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Brown, Dale - Schattenpilot

Brown, Dale - Schattenpilot

Titel: Brown, Dale - Schattenpilot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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Erklärung klang völlig plausibel: Zwei fast gleichzeitige, aber voneinander unabhängige Vorfälle, beide von Taiwan ausgelöst, hatten die Volksbefreiungsarmee zu Überreaktionen veranlasst. »Ja, ich verstehe«, antwortete Martindale zurückhaltend, weil er noch nicht zugeben wollte, dass er Hou glaubte. »Was hat Ihr Land jetzt vor?«
    »Meine Regierung hat mir mitgeteilt, dass alle Truppenbewegungen gegen Matsu eingestellt worden sind und keine weiteren Angriffe stattfinden werden«, antwortete Botschafter Hou. »Wir bedauern die Sachschäden und vor allem die Verluste an Menschenleben, sind aber weiterhin der Überzeugung, unsere Reaktion, so unglücklich sie auch war, sei absolut gerechtfertigt gewesen. Wir werden der nationalistischen Regierung umgehend unsere Entschuldigung übermitteln. Und im Interesse des Friedens versichern wir Ihnen und der Weltöffentlichkeit, dass wir die Besatzung des taiwanesischen U-- Boots fair behandeln werden. Obwohl wir uns nicht im Kriegszustand befinden, werden wir die taiwanesischen Seeleute, die unseren Flugzeugträger angegriffen haben, wie Kriegsgefangene behandeln - mit Respekt und Fairness. Meine Regierung ist auch damit einverstanden, die Schuldfrage von einem internationalen Tribunal klären zu lassen.«
    Diese Vorschläge beeindruckten und beruhigten den Präsidenten; China war anscheinend wirklich kompromissbereit und dachte nicht daran, sich abzukapseln. Oder sind die Chinesen allzu kompromissbereit?, überlegte Martindale. »Könnten Sie uns eine Kopie des Rückzugsbefehls und einen schriftlichen Bericht über die Militäraktionen Ihres Landes in diesem Konflikt übermitteln?«, fragte er.
    »Ich lasse Außenminister Hartman und dem Weißen Haus beides innerhalb einer Stunde zustellen, Mr. President«, versicherte Botschafter Hou ihm.
    Der Präsident staunte über Hous Freimütigkeit und Kooperationsbereitschaft - wie viel beides wert war, musste sich natürlich erst noch zeigen, aber Chinas demonstrative Offenheit war trotzdem verblüffend. »Also gut, Mr. Ambassador«, sagte Martindale. »Wir zählen weiterhin auf Ihre Kooperation in dieser schwierigen Angelegenheit.«
    »Mein Land verpflichtet sich zu rückhaltloser Zusammenarbeit«, beteuerte Hou. Er machte eine kurze Pause, als sei es ihm peinlich, den nächsten Punkt zu erwähnen, und fuhr dann fort: »Ich habe Anweisung, Mr. President, Sie um Aufklärung wegen des tragischen und schrecklichen Vorfalls zu ersuchen, der sich vor kurzem in Seegebiet vor Quemoy ereignet hat.« Als er Martindals Zögern bemerkte, fügte er hastig hinzu: »Sollten Sie sich nicht gleich dazu äußern wollen, Sir, habe ich volles Verständnis dafür. Eine genaue Untersuchung erfordert gewiss längere Zeit.«
    »Die näheren Umstände der Vorfälle in Hongkong, auf Matsu und vor Quemoy sind noch weitgehend ungeklärt, Herr Botschafter«, stellte der Präsident fest. »Aber da Sie uns gegenüber aufrichtig gewesen sind, will ich Ihnen gegenüber aufrichtig sein, solange ich mich darauf verlassen kann, dass diese Informationen streng vertraulich bleiben.«
    »Selbstverständlich, Mr. President«, antwortete Hou.
    »Der Angriff auf das Fährschiff ist durch einen Lenkwaffenangriff auf zwei Fregatten der U. S. Navy ausgelöst worden«, sagte der Präsident. »Ein zur Überwachung des Seegebiets eingesetztes bewaffnetes Patrouillenflugzeug hat den Angriff auf unsere Fregatten entdeckt, irrtümlich das Fährschiff dafür verantwortlich gemacht und das Feuer erwidert. Unsere Sensoren haben die Fähre als Kriegsschiff identifiziert, und da sie sich auf Kollisionskurs mit den Fregatten befunden hat, ist unser Flugzeug sofort nach dem Lenkwaffenstart zum Gegenangriff übergegangen.«
    »Der Bomber EB-52 Megafortress kann aus so großer Entfernung zwischen einzelnen Schiffen unterscheiden?«, erkundigte Hou sich.
    Der Präsident fuhr bei der Erwähnung der Megafortress zusammen - sie wussten von ihr! Die chinesische Regierung wusste von der Megafortress! Da dies der zweite Konflikt war, in dem der Stealth-Bomber gegen die Chinesen eingesetzt worden war, kam dieses Wissen nicht ganz überraschend. Aber die fast beiläufige Erwähnung des Spitznamens der EB-52 war ein schwerer Schlag für den Präsidenten, der von Anfang an in die Entwicklung dieses Waffensystems eingeweiht gewesen war und es geschafft hatte, es vor dem Kongress und selbst vor dem größten Teil seines Kabinetts geheim zu halten. »Tut mir Leid, ich kann mich auf keine

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