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Brown, Dale - Patrick McLanahan - 09 - Mann gegen Mann

Brown, Dale - Patrick McLanahan - 09 - Mann gegen Mann

Titel: Brown, Dale - Patrick McLanahan - 09 - Mann gegen Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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jetzt geschnappt worden. Hätte sie mit den Obdachlosen gesprochen, die unter Umständen von der Polizei vernommen werden würden, hätten sie sie bestimmt verraten. Hey, wie findest du das?, fragte sie sich – vielleicht versteht dein Führungsoffizier seine Sache wirklich!
    Als ein grauer Tag zögernd heraufdämmerte, hatte Linda Mae den Treffpunkt erreicht. Neben einer weiteren NordSüd-Brücke über den Fluss lag ein unbefestigter Parkplatz, auf dem Sommerurlauber Kajaks und Schlauchboote abluden, um sich dann den Fluss hinuntertreiben zu lassen. Früher hatte es hier auch einen kleinen Zeltplatz für Bootswanderer gegeben, aber dieser Platz war durch mangelnden Unterhalt und Missbrauch durch Drogenhändler und Obdachlose so heruntergekommen, dass dort niemand mehr zelten wollte. Auf einem der etwa zwölf Plätze stand noch ein klappriger Picknicktisch. Das war ihr Treffpunkt.
    Der steinige Boden war leicht gefroren, aber am Rand des Parkplatzes stand ein Wäldchen, in dem sie sich verstecken konnte. Ihre Aufgabe war es nun, ein gutes Versteck zu finden und zu warten. Irgendwann im Lauf des Tages würde ihre Kontaktperson am Treffpunkt aufkreuzen und sich ihr irgendwie zu erkennen geben. Sie musste tagsüber und in der kommenden Nacht versteckt bleiben. Bestimmt, sagte sie sich, wurde längst nach ihr gefahndet. Bestimmt, hoffte sie, hatte die Fluchthilfeorganisation von der Bluttat auf dem Stützpunkt erfahren und würde in Aktion treten. Bestimmt, redete sie sich ein, würde ihre Kontaktperson erkennen, dass sie auf der Flucht war, und schon heute Vormittag kommen.
    Aber die Stunden verstrichen, ohne dass jemand sich auf dem Zeltplatz blicken ließ. Sie konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten, und ihre Lippen zitterten vor Angst und Einsamkeit. Nichts. Sie hatte sich noch nie so allein, so hilflos gefühlt.
    Da es jetzt Tag war und sie sich weniger als einen Kilometer von der Straße und der Brücke entfernt befand – wenn sie die Autos sehen konnte, sahen deren Insassen vermutlich auch sie –, blieb Linda Mae nichts anderes übrig, als in den dichtesten Teil des kleinen Wäldchens zurückzuweichen, in den tiefsten und dunkelsten Graben zu kriechen, den sie finden konnte, und dort zu warten. Der Fluss war dort nur wenige Meter von ihr entfernt, aber sie wagte nicht, tagsüber ans Wasser zu gehen, um zu trinken. Auf dem Parkplatz südlich der Straße gab es sogar einen ImbissStand, an dem die Beschäftigten eines Schrottplatzes und eines Sägewerks südlich der Straße vor Arbeitsbeginn Halt machten, um einen Kaffee zu trinken und einen Happen zu essen. Eine leichte Brise trug Kaffeeduft und den Geruch von Schmalzgebackenem bis in ihr Versteck. Linda Maes Frühstück bestand immer aus einem zusammengerollten Pfannkuchen mit Marmelade, Kompott oder Frischkäse und Kaffee mit Sahne, und diese Gerüche machten ihr erst recht bewusst, wie ausgehungert sie bereits war.
    Eine unmögliche Situation!, dachte sie grimmig. Sie hatte jahrelang für ihre Flucht geübt, ihre Anweisungen auswendig gelernt und sich vorgestellt, wie alles genau ablaufen würde, und immer geglaubt, sie werde gut zurechtkommen, wenn es einmal so weit sei. Aber jetzt war sie kaum zwölf Stunden auf der Flucht – und bezweifelte schon, dass sie noch weitere zwölf Stunden würde durchhalten können. Ihr Führungsoffizier hatte gesagt, es könne Tage dauern, bis die Fluchthilfeorganisation aktiviert wurde, und danach müsse die Kontaktperson entscheiden, wann eine Verbindungsaufnahme ungefährdet möglich war. Und Linda durfte nicht automatisch annehmen, dass die erste Person, die auf dem Zeltplatz erschien, ihre Kontaktperson war, sondern musste abwarten und beobachten, um sich zu vergewissern, dass sie oder er wirklich die oder der Richtige war. Schlaf war unmöglich – jeder Laut, jedes Motorengeräusch, jede Stimme, die sie hörte, konnte von jemandem stammen, der sie gefangen nehmen wollte.
    Von ihrem Versteck aus konnte sie den Parkplatz und den ehemaligen Zeltplatz überblicken. Zwei Obdachlose kamen vorbeigeschlurft und durchstöberten die Mülltonnen. Zu Linda Maes Entsetzen fuhr im nächsten Augenblick ein Streifenwagen vor, dessen Besatzung sich die beiden Männer schnappte und mitnahm. Die Polizei war überall, aber sie blieb bewusst außer Sicht und stürzte sich auf jeden, der verdächtig wirkte. Nach der Festnahme der Obdachlosen suchten die Polizeibeamten rasch die nähere Umgebung ab. Sie nahmen sich das Unterholz am

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