Brown, Dale - Patrick McLanahan - 09 - Mann gegen Mann
dem sie Halt machte, um mit ihm zu schwatzen, zu flirten oder ihn sonst wie zu umgarnen, damit sie sich lange genug dort aufhalten konnte, um die aufgezeichneten Gespräche herunterladen zu können.
Sie konnte auch abhören, was sie zuvor heruntergeladen hatte – das war gefährlich, aber es half mit, ihr die Wichtigkeit ihres Auftrags bewusst zu machen, damit sie wusste, weshalb sie ihr Leben riskierte, um den Vereinigten Staaten diese Informationen zu verschaffen. Seit bei Metjor plötzlich Hochbetrieb herrschte, hatte Linda Mae angefangen, die immer unheimlicheren Downloads abzuhören. Aber diese neue Entwicklung war noch beängstigender. Anscheinend sollte die Mt179 tatsächlich eingesetzt werden, um …
Hinter ihr knirschten Autoreifen über den Kies. Da sie Ohrhörer trug, gab sie vor, dieses Geräusch nicht wahrzunehmen. Sie stellte den Rekorder ab, schaltete wieder auf russische Rockmusik um, zog den Reißverschluss ihres Jogginganzugs weit herunter, während sie angeblich Dehnübungen machte, und nahm dann die Ohrhörer heraus.
»Prastitje, gaspasha« , sagte ein Mann hinter ihr. Sie spielte die Überraschte und drehte sich um. Dort stand ein mit zwei Uniformierten besetzter Streifenwagen des Sicherheitsdiensts. Da seine Blinklichter nicht eingeschaltet waren, war dies vielleicht keine Kontrolle, sondern nur eine freundliche …
In diesem Augenblick schaltete der Sicherheitsbeamte am Steuer die rot-blauen Blinklichter ein. Scheiße, was wollen die Kerle von mir?
»Da?« , fragte Linda Mae mit ihrem entwaffnendsten, verführerischsten Lächeln und ließ etwas von ihrem Südstaatenakzent in ihr Russisch einfließen, um zu versuchen, die beiden zu verwirren. »Was gibt’s denn, Jungs?«
»Wir möchten Ihnen ein paar Fragen stellen«, sagte der ausgestiegene Sicherheitsbeamte. »Kommen Sie bitte mit.«
»Aber wozu denn?«
»Das erklären wir Ihnen alles in der Sicherheitszentrale, gaspasha «, antwortete der Mann. In diesem Augenblick fiel Linda Mae auf dem Kofferraum des Streifenwagens eine ungewöhnliche Antenne auf, die vermutlich zu einem Scanner zum Aufspüren ungenehmigter Empfänger gehörte. Das war eine Neuerung. Sie musste von außerhalb des Stützpunkts gekommen sein, denn wenn der Kommandeur irgendwelche elektronischen Geräte brauchte, wandte er sich sonst an das Labor, in dem Linda Mae arbeitete.
»Charascho« , bestätigte Linda Mae. Sie trat auf den Sicherheitsbeamten zu. Sobald die Scheinwerfer sie nicht mehr blendeten, warf sie einen Blick ins Innere des Wagens. Kein Hund. Der andere Mann saß weiter mit angelegtem Sicherheitsgurt am Steuer, hielt das Mikrofon seines Funkgeräts in der rechten Hand, beobachtete lässig, wie sie herankam, und hatte eine Zigarette zwischen den Fingern der linken Hand. Er rechnete offensichtlich mit einer routinemäßig verlaufenden Festnahme.
Sie wusste, dass sie auf keinen Fall in den Streifenwagen einsteigen durfte.
Der erste Sicherheitsbeamte, der eine lange Stabtaschenlampe in der linken Hand hielt, griff mit der anderen Hand hinter sich, um ein Paar Handschellen vom Koppel loszuhaken. Als Linda Mae sich ihm näherte, reagierte er genau wie erwartet: Er starrte ihre Titten an, hielt den Strahl seiner Taschenlampe auf den Ausschnitt ihrer Jacke gerichtet. »Bitte legen Sie die Hände auf den Rücken«, befahl der Sicherheitsbeamte ihr in nicht allzu energischem, fast entschuldigendem Tonfall.
»Meinen Sie so?« Linda Mae legte ihre Hände auf den Rücken, ohne sich dabei umzudrehen, was ihre Titten noch stärker hervortreten ließ. Der vor ihr Stehende hatte nur noch Augen für diesen Anblick.
Sie wusste nicht, woher sie die Kraft für ihre Reaktion nahm. Vielleicht daher, dass sie genau diese Situation schon so lange befürchtet hatte. Vielleicht war ihr Verhalten eine heldenhafte Trotzreaktion. Vielleicht hatte sie auch nur zu viele Folgen von Charlie’s Angels gesehen. Jedenfalls passierte es einfach wie von selbst, ohne dass sie sich den Kopf darüber zerbrochen hätte, ob es sicher oder vernünftig oder sonst etwas war. Gefängnis, Vernehmungszentrum, die Hölle – oder die Cayman Islands. So oder so war sie jetzt unterwegs.
Als der Uniformierte, der weiter nur ihre üppigen weißen Brüste anstarrte, einen Schritt auf sie zumachte, trat Linda Mae blitzschnell nach ihm. Sie verfehlte ihr Ziel und traf nur das Schienbein des Sicherheitsbeamten. Aber der Mann stand einen Augenblick wie gelähmt da, als könne er nicht glauben, was sie
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