Brown, Dale - Patrick McLanahan - 09 - Mann gegen Mann
der dem BTR27 im Abstand von fünfzig Metern folgte, und blieb darin stecken. Motor und Treibstofftank des Radpanzers explodierten fast gleichzeitig. Der Streifenwagen wurde wie ein Kinderspielzeug in den Straßengraben geschleudert.
Wohl suchte das Gelände weiter mit seinem elektronischen Visier ab. »Infanterie im Anmarsch«, meldete er. »Entfernung drei Kilometer. Sie scheint einen Granatwerfer in Stellung zu bringen. Wir sollten uns beeilen, denke ich.«
»Nebelkerzen, Nebelkerzen!«, befahl Weston. Unmittelbar danach trieben dichte graue Nebelschwaden, die für IREntfernungsmessgeräte undurchdringlich waren, an seinem Cockpit vorüber und ließen nur das Gelände in Startrichtung frei. Dieser künstliche Nebel würde der Granatwerferbedienung hoffentlich das Einschießen erschweren. Los, los, dachte Weston, beeilt euch!
»Granatwerferfeuer! Achtung! « Weston spürte, wie die Detonation sein Flugzeug erzittern ließ, während Erdschollen und Eisbrocken gegen den Rumpf prasselten. Trotz der künstlichen Nebelwand schoss der fachmännisch bediente Granatwerfer sich rasch ein. Noch ein bis zwei Schüsse, dann würden die Russen die richtige Zielentfernung gefunden haben. Weston glaubte fast zu sehen, wie die bösen Jungs die tödliche Werfergranate von oben ins Rohr gleiten ließen, und hörte förmlich das schmetternde Krachen, mit dem sie das Rohr verließ. Die MV22E schwankte auf dem Fahrwerk, und die beiden Triebwerke verschluckten sich rasselnd, als eine Detonation ganz in ihrer Nähe die Luft in Gegenrichtung durch die Propellerturbinen drückte.
Aber während Fratierie die anrollenden russischen Militärfahrzeuge beobachtete, wurde eines nach dem anderen von unsichtbaren Waffen in die Luft gejagt. Das letzte getroffene Fahrzeug ging mit einer gewaltigen Explosion hoch, als seine Ladung aus Werfergranaten detonierte. Aber die nichtmilitärischen Fahrzeuge – ein zweiter Streifenwagen und ein Krankenwagen – blieben unbeschädigt.
»Was war das?« , fragte Weston auf der abhörsicheren Frequenz. »Meldung!«
»Unser Schutzengel hält uns den Besuch vom Hals«, meldete einer der Lademeister. »Jede Menge Sekundärdetonationen. Auf der Straße stehen nur noch ein Streifenwagen und ein Krankenwagen.«
Da schießt jemand verdammt gut, sagte Weston sich. Wind und starker Regen lösten die Nebelwand bereits auf – sie durften also keine Zeit mehr verlieren. »Wie lange dauert’s noch, bis unsere Passagiere an Bord kommen?«
»Alle sind an der Heckrampe. Verwundete wird an Bord gebracht.«
»Verstanden.« Weston schob die Leistungshebel schon mal etwas nach vorn, um schneller abheben zu können. »Sicherung zurückziehen. Beeilung, wir müssen abhauen!«
Als die zur Sicherung der MV22 ausgeschwärmten Lademeister sich zum Flugzeug zurückzogen, blieben sie abrupt stehen und warfen sich dann zu Boden. Wegen des Triebwerkslärms konnte Weston das schrille Pfeifen einer anfliegenden Werfergranate erst im letzten Augenblick hören. Und während er hilflos nach draußen starrte, verschwand einer seiner Männer in einem Lichtblitz, der von einer schmetternden Detonation begleitet wurde – keine dreißig Meter vom Flugzeug entfernt!
»Jesus!« , rief der Kopilot. »Candy hat’s erwischt! Triggerman, Flex, er liegt östlich von euch, seht nach, ob ihr Candy helfen könnt!«
»Negativ«, widersprach Weston sofort. Das war die schwierigste Entscheidung seines Lebens, aber er traf sie, ohne eine Sekunde zu zögern. »Candy hat einen Volltreffer abgekriegt. Seht zu, dass ihr an Bord kommt. Beeilung!«
»Boss, wir dürfen keinen unserer Männer zurücklassen …«
»Geht nicht anders«, entschied Weston knapp. »Alle Mann an Bord! Flex, woher ist diese Granate gekommen?«
»Aus Norden, von der anderen Seite des Flusses«, meldete Fratierie. »Die Stellung ist nicht genau zu erkennen, aber sie muss nördlich des Flusses, wahrscheinlich jenseits der Brücke liegen. Aces, Aces, können Sie den Granatwerfer nördlich unserer Position ausmachen?«
»Flex, geben Sie mir einen Countdown, wann alle an Bord sind.«
»Zwanzig Sekunden, Boss … fünfzehn … zehn … Heckklappe schließt sich, alle an Bord! Start frei! Los! «
Weston schob beide Leistungshebel bis zum Anschlag nach vorn, und die MV22 hob ab. Sein Daumen betätigte den Schalter, der die Triebwerksgondeln leicht nach vorn neigte, sodass die Maschine rasch schneller wurde. Bei zunehmender Vorwärtsgeschwindigkeit lieferten die Tragflächen der MV22
Weitere Kostenlose Bücher