Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Brown, Dale - Phantomjäger

Titel: Brown, Dale - Phantomjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
Vom Netzwerk:
war es wichtig, schnell zu reagieren, sobald verlässliche Geheimdienstmeldungen über Bewegungen der Aufständischen vorlagen. Bodentruppen in Marsch zu setzen, war fast immer Zeitvergeudung, denn die Rebellen kannten die Berge besser als das Militär. Kampfhubschrauber waren eine wirkungsvolle Waffe, aber die Aufständischen überwachten alle bekannten und vermuteten Hubschrauberstützpunkte in fünfhundert Kilometer Umkreis bei Tag und Nacht. Startete dort auch nur ein einziger Hubschrauber, erfuhren die Rebellen sofort davon.
    Die beste Methode, den Aufständischen beizukommen, waren Luftangriffe mit Flugzeugen, die auf weit entfernten Plätzen starteten. Für diese Einsätze bevorzugte Anatolij Grislow die schweren strategischen Bomber. Nicht weil er ein ehemaliger Bomberpilot war, sondern weil sie das effektivste Waffensystem für solche Angriffe waren – solange der politische Wille, sie dafür einzusetzen, noch existierte. Und er war entschlossen, diesen politischen Willen anzufeuern. Ihm schwebte nichts Geringeres vor als die militärische Vorherrschaft Russlands über ganz Zentralasien und Europa – be ginnend mit der Rebellenprovinz Tschetschenien.
    »Zehn Minuten bis zum Ausgangspunkt«, kündigte der Navigator/Bombenschütze an.
    »General?«, fragte der Pilot über die Bordsprechanlage. »Ich bleibe hier hinten«, entschied Grislow. Der Reservepilot tauschte mit dem Kopiloten die Plätze. Grislow zog auf dem Notsitz seine Schultergurte fest und machte sich für den Angriff bereit.
    Eine beträchtliche Streitmacht der Rebellen war entdeckt worden, die sich, aus Georgien kommend, im Grenzgebiet zwischen Dagestan und Tschetschenien bewegte. Sie war erst aufzuspüren gewesen, als sie den Schutz der Berge verlassen hatte – zweifellos wegen der unerträglichen Winterkälte im Gebirge – und in der Bergwerkssiedlung Wedeno, keine zwanzig Kilometer jenseits der Provinzgrenze, Quartier bezogen hatte. Der Truppenverband wurde auf zwei- bis dreitausend Mann geschätzt: eine für die Aufständischen ungewöhnlich große Streitmacht. Allerdings machten die Kämpfer unter ihnen nur vier- bis fünfhundert Mann aus; der Rest des Verbands bestand aus Familienangehörigen und Versorgungspersonal.
    »Ausgangspunkt in einer Minute«, sagte der Navigator/Bombenschütze. Er kontrollierte die Abdriftrate seines Trägheitsnavigationssystems – weniger als drei Kilometer in der Stunde, was für dieses System ziemlich gut war. Er machte mit dem Seitensichtradar der Tu-160 eine letzte Aufnahme, eliminierte alle Geschwindigkeitsfehler des Systems und übermittelte die neuesten Informationen über Synchronisation, Kurs, Position und Geschwindigkeit an die vierundzwanzig Abwurflenkwaffen Kh-15 – taktische Lenkflugkörper Luft-Boden –, die sie in den beiden riesigen Bombenkammern ihrer Maschine mitführten.
    Der Angriffsplan war einfach: erst abschneiden, dann erledigen.
    Am Ausgangspunkt begann der Navigator/Bombenschütze die Lenkflugkörper Luft-Boden zu starten. Eine der zwölfhundert Kilogramm schweren Abwurflenkwaffen nach der anderen fiel aus dem Revolvermagazin, zündete ihr Feststofftriebwerk und raste in den Nachthimmel davon. Eine spezielle Beschichtung hielt die Lenkwaffe intakt, als sie mit mehr als doppelter Schallgeschwindigkeit auf fünfzehntausend Meter stieg, bevor sie sich ins Ziel stürzte.
    Die ersten zwölf Lenkflugkörper, von denen jede einen Gefechtskopf mit hundertfünfzig Kilogramm Sprengstoff trug, trafen Brücken und wichtige Straßenkreuzungen in der Umgebung des Rebellenstützpunkts Wedeno. Da die Kh-15 fast neunzig Kilometer Reichweite hatten, kam dieser Luftangriff völlig unerwartet. Zur gleichen Zeit griffen fünf weitere Bomber Tu-160 Blackjack mit Abwurflenkwaffen Ziele in und um Wedeno an und zerstörten Fahrzeugparks, Treibstoff- und Munitionslager, Unterkünfte und ein Zeltlager am Stadtrand.
    Die zweite Phase des Angriffs begann erst zehn Minuten später. Das hatte einen einleuchtenden Grund: Wurden die Rebellen angegriffen, ließen sie im Allgemeinen ihre Familien zurück und versuchten, in die Berge zu flüchten. In zehn Minuten würden sie feststellen, dass ihre Fluchtrouten unpassierbar waren, und sich schutzlos im Freien befinden.
    In diesem Augenblick öffneten die Tu-160 erneut ihre Bombenkammern.
    Damit begann das eigentliche Blutbad.
    In allen hinteren Bombenkammern befanden sich je zwölf Abwurflenkwaffen Kh-15 in Revolvermagazinen, deren Gefechtsköpfe jedoch mit Flammöl

Weitere Kostenlose Bücher