Brown, Dale - Phantomjäger
glaube, Sie haben Recht, Miss Hershel«, stimmte Patrick zu. »Bei unserem letzten Einsatz in Turkmenistan hat Sergeant Major Wohl einen der Talibankommandeure vernommen, und seine Beobachtungen decken sich mit Ihren Vermutungen.«
»Oh? Wollen Sie uns das nicht erzählen, Sergeant Major?«, fragte Goff.
Chris Wohl nahm den Zinnsoldatenhelm ab, bevor er antwortete.
»Ich habe einen Mann verhört, der sich Jalaluddin Turabi nannte, Sir. Er hat ausgesagt, sein Kommandeur heiße Wakil Mohammad Zarazi. Wir haben ihre Namen durch die Geheimdienstcomputer laufen lassen. Beide Männer sind im Ausland militärisch und für Terroranschläge ausgebildet worden, aber Zarazi wurde als religiöser Eiferer identifiziert und erhielt eine Zusatzausbildung. Ansonsten wissen wir nur wenig über sie, aber als ich Turabi verhört habe, hat er sich als Dschihadi, als Gotteskrieger bezeichnet. Er hat erwähnt, Zarazi sei ein General, aber behauptet, er selbst habe keinen Dienstgrad, obwohl er eindeutig der Führer der Abteilung war, auf die wir gestoßen sind. Turabi wollte offenbar andeuten, Zarazi erfülle irgendeine Mission, führe jedoch keinen heiligen Krieg – zumindest nicht den Dschihad, in den er gezogen sei.«
»Das betrachten wir als verhältnismäßig bedeutenden ideologischen Bruch«, sagte Patrick. »Taliban, die sich in einem heiligen Krieg befinden, sollen im Allgemeinen die feindlichen Nachrichtenverbindungen stören und Geld und Nahrungsmittel für ihre Clans erbeuten. Das scheint Turabis Auftrag zu sein. Aber Zarazi strebt offenbar nach weit mehr. Könnten wir Politiker wie Gurisow und Kämpfer wie Turabi dazu bewegen, mit dem Westen gemeinsame Sache zu machen, um größere Gewinne aus dem Ölgeschäft und mehr politisches Mitspracherecht zu erhalten, ließen sie sich vielleicht dazu überreden, mit amerikanischer Militär- und Wirtschaftshilfe eine parlamentarische Regierungsform einzuführen.«
Jetzt verstehe ich, weshalb dieser Mann als nationaler Sicherheitsberater des Präsidenten im Gespräch ist, dachte Maureen Hershel. Das ist genau der halb militärische, halb politisch-strategische Rat, den Thorn braucht, aber zu selten bekommt, weil er sich mit dem Alltagskram der von ihm geschaffenen Regierungsform befassen muss. Thomas Thorn war entschieden dagegen, dass die Vereinigten Staaten sich in die Probleme anderer Staaten einmischten – deshalb studierte niemand in seiner Führungsriege diese Probleme und dachte darüber nach, wie es den Vereinigten Staaten nützen könnte, zu ihrer Lösung beizutragen.
»General McLanahan, Sie haben mir noch nichts erzählt, was eine Änderung unserer Position in Bezug auf Zentralasien erfordern würde«, sagte Thorn. »Ich sehe keine Notwendigkeit für eine militärische Option.«
»Wir würden andere Optionen vorschlagen: Gurisows Regierung, die alle Verträge mit TransCal Petroleum geschlossen hat, zu unterstützen oder durch eine andere zu ersetzen.«
»Durch wen ersetzen?«, fragte Hershel. »Gurisow ist wenig mehr als ein Diktator.«
»Weshalb nicht durch Jalaluddin Turabi?«, fragte Patrick.
»Turabi ... Sie meinen, wir sollten einen Taliban als neuen Präsidenten Turkmenistans unterstützen?«, rief Robert Goff aus. »Wir haben über Jahre hinweg Milliarden Dollar ausgegeben, um die Taliban als politische Kraft zu eliminieren. Sie erwarten doch nicht etwa, dass wir mithelfen, einen Talibanterroristen zum Präsidenten zu machen?«
»Auf der Grundlage der Beobachtungen, die Sergeant Major Wohl gemacht hat, vermute ich, dass Turabi ein hoher Kommandeur dieser Talibanarmee ist – vielleicht sogar der Stellvertreter des Oberbefehlshabers«, antwortete Patrick. »Vielleicht ist er auch der eigentliche Planer des ganzen Unternehmens. Dann nimmt er an diesem Feldzug nur teil, weil er seinem Führer Zarazi, der im Auftrag des Clans handelt, Gehorsam schuldet. Zarazi drängt vorwärts, aber dann ist’s Turabi, der die Truppe zum Erfolg führt. Zarazi ist als heimtückisch und rachsüchtig verschrien; Turabi wird als freundlich, großzügig und mitfühlend gelobt. Zarazi ist ein religiöser Eiferer, ein verbohrter Ideologe – mit ihm könnte man wahrscheinlich nicht verhandeln. Turabi hat sich einen klaren Kopf bewahrt. Ist er ansprechbar und interessiert, sollten wir versuchen, zu einer Vereinbarung mit ihm zu gelangen.«
Der Verteidigungsminister schüttelte unwillig den Kopf und murmelte etwas, das wie »Völlig plemplem!« klang, aber Hershel nickte McLanahan
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