Brown, Dale - Phantomjäger
nachdenklich zu. »Eine interessante Idee«, sagte sie. »Ich glaube, der Versuch, mit ihm ins Gespräch zu kommen, wäre eine Reise nach Turkmenistan wert.«
»Wie ich Präsident Martindale kenne, wird er bald dorthin unterwegs sein, um genau das zu tun«, stellte Patrick fest. »Er wird versuchen, Gurisow zu härterem Durchgreifen gegen die Guerillas zu bewegen, aber er wird möglichst auch Kontakt zu den Taliban aufnehmen – in erster Linie, um sie zu bestechen, damit sie die Pipelines unbeschädigt lassen, und anschließend, um zu erkunden, ob sie Gurisows Regime ablösen könnten.«
»Interessante Idee«, sagte Thorn bissig. »Hat Ihr Kumpel Kevin Martindale Ihnen das selbst erzählt?« Patrick McLanahan machte ein grimmiges Gesicht. Die Aktivitäten des ehemaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten waren für sie alle ein sehr unangenehmes Thema.
Vor drei Jahren, als Sky Masters Inc. die Entwicklung des elektronischen Ganzkörperpanzers vom Typ Zinnsoldat abgeschlossen hatte, hatte der damalige Präsident Martindale die erste Air Battle Force aufzustellen versucht: kleine Teams von High-Tech-Kommandos, die von Stealth-Flügzeugen unterstützt den Feind durch hohe Mobilität und mit modernster Bewaffnung vernichtend schlagen konnten. In Zukunft würde es überflüssig sein, über Monate hinweg tausende von Soldaten für Auslandseinsätze zu mobilisieren, weil ein paar Dutzend Zinnsoldaten ihren Auftrag ebenso gut erledigen konnten.
Kevin Martindale wurde nicht wieder ins Weiße Haus gewählt – aber das Air-Battle-Force-Konzept überlebte trotzdem. Als Expräsident stellte Martindale ein Team mit dem Decknamen »Night Stalkers« auf: ehemalige Kommandosoldaten unter Führung von Paul McLanahan, Patricks Bruder, in elektronischen Ganzkörperpanzern vom Typ Zinnsoldat. Sie agierten als High-Tech-Söldner, die Jagd auf die schlimmsten Verbrecher und Terroristen der Welt machten.
Durch ihre Kühnheit und ihre Missachtung bestehender Gesetze machten die Night Stalkers sich viele Feinde, darunter auch Präsident Thorn und seine Berater, aber ihre Organisation arbeitete äußerst erfolgreich. Dass Patrick und seine Kameraden sie öffentlich unterstützten, wurde dem Weißen Haus so peinlich, dass sie alle gegen ihren Willen aus dem aktiven Dienst ausscheiden mussten. Patrick, David, Hal und Chris schlossen sich wenig später den Night Stalkers an, die auch von Sky Masters Inc., Jon Masters’ High-TechFirma, die von Rüstungsaufträgen lebte, unterstützt wurden. Die Gruppe wurde bald zur »Feuerwehr« bei weltweiten Krisen: Sie übernahm die schlimmen, unerfreulichen Liquidierungsaufträge, die kein Staat – auch nicht die Vereinigten Staaten unter Thomas Thorns Führung – übernehmen konnte oder wollte. Das war doppelt peinlich für Männer wie Lester Busick, Edward Kercheval und Robert Goff, die zwar der Regierung Thorn angehörten, aber offen für ein stärkeres Engagement der Vereinigten Staaten in Krisengebieten eintraten.
Trotzdem zeichnete sich bald ab, dass die Night Stalkers nicht überleben würden. Um ihre weltweiten Einsätze finanzieren zu können, mussten sie ihre Opfer oft berauben. Patrick McLanahan selbst hatte den russischen Terroristen Pawel Kasakow gefoltert und mit dem Tod bedroht, damit dieser eine halbe Milliarde Dollar zahlte. Obwohl die Staatengemeinschaft froh war, wenn Killer wie Kasakow im Gefängnis landeten, hatten solche Erpressermethoden den guten Ruf der Night Stalkers beschädigt.
Später verlegte sich die Gruppe auf reines Söldnerhandwerk und ließ sich von Großkonzernen dafür bezahlen, dass sie ausländische Regierungen bespitzelte und militärische Einrichtungen im Ausland überfiel, wenn sie die Interessen ihrer Auftraggeber gefährdeten. Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Nun musste jedes Land befürchten, von den Night Stalkers überfallen zu werden. Die Gruppe kämpfte nicht mehr für Gerechtigkeit oder Vergeltung – sie kämpfte für Geld. Die US-Regierung ging entschlossen gegen sie vor, ließ mehrere Night Stalkers verhaften und schloß vorübergehend auch die Firma Sky Masters. Wenig später löste Martindale das gesamte Team auf. McLanahan, Luger, Briggs und Wohl erhielten die Erlaubnis, in den aktiven Dienst zurückzukehren.
»Nein, Sir – aber er hätte’s bestimmt getan«, sagte Patrick jetzt, um die Frage des Präsidenten zu beantworten.
»Wie zum Teufel können Sie noch zu diesem Scheißkerl halten, General?«, fragte
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