Brown, Dale - Phantomjäger
turkmenische Luftraum weiträumig blockiert wird und innerhalb von achtundvierzig Stunden zehn Luftlanderegimenter in Mary und Aschchabad am Boden sind.« Er nahm den Hörer des Telefons ab, das eine Direktverbindung zum Büro des Präsidenten im Kreml herstellte. »Ich will ihn sofort sprechen – mir ist egal, mit wem er sich gerade unterhält.«
»Was zum Teufel ist denn so wichtig, General?«, fragte Senkow, als er einige Minuten später an den Apparat kam. »Ich bin in einer sehr wichtigen Besprechung mit ...«
»Herr Präsident, ich habe heute Nacht in Turkmenistan über zweihundertfünfzig Soldaten verloren.«
Senkow schwieg einen Augenblick, dann konnte Grislow hören, wie der Präsident seine Gesprächspartner wegschickte. »Also gut, verdammt noch mal, kommen Sie schnellstens herüber.«
»Ich erzähle Ihnen jetzt, was passiert ist und was ich dagegen unternehmen werde, Herr Präsident. Ich werde keine Zeit damit vergeuden, mir von Ihnen den üblichen Scheiß anzuhören!«
»Mäßigen Sie sich, General.«
»Ob Ihnen das gefällt oder nicht, ist mir egal«, knurrte Grislow. »Ich werde diesen Taliban-Hundesöhnen eine Lektion erteilen, damit sie nie mehr wagen, eine Waffe gegen einen russischen Soldaten zu erheben.«
»Ruhig, ganz ruhig, General. Kommen Sie erst mal herüber, damit wir ...«
»Herr Präsident, ich lasse die Talibanstellungen in Mary aus der Luft angreifen«, unterbrach Grislow ihn. »Aber als Erstes lasse ich den gesamten turkmenischen Luftraum sperren. Ohne meine ausdrückliche Erlaubnis fliegt dort niemand mehr rein oder raus.«
»Die Delegation des amerikanischen Außenministeriums soll in den nächsten vierundzwanzig Stunden eintreffen.«
»Das Außenministerium in Aschchabad sollte die Delegation vor dem Versuch warnen, nach Turkmenistan einzufliegen – vor allem was den Raum Mary angeht«, sagte Grislow. »Ich lasse nicht zu, dass auch nur irgendein altes Agrarflugzeug mein Unternehmen stört. Es liegt im besten Interesse Amerikas, sich von Turkmenistan fern zu halten. Präsident Thorn ist berühmt dafür, dass er sich aus gefährlichen Situationen raushält – machen Sie ihm also verständlich, dass es klug wäre, sich aus diesem Konflikt herauszuhalten.«
»Was haben Sie als Nächstes vor?«
»Ich lasse Tag und Nacht schwere Bombenangriffe fliegen, bis unsere Aufklärungssatelliten keine Bewegungen von Panzern oder Fahrzeugen der Taliban mehr feststellen«, antwortete Grislow. »Dann setze ich in Mary ein ganzes Bataillon Fallschirmjäger mit Artillerie ab, erobere den Flugplatz zurück und richte dort einen vorgeschobenen Befehlsstand ein. Der nächste Schritt besteht darin, die Stadt mit einer mechanisierten Infanteriebrigade einzunehmen. Und diesen Prozess wiederhole ich in Tschardschu, dann in Kisyl-Arwat und zuletzt in Gaurdak.«
»Um Himmels willen, welche Absicht verfolgen Sie damit, Grislow? Wollen Sie alle diese Städte platt machen? Wollen Sie das ganze Land besetzen?«
»Mein Ziel ist, die Taliban und alle sonstigen subversiven Kräfte in Turkmenistan auszurotten und die Ölfelder und Pipelines wieder in die Hand zu bekommen«, sagte Grislow. »Russland wird dafür kritisiert werden, dass es in Turkmenistan mit Brachialgewalt eingreift, aber das kümmert mich nicht. Ich werde die Kontrolle über das Land rasch und effizient übernehmen.« Grislow machte eine Pause, um abzuwarten, ob Senkow Einwände erheben würde. Als er das nicht tat, fuhr der General fort: »Herr Präsident, die Vorwarnung an die beteiligten Kommandostellen geht sofort hinaus, und der Einsatzbefehl liegt in einer Viertelstunde auf Ihrem Schreibtisch. Ich erwarte, dass Sie den Befehl unterzeichnen. Ich plane, die ersten Bomber in weniger als acht Stunden starten zu lassen.«
Am anderen Ende entstand eine sehr lange Pause, die fast eine Minute dauerte. Grislow wurde mit jeder Sekunde zorniger, bis er endlich hörte: »Also gut, General. Lassen Sie die Vorwarnung rausgehen und schicken Sie mir den Einsatzbefehl sofort herüber. Ich bin bereit, ihn zu unterzeichnen. Aber, General?«
»Herr Präsident?«
»Ich erwarte, dass Sie in Zukunft das Verteidigungsministerium und mich konsultieren, bevor Sie derartige Pläne ausarbeiten«, sagte Senkow warnend. »Mir gefällt Ihre Tonart nicht, und ich mag es nicht, wenn jemand mir vorzuschreiben versucht, was ich tun soll.«
»Was Sie mögen, ist mir im Augenblick ziemlich egal, Herr Präsident«, antwortete Grislow. »Sie haben mir erklärt, Sie
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