschine Bangor erreichte; dazu waren sie auch nicht verpflichtet.
    In Wirklichkeit ging das Flugzeug nie tiefer. Die Besatzung konnte die Anzeige ihres im Modus C arbeitenden Transponders elektronisch verändern, sodass die Fluglotsen glauben mussten, die Maschine befinde sich vor der Landung im Sinkflug. Die Flugsicherung hatte das Flugzeug nie wirklich auf dem Radarschirm, sondern verließ sich auf das Transpondersignal, das seine Position und Flughöhe angab. Tatsächlich blieb die Maschine in neununddreißigtausend Fuß und flog auf den Nordatlantik hinaus.
    Sobald der Transponder abgeschaltet wurde, war das Flugzeug unsichtbar – weil es in Wirklichkeit keine DC-10, sondern ein modifizierter Bomber B-52H Stratofortress der U.S. Air Force war, der von Sky Masters Inc. unter der Bezeichnung EB52 Megafortress als Versuchsflugzeug zur Erprobung neuer Stealth-Technologien betrieben wurde. Seine Außenhaut und wesentliche strukturelle Bauteile bestanden nicht aus Metall, sondern aus dem Verbundwerkstoff Faserstahl, dessen Beschichtung Radarstrahlen absorbierte. Um die Radarreflexion zu vermindern, war sein riesiges Leitwerk, das ein erstklassiger Radarreflektor gewesen war, durch ein kleines, nach hinten geneigtes, radikal abgeschrägtes V-Leitwerk ersetzt worden. Obwohl die Megafortress ein Abfluggewicht von über zweihundertzwanzig Tonnen hatte und ihre Spannweite größer als die beim ersten Flug der Brüder Wright erreichte Strecke war, hatte sie den Radarquerschnitt eines Vogels.
    Einige Stunden später traf die Megafortress mit der für Luftbetankung eingerichteten wirklichen DC-10 von Sky Masters Inc. zusammen. Eine halbe Stunde später war die EB-52 voll betankt. Mit der DC-10 in lockerer Formation setzte sie ihren Flug über den Nordatlantik fort und schaltete immer wieder kurz ihr Laserradar ein, um sicherzustellen, dass sie außer Sichtweite anderer Flugzeuge blieb.
    Die DC-10 befand sich offiziell auf dem Flug nach Glasgow in Schottland. Ungefähr eine Stunde vor ihrer Landung tankte die Megafortress erneut bei der DC-10. Danach flog die zum Tanker umgebaute große Verkehrsmaschine sofort Glasgow an. Obwohl eine normale DC-10 nach einem Flug über den Nordatlantik noch reichlich Treibstoffreserven gehabt hätte, war ihr Treibstoffvorrat nach dieser zweiten Luftbetankung des Stealth-Bombers gefährlich niedrig.
    Die EB-52 flog über Europa weiter, ohne Freigaben von den zuständigen Flugsicherungsstellen einzuholen. Der Grund dafür war einfach: Da kein Radar sie erfassen konnte, wusste niemand, dass sie dort oben war. Sie überflog ein halbes Dutzend west- und mitteleuropäischer Staaten, ohne dass jemand etwas von ihrer Anwesenheit ahnte. Selbst in verkehrsreichen Lufträumen konnte sie vermeiden, von anderen Flugzeugen gesehen zu werden, indem sie ihre Flughöhe wechselte oder reichlich Abstand hielt.
    John »Bud« Franken, ein pensionierter Fregattenkapitän der U.S. Navy, machte dieser gefährliche Flug richtig Spaß. Als Aircraft Commander (AC) des Versuchsflugzeugs von Sky Masters Inc. kannte er die Fähigkeiten der EB-52 aus langer Erfahrung -aber selbst wenn die Megafortress sich in über elf Kilometern Höhe lediglich im Geradeausflug befand, konnte sie einen in Erstaunen versetzen. Obwohl Franken als ehemaliger Testpilot der U.S. Navy und Chef einer Erprobungsstaffel in den vergangenen zwanzig Jahren alle Marineflugzeuge geflogen hatte – sämtliche Einsatzmaschinen und viele, die nie übers Versuchsstadium hinausgekommen waren –, verblüffte die EB-52 Megafortress ihn noch immer.
    Sein Mission Commander (MC), der in dem geräumigen Cockpit auf dem rechten Sitz saß, war so jung, wie Franken alt war, im Einsatz so unerfahren,

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