Brown, Dale - Patrick McLanahan - 09 - Mann gegen Mann
oder Gefälligkeiten annehmen darf«, sagte er. »Würde ich im Apartment von Sky Masters wohnen – selbst in deiner Begleitung –, sähe das ziemlich verdächtig aus. Unsere Beziehung zu Jon und Sky Masters ist sowieso schon zu eng, auch ohne dass er mir seine Rechtsverdreher schickt, damit sie mir helfen, die Air Force in die Mangel zu nehmen.«
»Das würde nicht passieren – und das bietet Jon auch gar nicht an.«
»Ich weiß, ich weiß. Aber trotzdem …« Er zuckte mit den Schultern. »Irgendwas passiert hier. Die Dinge ändern sich.«
»Wie meinst du das, Patrick?«
Er dachte einen Augenblick über seine Empfindungen nach, trank dann einen weiteren Schluck Wein und zuckte erneut mit den Schultern. »Wendy, ich habe nur getan, was ich immer getan habe: Ich habe vor einem Problem, einer Krise gestanden und versucht, nach besten Kräften und mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln etwas dagegen zu tun. Vor zehn Jahren wäre das noch in Ordnung gewesen. Heute habe ich deswegen ein Disziplinarverfahren am Hals. Die Dinge haben sich verändert. Ich habe das Gefühl, mich mit ihnen ändern zu müssen, sonst … sonst ist meine ganze Existenz gefährdet.« Patrick starrte blicklos ins Leere, als rufe er sich die Gesichter seiner toten Freunde in Erinnerung, um sie zu bitten, ihm zu helfen, die richtige Antwort zu finden. »Ich weiß selbst nicht, ob ich mich gegen das Verfahren wehren und in den Ruhestand treten, ob ich mich dagegen wehren und gewinnen oder ob ich mich dagegen wehren und ins Gefängnis gehen will.«
Wendy starrte ihn ehrlich überrascht an. »Warum zum Teufel weißt du das nicht?«
»Weil ich das Gefühl habe, außerhalb der Air Force könnte es ein alternatives Leben geben – einen neuen Weg, der vor mir zu liegen scheint und den ich verpasse, wenn ich tue, was alle von mir erwarten, und mich gegen das Verfahren wehre. Ich glaube, dass ich glücklicher wäre, wenn ich einfach geschehen ließe, was nun mal geschieht.«
»Das klingt nicht gerade nach dem Patrick McLanahan, den ich kenne.«
»In meinen Ohren auch nicht«, gab Patrick aufrichtig zu. »Ich weiß, dass ich Freunde habe, glaube sogar, so viele mir unbekannte Freunde zu haben, dass ich’s auch mit dem Pentagon aufnehmen könnte. Aber wenn ich den Weg, der mir zu gehen bestimmt ist, nicht sehen kann, glaube ich nicht, dass ich ihn eher finde, wenn ich einen Buschbrand lege.« Er drückte Wendy fester an sich. »Ich weiß, dass ich mit dir darüber reden müsste, was ich tun und sagen werde, wenn ich in Washington bin, dass wir gemeinsam darüber diskutieren und entscheiden sollten. Ich weiß auch, dass ich einen Plan haben und eine Vorstellung davon haben sollte, was ich von meiner Karriere und meinem Leben erwarte. Aber wenn ich ganz ehrlich sein soll, habe ich keine Ahnung, was ich tun werde. Sicher weiß ich nur, dass ich nicht mit einem Haufen Anwälte ins Pentagon marschieren und versuchen will, die Bonzen zum Kampf herauszufordern. Ich habe keine Angst davor, dass ich unterliegen könnte – ich fürchte mich nur davor, so viel Rauch und Verwirrung zu erzeugen, dass ich den für mich richtigen Weg nicht mehr sehen kann.« Wendys Haltung war leicht verkrampft, und ihre Finger, die seinen Oberschenkel streichelten, wirkten steif und leblos. »Was hast du, Sweetie?«
»Ich habe das Gefühl, dass du … dass du alles satt hast«, antwortete Wendy »Du hast die Bürokratie satt, du hast die Kämpferei satt, du hast es satt, immer wieder unter strenger Geheimhaltung dein Leben zu riskieren. Ich wollte, du könntest dich ausruhen, aber ich weiß auch, dass es dafür noch zu früh ist. Ich sehe nur das Gute, das du bewirkt hast, und den Beitrag zur nationalen Sicherheit, den du leisten könntest.« Sie wandte sich ihm zu. »Terrill hat dir die Chance geboten, in den Ruhestand zu treten: eine ehrenhafte Entlassung, ungekürzte Bezüge und Löschung aller Verweise aus deiner Personalakte. Ich weiß, dass du den von ihm gesetzten Termin hast verstreichen lassen, aber angesichts deiner Leistungen und Verdienste um unser Land dürfte sein Angebot noch eine Weile gültig sein. Ich denke, du solltest es annehmen.«
»Um in Arizona für Jon, Helen und dich zu arbeiten?«
»Du wärst wieder Vizepräsident einer bedeutenden High-Tech-Firma, würdest das Doppelte deines Gehalts als Brigadegeneral verdienen, hättest höhere Pensionsansprüche und bekämst Aktien, die ihren Wert alle zwei Jahre verdoppeln«, sagte Wendy »Jon erzählt
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