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Brown, Dale - Patrick McLanahan - 09 - Mann gegen Mann

Brown, Dale - Patrick McLanahan - 09 - Mann gegen Mann

Titel: Brown, Dale - Patrick McLanahan - 09 - Mann gegen Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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getan hatte, was ihr Gelegenheit gab, nochmals zuzutreten und diesmal besser zu zielen. Ihr rechter Laufschuh traf ihn mit voller Wucht zwischen den Beinen. Er stieß einen dumpfen Schmerzenslaut aus und krümmte sich weit zusammen. Sie war sofort neben ihm und trat ihm mit dem linken Fuß seitlich ans linke Knie. Das Gelenk gab nach, und er kippte nach links, sodass seine rechts getragene Pistole in ihrem bereits geöffneten Halfter zugänglich war. Linda Mae riss die Waffe heraus. Er griff nach ihr und bekam sie auch beinahe zu fassen, aber sie entwand sich ihm rasch.
    » Astanawliwatsja! Stehen bleiben!« Der zweite Sicherheitsbeamte, ein viel jüngerer Mann, wusste offenbar nicht recht, was er tun sollte – aussteigen, Unterstützung anfordern oder seine Pistole ziehen –, deshalb versuchte er, alles gleichzeitig zu tun. Er schien sich wie im Zeitlupentempo zu bewegen, während Linda Mae den Eindruck hatte, alles laufe dreimal schneller als normal ab.
    Die Pistole, die sie dem ersten Uniformierten abgenommen hatte, war unerwartet schwer, aber dafür ließ der Abzug sich viel leichter betätigen, als Linda Mae erwartet hatte. Ganz wenig Druck genügte bereits, um zwei Schüsse abzugeben. Der erste Schuss ging durchs Beifahrerfenster in den Wagen, ließ die Seitenscheibe zersplittern und zertrümmerte den Tacho. Der zweite Schuss ging irgendwo übers Autodach. »Raus aus dem Wagen!«, kreischte Linda Mae. »Los, los, aussteigen!«
    »Halt! Keine Bewegung!«, befahl der Fahrer ihr. Er drückte die Sprechtaste. »Überfall! Widerstand mit Waffengewalt! Schickt sofort …«
    Linda Mae wollte nur das Funkgerät treffen – zumindest redete sie sich das selbst ein. Aber als sie aufhörte, den Abzug zu betätigen, war auch das linke Fenster zersplittert, und der Kopf des Fahrers glich einer zerhämmerten Kokosnuss mit blutgetränkten Haarsträhnen, die ein grässliches blutiges Loch umgaben.
    Sie musste ihre gesamte körperliche und emotionale Kraft aufwenden, um an die Fahrertür zu treten, über die Lache aus Blut, Gehirnmasse und Knochensplittern im Schoß des Toten hinweg den Sicherheitsgurt zu lösen und die Leiche aus dem Wagen zu zerren. Vor dem Hintergrundgeräusch des in ihren Schläfen pochenden Bluts hörte sie den ersten Kerl aufgeregt brabbeln – vermutlich in sein Handfunkgerät –, aber das war ihr egal. Sie setzte sich ans Steuer, gab Gas und raste davon. Die erste Abzweigung links brachte sie auf die Straße zum rückwärtigen Tor des Stützpunkts. Unterwegs sah sie rot-blaue Blinklichter, merkte nicht gleich, dass sie von ihrem Wagen stammten, und fuhr noch schneller. Die Scheinwerfer zeigten ihr das rasch näher kommende Wachhäuschen am rückwärtigen Tor. Sie sah das Schnellfeuergewehr in der Halterung zwischen den Sitzen, dachte einen Augenblick lang daran, sich damit den Weg freizuschießen, und war dann am Wachhäuschen vorbei, bevor sie diese Idee in die Tat umsetzen konnte. Sie hörte mehrere kurze Einschläge in die Karosserie – von den Wachposten am Tor abgegebene Schüsse –, aber der Wagen fuhr weiter.
    Am Ende der Zufahrtsstraße bog Linda Mae links ab, um in die nächste Kleinstadt Itslaw zu gelangen. Sie fand endlich auch den Schalter für die Blinkleuchten und stellte sie ab. Nachdem sie nun auf der Flucht war, wurde ihr tatsächlich klarer, wie es weitergehen würde, denn sie hatte das Verfahren, mit dem sie sich in Sicherheit bringen sollte, jährlich mehrmals geübt und wusste genau, was sie zu tun hatte. Wenn die amerikanische Central Intelligence Agency eines beherrschte, dann war es die Ausarbeitung eines guten Fluchtplans für ihre Agenten.
    Um den Luftwaffenstützpunkt Shukowski herum waren insgesamt vier Treffpunkte festgelegt. Sobald Linda Mae mit dem in ihren Walkman eingebauten Geheimsender einen Notruf funkte, der über Satellit weitergeleitet wurde, oder nach jedem bedeutsamen Ereignis – und ein Mord auf dem Stützpunkt würde zweifellos als bedeutsames Ereignis gelten –, begann jemand, die Treffpunkte regelmäßig zu besuchen. Obwohl Linda Mae keine Ahnung hatte, wer das sein, wann er oder sie aufkreuzen und was er oder sie tun würde, war es ihre Aufgabe, die Kontaktperson zu identifizieren und anzusprechen. Handelte es sich tatsächlich um die Kontaktperson, würde Linda Mae an einen sicheren Ort gebracht, identifiziert und von einer eigens für diesen Zweck in Russland aufgebauten Fluchthilfeorganisation außer Landes gebracht werden. Sie brauchte nur den

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