Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Brown, Dale - Phantomjäger

Titel: Brown, Dale - Phantomjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
Vom Netzwerk:
ungemütlich. Turabi hatte das Gefühl, praktisch sehen zu können, wie eine weitere fernseh- oder lasergesteuerte Lenkbombe auf den Befehlswagen herabstürzte.
    »Schnelle Flugzeuge!«, meldete der Wachoffizier. »Su-24, mindestens zwei im Anflug!«
    »Tiefflieger greifen an!«, sagte Turabi über Funk. »Radar aus! Alles einnebeln!« Die Panzer und Mannschaftstransportwagen konnten sich nicht nur mit Rauch aus ihren Auspuffen tarnen, sondern aus Werfern am Turm auch Nebelgranaten einige Dutzend Meter weit verschießen. Er wusste nicht, ob empfindliche Sensoren sich dadurch täuschen lassen würden, aber künstlicher Nebel war der einzige passive Schutz, über den die Truppe verfügte.
    »SAM-12, Bravo eins«, meldete der Operationsoffizier. Die Luftabwehr des führenden Bataillons hatte eine Fla-Lenkwaffe, eine ihrer mobilen 2K-12 »Cub« abgefeuert. »Noch eine SAM-12, Bravo eins... SAM-12, drei Lenkwaffen, Bravo eins.« Ein typischer Fall für die Cubs, das wusste Turabi, aber er hatte befohlen, immer nur eine Fla-Rakete einzusetzen, um die kostbaren SAM-12 zu sparen. Jedes Bataillon verfügte über nur sechs Systeme – insgesamt neun Lenkwaffen – zur Abwehr der vielen in Mary stationierten modernen Jagdbomber. »Treffer!«, jubelte der Operationsoffizier. »SAM-33, Bravo eins im Einsatz« Die SAM-33, auch 9K33 Osa oder »Wespe«, war eine Kurzstreckenrakete gegen Tiefflieger – ihr Einsatz bedeutete, dass die Jagdbomber die Cub-Abwehrkette durchbrochen hatten und mit SAM-33 bekämpft werden mussten. »Fla-Panzer, Bravo eins, Feuereröffnung mit Radar.« Nun griffen die Fla-Geschütze auf Selbstfahrlafetten in den Kampf ein. Die feindlichen Flugzeuge kam rasch näher.
    »Wie viele Maschinen, verdammt noch mal?«, fragte Turabi laut. »Wo sind sie?«
    »Wieder einer abgeschossen!«, krähte der Operationsoffizier. »Su-24 greifen im Tiefflug an! Sie ...«
    Die folgenden Geräusche verschwammen fast ineinander: das Donnern eines ganz in der Nähe vorbeirasenden Jagdbombers, zwei Überschallknalle, die alles klappern ließen, was nicht angeschweißt war, und eine Kette ohrenbetäubend lauter Detonationen. Eine oder zwei Bomben detonierten fast unmittelbar neben dem Befehlswagen, warfen das schwere Fahrzeug einen Meter in die Höhe und schüttelten es so durch, dass Turabi nicht mehr wusste, wo oben und unten war – sie konnten umgekippt auf der Seite liegen oder zum Teufel gegangen sein, er wusste es nicht. In der Kabine ging das Licht aus, und aus seinem Kopfhörer kam nur mehr ein lautes Pfeifen. Irgendwo schmorten nach einem Kurzschluss Kabel durch, was die Kabine mit beißendem Rauch füllte.
    »Strom!«, rief Turabi. »Bringt die Stromversorgung wieder in Gang!« In der Dunkelheit versuchte jemand, sich an ihm vorbeizudrängen – einer der Techniker, die hinter der Plexiglastafel saßen, war in Panik geraten und wollte aus der Kabine flüchten. Aber Turabi stieß ihn durch die in der Mitte geteilte schwenkbare Tafel zurück. »Keiner verlässt seinen Posten!«, befahl er laut. »Notbeleuchtung einschalten und das Stromaggregat wieder in Gang bringen! Beeilung!«
    »Sie sind tot!«, jammerte der Techniker. Als die batteriebetriebene Notbeleuchtung endlich aufflammte, konnte Turabi das Weiße in den ängstlich aufgerissenen Augen des Mannes sehen. Der Techniker hatte die Schiebeklappe zum Fahrerhaus einen Spalt weit geöffnet, durch den dichter Rauch hereinquoll. Das war die Ursache des stechenden Geruchs. »Dort vorn ... Allah sei uns gnädig, sie sind beide tot!«
    Vermutlich hatte nur die Panzerplatte zwischen Kabine und Fahrerhaus sie vor dem Schicksal der beiden Fahrer bewahrt. »Schließt die Klappe und bringt die Stromversorgung wieder in Gang!«, befahl Turabi energisch. Dass er selbst im Befehlswagen blieb, schien seinen Männern so viel Mut zu machen, dass sie schon nach kurzer Zeit wieder als Team zusammenarbeiteten. Das Stromaggregat schnurrte bald wieder los, die Funkgeräte erwachten zum Leben, und die verängstigten Techniker schrieben und zeichneten hastig mit ihren Fettstiften, um die Darstellung auf der Plexiglastafel auf den neusten Stand zu bringen.
    »Grün eins, Grün eins, hier Bravo drei, wie hören Sie mich?«
    »Jetzt wieder laut und klar, Bravo drei«, antwortete Turabi. »Wir waren kurz außer Gefecht. Habt ihr Feindkontakt?«
    »Positiv! Mindestens zehn bis zwölf schwere Panzer rollen in gestaffelter W-Formation aus Nordnordwest an. Wir greifen an!«
    »Verstanden, Bravo drei.

Weitere Kostenlose Bücher