Brown, Dale - Patrick McLanahan - 09 - Mann gegen Mann
Radarstationen ausschalten und Panzer und Infanterie bekämpfen können – also Maschinen aus dem HAWC, stimmt’s?«
»Ja, Sir.«
»Setzen Sie sich mit Doug, Lester und General Venti zusammen, lassen Sie das Unternehmen anlaufen«, sagte der Präsident. »Informieren Sie mich, sobald es anläuft.«
»Wollen Sie darüber nicht erst mit den übrigen Ministern, den Stabschefs und den Fraktionsvorsitzenden im Kongress sprechen?«
»Bob, wenn die Verfassung in den letzten zwanzig Minuten nicht außer Kraft gesetzt worden ist, bin ich der Oberbefehlshaber«, sagte der Präsident. »Sie sind mein Verteidigungsminister und nationaler Sicherheitsberater, und der Vizepräsident ist der Chef meines Stabes. Ich kenne das Projekt Sirene und denke, dass ich eine Vorstellung davon habe, wie schwierig eine Rettungsaktion dieser Art tief im Feindesland ist. Deshalb beauftrage ich Sie damit, das Unternehmen mit Unterstützung Ihrer Geheimdienst- und Militärberater zu planen und sofort in die Tat umzusetzen.«
»Aber … aber was ist, wenn irgendwas schief geht?«, fragte Goff. »Wollen Sie ein so brandgefährliches Unternehmen einfach genehmigen, ohne zuvor über alle Gefahren und möglichen Auswirkungen nachzudenken?«
»Hätten wir genügend Zeit, würde ich’s tun. Aber ich vermute, dass die Zeit drängt. ISA und HAWC sind gut gewählt. Setzen Sie sie in Marsch.«
Goff, der sich wie vor den Kopf geschlagen fühlte, konnte nur nicken. Der Präsident nickte ebenfalls und setzte sich wieder an den Computer. Goff ging zur Tür, blieb aber noch einmal stehen und sagte: »Dieses Unternehmen könnte eine Katastrophe werden, Mr. President. Wollen Sie wirklich nicht noch etwas länger darüber nachdenken?«
Ohne von seiner Arbeit aufzusehen, fragte der Präsident: »Sie haben in letzter Zeit nicht mehr regelmäßig meditiert, nicht wahr, Bob?«
Goff schüttelte den Kopf und schmunzelte. Hier ging es um Thorns politisches Überleben; das wusste der Präsident, aber es schien ihn nicht sonderlich zu stören. »Ich lasse das Unternehmen sofort anlaufen, Sir.«
4
Unweit des Luftwaffenstützpunkts Shukowski (zwei Abende später)
»Nasrat f karman!« , rief einer der Obdachlosen aus, als die Unbekannte aus dem Schatten auftauchte. »Na, wer kommt denn da?«
Die fünf Obdachlosen unter der Brücke kamen langsam auf die Beine, als die Frau in dem Jogginganzug sich ihrem winzigen Lagerfeuer näherte. Draußen fiel wieder eisiger Regen, den der stärker werdende Wind schräg vor sich hertrieb; bald würde es wieder schneien, und diesmal sah es nach einer geschlossenen Schneedecke aus.
Selbst in dem schwachen Lichtschein konnten die Obdachlosen erkennen, dass die Frau unkontrollierbar zitterte. Sie mochte einmal hübsch gewesen sein, aber jetzt war ihr Gesicht blass und ausgezehrt. Ihr Jogginganzug, ein teurer Importartikel, war schmutzig und mit angefrorenem Schlamm und Laub bedeckt. »Wer bist du denn, Sika? «
» Pamagitje … pamagitje mnje pashalujsta. Ich … ich brauche Hilfe, bitte«, stammelte die Frau mit zitternden, aufgesprungenen Lippen. »Bitte … bitte helft mir.«
»Einem hübschen jungen Ding wie dir?«, fragte der größte der fünf Kerle, offenbar der Anführer der Gruppe. »Logisch, Schätzchen! Von uns kannst du alles haben.« Er strich sich seinen dichten, verfilzten Bart, fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. »Das kostet dich natürlich was. Aber mach dir deswegen keine Sorgen. Es hilft dir, wieder warm zu werden.«
Linda Mae Walentina Masljukowa hob ihre rechte Hand, in der sie die Polizeipistole hielt. »Keine Bewegung, Arschloch«, sagte sie mit schwacher Stimme. Die Obdachlosen erstarrten, glotzten die Waffe sprachlos überrascht an. »Ich will nur eine Decke und etwas Essen. Mit der Polizei will ich so wenig zu tun haben wie ihr.« Zwei Tage bei eisigem Regen ohne Dach über dem Kopf, ohne Nahrung und warme Kleidung hatten endlich ihren Tribut gefordert. Sie sagte sich, es sei besser, diese Obdachlosen unter der Brücke um Hilfe anzugehen, als zu riskieren, sich in der Kneipe sehen zu lassen. »Gebt mir das Zeug, dann …«
Ein Stück Treibholz kam aus dem Nichts und traf sie genau am Hinterkopf. Die vor Unterkühlung schon halb ohnmächtige Masljukowa brach lautlos zusammen.
»Bist du meschugge?«, brüllte der Bärtige den Kerl an, der sich in den Schatten versteckt gehalten und Linda von hinten niedergeschlagen hatte. »Warum hast du sie k.o. geschlagen? Ich hab keine Lust, eine
Weitere Kostenlose Bücher