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Brown, Dale - Phantomjäger

Titel: Brown, Dale - Phantomjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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noch fahrbereit«, meldete Turabis erster Sergeant. »Ein Kampfhubschrauber scheint noch flugfähig zu sein. Sollen wir versuchen, einen Piloten für ihn zu finden, Oberst?«
    »In Brand stecken«, entschied Turabi. »Sie schaffen die Gefangenen nach Mary und sorgen dafür, dass wir schnellstens neue Fla-Raketen und Munition geliefert bekommen. Dies war vielleicht nur die erste Angriffswelle der Russen – wir müssen für den Fall, dass eine zweite Welle folgt, wieder abwehrbereit sein.« Turabi hatte schon in den achtziger Jahren als Jugendlicher in der afghanischen Widerstandsbewegung gegen Russen gekämpft und wusste, dass sie selten in geringer Zahl auftraten. Stießen sie in ein Gebiet vor, taten sie es im Allgemeinen mit einem überwältigend großen Verband, der dem Gegner mindestens zehn zu eins überlegen war.
    »Ja, Oberst«, bestätigte der Sergeant. »Das war großartig gemacht, Oberst. Ein perfekt angelegter Hinterhalt. Und eine ausgezeichnete Idee, unsere Stellungen mit Kamelen zu tarnen. Die Russen müssen uns wirklich für eine Bande von Wüstenratten gehalten haben. Sie sind geradewegs auf uns zugeflogen, als seien wir gar nicht da.«
    Turabi sah sich auf dem Gefechtsfeld um. Die gewaltigen ausgebrannten Rümpfe der Mi-6~Hubschrauber sahen wie in der Wüste verstreut liegende Kadaver prähistorischer Dinosaurier aus. Der Gestank nach ausgelaufenem Treibstoff und verbranntem Fleisch war fast überwältigend, aber Turabi hatte bei diesem Feldzug schon zu viel Tod und Verderben gesehen, um davon angewidert zu sein. Er starrte den Sergeanten finster an. »Noch vor zwei Monaten, Anwar, waren wir nur eine Bande von Wüstenratten«, sagte er. »Aber wir hatten wenigstens ein Ziel und einen Auftrag. Was sind wir jetzt? Nur eine Bande von Invasoren und Mördern.«
    »Wir sind Soldaten.«
    »Soldaten kämpfen, um ihre Heimat zu verteidigen und Angreifer zurückzuschlagen«, stellte Turabi fest. »Wir tun weder das eine noch das andere. Wir greifen an und plündern und töten ohne vernünftigen Grund. Das macht uns zu Plünderern, nicht zu Helden.«
    »Morgen sind wir vielleicht tot und verkohlt wie die Russen hier«, sagte der Sergeant, dem die Richtung, die ihr Gespräch genommen hatte, offensichtlich unbehaglich war. »Heute Nacht sind wir Sieger. Das genügt mir.« Er senkte kurz den Kopf, um Turabi seine Ehrerbietung zu erweisen, und ging dann, die erhaltenen Befehle auszuführen.
    Jalaluddin Turabi nahm sich vor – wieder einmal – , sich zurückzuhalten, statt seine Zweifel und inneren Konflikte vor seinen Männern auszusprechen. Dies war ein sehr erfolgreiches Unternehmen gewesen: gut geplant und durchgeführt. Ihre Verluste waren minimal gewesen; das überzogene Selbstvertrauen der Russen war sie teuer zu stehen gekommen. Seine Männer mussten wissen, dass er stolz auf ihren Mut und ihre Disziplin war. Stattdessen hatte er seinem ersten Sergeanten vorgejammert, dass dies alles vergeudet sei. Wie sollten die Männer reagieren, wenn sie dergleichen hörten?
    Dieser Krieg war noch lange nicht zu Ende, das wusste Turabi, und er war weiter denn je von der Heimat entfernt. Er musste sich auf seine Männer verlassen, und sie mussten ihm vertrauen, wenn sie die geringste Chance haben wollten, die Heimat wieder zu sehen.
Verteidigungsministerium, Frunse-Kai, Moskau
    Kurze Zeit später
    »Oh ... mein ... Gott«, sagte Generalstabschef Anatolij Grislow mit gepresster Stimme. Er knallte den Telefonhörer auf die Gabel, sprang aus dem Sessel auf und lief zu seinem privaten Aufzug, der ihn in die Kommandozentrale tief unter dem Verteidigungsministerium am Frunse-Kai brachte. »Was zum Teufel ist dort unten in Turkmenistan passiert?«, brüllte er schon vom Eingang aus.
    »Ein Hinterhalt. Sie haben uns aufgelauert, General«, berichtete der Wachhabende. »Wir haben Satelliten umdirigiert, um uns das Gebiet nordöstlich von Mary genauer anzusehen, aber wir nehmen an, dass das Ganze nur ein Zufall war – unsere Truppe war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Der Gegner war vermutlich nicht stärker als eine Kompanie; er war gut getarnt und mit Ein-Mann-FlaRaketen bewaffnet.«
    Grislow fluchte und schlug mit der Faust auf die Konsole. Er überlegte kurz, aber in Wirklichkeit stand sein Entschluss bereits fest. »Lassen Sie sofort den gesamten Stab zusammentreten. Er hat für Notfälle einen Plan für ein Luftlandeunternehmen ausgearbeitet – dieses Unternehmen soll sofort anlaufen. Ich will, dass der gesamte

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