Brown, Dale - Patrick McLanahan - 09 - Mann gegen Mann
nur einen schmalen Rückentornister, kugelförmige Geräte auf den Schultern und einen Gerätegürtel mit mehreren kleinen Modulen. Auch sein Helm wies große elektronische Stielaugen auf, aber er war durch ein Visier völlig geschlossen. Briggs hatte Kampfstiefel mit dicken Profilsohlen an den Füßen und eigenartige Verdickungen auf den Rückseiten seiner Waden.
»Stan, Ollie, Sergeant Chris Wohl – für mich ist das eine Bande alter Furzer«, behauptete Briggs. Er ignorierte Wohls finstere Miene. Seine elektronischen »Augen« zeigten ihm den Hubschrauber, der sie ausfliegen würde. »Los, mitkommen!« Ohne krampfhaft zu versuchen, in Deckung zu bleiben, rannte Hal Briggs in die Richtung davon, die ihm sein Navigationssystem anzeigte. Wohl, der ihm auf den Fersen blieb, achtete etwas mehr auf Deckung, wollte aber natürlich nicht zurückbleiben.
Major John »Trash Man« Weston, USAF, hätte schwören können, er habe die Hitzewelle des detonierenden russischen Schützenpanzers noch im Cockpit seiner MV22 Pave Hammer gespürt, obwohl der Kampfzonentransporter mit Schwenkrotoren einige Meilen von der Stelle entfernt stand, an der mitten in einer osteuropäischen Winternacht ein Fahrzeug hochging. »Zinnsoldat, Meldung«, funkte Weston. »Wart ihr für die Explosion verantwortlich?«
»Wir sind unterwegs, Hammer«, meldete Briggs. »Das war unser Schutzengel, der kurz ausgeholfen hat. Wir sind in zwei Minuten da.«
Weston und seine sechsköpfige Besatzung gehörten zu einem Team, das sich »Madcap Magician« nannte und eine Geheimzelle der Intelligence Support Agency darstellte. Die ISA bestand aus vielen solcher Zellen, die einander nicht kannten und über die ganze Welt verteilt waren, um die CIA bei gefährlichen Rettungsaktionen, riskanten Überfällen, Aufklärung und Nachrichtenbeschaffung oder anderen Einsätzen zu unterstützen, die für CIA-Agenten zu »heiß« und fürs Militär aus politischen Gründen nicht ratsam waren.
Dies war der bei weitem riskanteste Einsatz, den Weston und seine Leute jemals als Special-Ops-Besatzung geflogen hatten: Start vom U.S. Special Operations Command auf der Batman Air Base in der Osttürkei, dann übers Schwarze Meer und in die Ukraine hinein, Luftbetankung im Tiefflug durch eine MC130P über dem Osten der Ukraine bei Charkow und anschließend fünfhundert Meilen durch Südwestrussland weiter bis vor die Tore Moskaus.
Aber nach diesem Zwölfhundertmeilenflug begann Westons Einsatz erst richtig. Der Major und seine Crew mussten sich zwischen militärischen und zivilen Radarstationen um Moskau und den Luftwaffenstützpunkt Shukowski hindurchschlängeln und an vier verschiedenen Treffpunkten Ausschau nach einer einzelnen Agentin halten, die sich wahrscheinlich versteckt hielt. Die Suche begann immer mit dem IR-Scanner der MV22: Zeigte ihnen der Sensor, dass sich im Zielgebiet Menschen aufhielten, setzte Weston Briggs und Wohl ab, die das Gebiet um den Treffpunkt nach der Agentin absuchten. Sie hatten weniger als eine Stunde Zeit, sie zu finden, bevor ihre Treibstoffreserve erschöpft war und sie zu ihrem über dem Nordosten der Ukraine kreisenden Tanker MC130P Hercules zurückfliegen mussten, um betankt zu werden. Pro Nacht konnten sie nur zweimal je eine Stunde lang suchen, bevor sie vor Tagesanbruch zur Batman Air Base zurückfliegen mussten.
Ihr einziger Vorteil: Sie wussten, dass die Agentin an einem der vier Treffpunkte warten würde.
Der 32-jährige Flugzeugkommandant, verheiratet und zweifacher Vater, war über Wichtigkeit und Risiken dieses Einsatzes belehrt worden, aber er hatte sich trotzdem freiwillig dafür gemeldet. Auch wenn ihm sein Job manchmal beschissen vorkam, musste der Job einer amerikanischen Spionin noch viel beschissener sein. Besaß er die Fähigkeiten, die für einen Rettungsversuch gebraucht wurden, fühlte er sich verpflichtet, sie einzusetzen. Und mit dem Kampfzonentransporter MV22E Pave Hammer verfügte er über genau das richtige Gerät für diesen Auftrag. Im Vergleich zu ihren Vorgängern wies die MV22E zahlreiche Modifikationen auf: stärkere Triebwerke und für Tiefflug verstärkte Tragflächen; eine Betankungssonde für Luftbetankung; verstärktes Fahrgestell für Landungen auf unbefestigtem Gelände; ultragenaue Systeme zur Satelliten- und Trägheitsnavigation, Nachtsichtgeräte, nach vorn gerichtete IR-Scanner und ein Terrainfolgeradar für Tiefstflüge in Baumhöhe bei jedem Wetter, bei Tag und Nacht; dazu eine vollständige
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