Brown, Dale - Phantomjäger
»Wir unterstützen Sie gegen diese Taliban, aber wir wollen nicht hören, dass Sie heimlich irgendwelche Sondervereinbarungen mit den Amerikanern treffen. Ihre Zukunft heißt Russland. Das wollten Sie, und das haben wir für den Zeitpunkt vereinbart, an dem russische Ölgesellschaften die von den Amerikanern erschlossenen neuen Öl- und Erdgasfelder übernehmen können. Spielen Sie Ihre Rolle einfach genau wie geplant, dann bekommen Sie Ihre Belohnung – einen Rückflug erster Klasse nach Russland einschließlich der Millionen, die Sie aus dem Ölgeschäft für sich abgezweigt haben.«
Gurisow wechselte hastig das Thema. Er war entsetzt, dass die Russen von den vermeintlich geschickt verschleierten Transaktionen wussten, mit denen er sich persönlich bereichert hatte. »Die Amerikaner wollen eine Delegation entsenden und haben ein Treffen mit mir, dem russischen Botschafter und sogar dem Führer der Taliban vorgeschlagen«, berichtete er. »Ich denke, dass es unklug wäre, sie nicht zu empfangen – vielleicht kann ein Gespräch die hiesige Situation entschärfen. Was soll ich ihnen antworten?«
»Teilen Sie ihnen mit, dass die Situation äußerst gefährlich ist und die Regierung nicht für ihre Sicherheit garantieren kann«, sagte Senkow. »Wollen sie trotzdem kommen, müssen Sie gute Miene zum bösen Spiel machen – aber tun Sie, was Sie können, um sie davon abzubringen.«
»Ich soll zulassen, dass die Amerikaner sich mit den Taliban treffen?«
»Verdammt, ich will doch hoffen, dass Sie diese Schweinehunde lange vor der Ankunft der Amerikaner erledigt haben!«, rief Senkow wütend.
»Ich weiß nicht, was ich einer amerikanischen Delegation erzählen soll ...«
»Gurisow, Sie erzählen ihr einfach, dass Sie Ihrem Land dienen«, sagte Senkow. »Sie lassen sich mit dem Delegationsleiter fotografieren und überlassen den Rest Ihren Untergebenen. Ihre wichtigste Aufgabe ist jetzt, Ihre so genannten Streitkräfte zu mobilisieren und die Taliban sofort zu erledigen.« Er beendete das Telefongespräch, indem er zornig eine Taste drückte. »Er soll bloß zusehen, dass er seinen Hintern hochkriegt und etwas unternimmt, sonst müssen wir ihn ersetzen – lieber früher als später.«
»Herr Präsident, General Grislow hat nachdrücklich dafür plädiert, einen Großverband zu entsenden, um die Taliban vor Mary zum Stehen zu bringen«, sagte Verteidigungsminister Bukajow. »Vielleicht sollten wir ihn einen kampfstarken Verband mobilisieren lassen. Kein Mensch kann etwas dagegen haben, wenn wir mehrere Staffeln nach Mary entsenden. Schließlich betreiben wir in Turkmenistan noch mehrere Ausbildungseinrichtungen.«
»Der General braucht einen Tritt in seinen unbotmäßigen Hintern!«, brüllte Senkow los. »Seinetwegen bezeichnen die Medien in aller Welt mich als ›Feuerteufel von Tschetschenien‹. Und jetzt bildet er sich ein, ich würde ein ähnliches Unternehmen in Turkmenistan genehmigen? Er spinnt wohl? Kann er den Taliban nicht mit ein paar Kompanien Spezialtruppen beikommen, ist er als Generalstabschef vielleicht eine Fehlbesetzung.«
Außerhalb von Mary, Turkmenistan
Einige Tage später
Jalaluddin Turabi musste sich eingestehen, dass die Serie von immer größeren Siegen unwiderstehlich, sogar süchtig machend war. Wakil Mohammad Zarazis kleine Räuberbande war zu einer richtigen Armee herangewachsen, die mit über zwölftausend Kämpfern und weiteren zweitausend Mann Versorgungstruppen große Teile Ostturkmenistans besetzt hielt. In Tschardschu hatten sie eine tausend Mann starke Garnison zurückgelassen, die diese wichtige Stadt gegen die über die Grenze nach Usbekistan geflüchteten russischen und turkmenischen Einheiten verteidigen sollte, aber das wäre vermutlich gar nicht nötig gewesen – in Tschardschu hatten sie einen vollständigen Sieg errungen.
Dass die Einwohner der Stadt wie ein Mann hinter Zarazi standen, hatte einen sehr einfachen Grund: Er hatte Geld, viel Geld. Er hatte mit Vertretern der amerikanischen TransCal Petroleum vereinbart, die Pipelines und Pumpstationen unbeschädigt zu lassen, und war dafür gut bezahlt worden. Einen Teil des Geldes hatte Zarazi klugerweise in Tschardschu an die dortigen Sicherheitskräfte verteilt, um sich ihre Loyalität zu sichern, und seine Rechnung war aufgegangen. Zarazi konnte die Bewachung der Pipelines unbesorgt Polizisten und Milizionären aus Tschardschu überlassen, während die eher symbolische Garnison aus ihm treu ergebenen Soldaten für
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