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Brown, Dale - Schattenpilot

Brown, Dale - Schattenpilot

Titel: Brown, Dale - Schattenpilot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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dafür in Frage kommen. Und unsere Analyse könnte mehrere Monate lang dauern.«
    »Ja, ich verstehe«, wiederholte Senatorin Finegold steif. Damit muss man sich als Opposition abfinden, sagte sie sich - das Weiße Haus unter Kevin Martindale ist gewieft, erfahren und gut organisiert. Wenn diese Politprofis sich vorgenommen haben, die Anhörung hinauszuzögern, kann es Monate dauern, bis sie wirklich beginnen kann.
    Aber die übliche dreimonatige »Schonfrist« nach der Amtseinführung war jetzt abgelaufen, und die Regierung Martindale musste sich gefallen lassen, auf den Prüfstand gestellt zu werden. »Gut, ich veranlasse, dass der Streitkräfteausschuss sich mit Ihnen und dem Pentagon in Verbindung setzt, um eine Zeugenliste aufzustellen und einen Termin zu vereinbaren«, sagte Finegold. »Ich zähle dabei auf Ihre Bereitschaft zur Kooperation.« Der Präsident nickte steif, dann grinste er unbekümmert. Für Senatorin Finegold stand nun fest, dass das gesamte Kabinett sich schon mit der Möglichkeit einer Anhörung befasst und angefangen hatte, die Regeln dafür so festzulegen, dass Weißes Haus und Pentagon möglichst wenig würden preisgeben müssen.
    »Ein weiteres Thema, das ich mit Ihnen besprechen wollte, Mr. President«, fuhr Finegold fort, indem sie sich etwas nach vorn beugte und ihre schlanken Hände auf der Tischplatte faltete, »ist Ihr Vorschlag, den Taiwan Relations Act von 1979 außer Kraft zu setzen, um volle diplomatische Beziehungen zu Taiwan aufnehmen zu können. Glauben Sie, dass es klug gewesen ist, diese Idee in die Welt hinauszuposaunen, ohne erst den Kongress zu konsultieren? Meines Wissens haben Sie sich nicht einmal mit Spitzenpolitikern Ihrer Partei beraten, bevor Sie Ihre Absicht verkündet haben, Taiwans Unabhängigkeit von China zu unterstützen und einen Botschafteraustausch zu ermöglichen.«
    »Sehen Sie darin ein Problem?«, fragte Martindale. »Finden Sie nicht auch, dass wir Taiwans Streben nach Unabhängigkeit unterstützen sollten?«
    Finegold war sichtlich irritiert. »Darüber habe ich ehrlich gesagt noch nicht nachgedacht, Mr. President«, antwortete sie, »so wenig ich mir Gedanken über eine angemessene Reaktion auf die Konflikte in Nordirland, auf Zypern oder in Dutzenden von weiteren Krisengebieten in aller Welt gemacht habe. Der springende Punkt ist, dass wir solche Lösungen gemeinsam finden sollten. Der Ratifizierungsprozess käme viel schneller voran, wenn der Auswärtige Ausschuss des Senats und die Mehrheitspartei im Kongress von Ihren Absichten wüssten, bevor die Weltöffentlichkeit sie erfährt.«
    »Die Taiwanesen, die niemanden konsultiert haben - auch uns nicht -, haben mich mit ihrer plötzlichen Unabhängigkeitserklärung überrumpelt«, sagte der Präsident. »Ich habe es für nötig gehalten, eine Entscheidung zu treffen und mich rasch zu erklären, bevor China beschließen konnte, seiner abtrünnigen Provinz eine Lektion zu erteilen. Aber ich werde darauf achten, mein Vorgehen nächstes Mal eng mit Ihnen abzustimmen.«
    »Die Welt betrachtet Taiwan nach wie vor als eine Provinz Chinas, Mr. President«, stellte Finegold fest. »Durch unsere Anerkennung der Republik China haben wir uns außenpolitisch isoliert und sind auf einen Konfliktkurs mit der Volksrepublik China geraten.«
    »Halten Sie Taiwan etwa auch für einen Verbrecherstaat, Senatorin?«, fragte der Präsident. Sie schüttelte irritiert den Kopf, aber Martindale fuhr rasch fort: »Diese Frage ist wichtig, Barbara. Lesen Sie in Ihren Geschichtsbüchern nach. Im Zweiten Weltkrieg sind die Nationalisten unsere Verbündeten gewesen - so wichtig für die Errichtung einer >zweiten Front< in Asien wie England und Frankreich in Europa. Durch einen von den Kommunisten angezettelten Bürgerkrieg sind unsere Verbündeten vom Festland auf eine Felsinsel im Pazifik vertrieben worden. Sie haben Artilleriebeschuss, ständige militärische Bedrohung, weltweite diplomatische Nichtanerkennung und wirtschaftliche Isolierung erduldet.
    Heute leben sie in einer der reichsten Demokratien der Welt und betrachten die Vereinigten Staaten trotz allem, was wir ihnen in den vergangenen drei Jahrzehnten angetan haben, weiterhin als Freund und Verbündeten. Jetzt haben sie einen wichtigen Schritt getan, um ihrer Nation durch die Unabhängigkeitserklärung von China das Selbstbestimmungsrecht zu sichern, und dabei um unsere Unterstützung gebeten. Ich habe sie ihnen bereitwillig gewährt. Damit habe ich klar Stellung

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