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Brown, Dale - Schattenpilot

Brown, Dale - Schattenpilot

Titel: Brown, Dale - Schattenpilot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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Kampfkraft.
    Das Schiff war im Juni 1985 in Nikolajew an der ukrainischen Schwarzmeerküste auf Kiel gelegt worden und im April 1988 unter dem Namen Riga als zweiter echter sowjetischer Flugzeugträger vom Stapel gelaufen - weit schlagkräftiger als die Hubschrauberträger der Kiewund Moskwa-Klasse. Wegen Mittelkürzungen und technischer Schwierigkeiten hatte die Riga nie vom Ausrüstungskai abgelegt, um wie ihr Schwesterschiff Tiflis zur sowjetischen Nordmeerflotte zu stoßen. Sie war in Warjag umgetauft worden, als die Lettische SSR, nach deren Hauptstadt das Schiff benannt war, im Jahre 1991 unabhängig geworden war.
    Die Warjag, deren Name »Wikinger« oder »Kriegsherr« bedeutete, war 1991 ohne Elektronik und Waffensysteme für kümmerliche dreißig Millionen Dollar an die VR China verkauft worden - nach Überzeugung der internationalen Fachpresse als Schrott gegen bar, um die Taschen ehemaliger sowjetischer Admirale und Bürokraten zu füllen, die nach dem Zusammenbruch der UDSSR ohne Pension entlassen worden waren. Wegen des Waffenembargos gegen China und der Angst vieler asiatischer Staaten vor einem chinesischen Flugzeugträger mit Atomantrieb - das Massaker auf dem Tienanmen-Platz lag erst zwei Jahre zurück -, war das Schiff im iranischen Marinestützpunkt Chah Bahar stationiert worden, wo es als schwimmende Kaserne und Haftanstalt gedient hatte. Ab 1994 war es jedoch für zwei Milliarden Dollar neu ausgerüstet und bewaffnet worden, und 1996 hatten China und der Iran den Flugzeugträger gemeinsam in Dienst gestellt: als ersten Flugzeugträger und größtes Kriegsschiff, das ein islamischer Staat jemals besessen hatte.
    Anfang 1997 hatte die iranische Führung den Flugzeugträger, der jetzt Ayatollah Ruhollah Chomeini hieß, als Speerspitze eines Angriffs gegen mehrere Verbündete der USA am Persischen Golf eingesetzt. Aber die Amerikaner hatten zurückgeschlagen und das Kriegsschiff mit Stealth-Bombern und Marschflugkörpern angegriffen. Die Explosion eines Jagdbomber Su-33 an Deck der Chomeini hatte einen Brand ausgelöst, bei dem eine Lenkwaffe P-5OO Granit hochgegangen war und den Flugzeugträger fast versenkt hatte. Der von unsichtbaren amerikanischen Angreifern geschlagene und gedemütigte Iran hatte um Frieden bitten müssen, bevor sein kostbarer Träger auf den Meeresboden geschickt wurde.
    Die Vereinigten Staaten waren bereit gewesen, die Chomeini mit ein paar Torpedos oder Marschflugkörpern in ein künstliches Riff zu verwandeln, aber der Iran hatte ihn rasch seiner wahren Besitzerin, der VR China, zurückgegeben, und Amerika hatte diese Supermacht nicht verärgern wollen, indem es ihr Eigentum versenkte. Der chinesische Zerstörer Zhanjiang hatte den nun in Mao Zedong umbenannten Flugzeugträger nach China geschleppt, von allen Anrainerstaaten misstrauisch beobachtet. Die meisten asiatischen Staaten fürchteten das Auftauchen eines chinesischen Flugzeugträgers in diesen politisch turbulenten Gewässern, aber die Mao Zedong war kaum mehr als ein schwimmender Schrotthaufen, oder?
    Der zwei Mal heimatlos gewordene Flugzeugträger wurde jedoch keineswegs zu Rasierklingen verarbeitet. Innerhalb weniger Monate waren die Instandsetzungsarbeiten beendet, und nun war der kleine Flugzeugträger Mao mit seiner Sprungschanze am Bug wieder einsatzbereit. Er hatte nur vier seiner normalerweise vierundzwanzig russischen Jagdbomber Su-33 an Bord, aber seine Bewaffnung mit U- Jagdhubschraubern und Lenkwaffen zur Bekämpfung von Landund Schiffszielen war vollständig. Sechs der P-5OO Granit in den vorderen Abschussvorrichtungen waren durch die Marineversion der ballistischen Rakete M-n mit einer Reichweite von über sechzig Kilometern ersetzt worden. Trotz dieser Bewaffnung galt der Flugzeugträger nur als teures chinesisches Spielzeug - auch als Demonstrationsobjekt, das die Nachbarn beeindrucken sollte -, aber nicht als ernstliche militärische Bedrohung.
    Dieses Urteil, dachte Admiral Yi befriedigt, wird sich bald als größte Fehleinschätzung der neueren Geschichte erweisen!
    Nach scheinbar stundenlanger Warterei brachte der Erste Offizier seinem Kapitän ein Datenblatt mit Angaben über das sich nähernde Schiff - mehrere Wochen alt, aber hoffentlich noch immer zutreffend. »Die Meldung des Hubschraubers ist da, Genosse Admiral«, meldete er. »Das Schiff fährt unter taiwanesischer Flagge und ist eine nach französischen Plänen auf Taiwan gebaute Fregatte der KwangHua-III-Klasse. Eines der Spielzeuge

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