Brown, Sandra - Ein skandalöses Angebot
stand.
»Umso besser«, meinte er ölig. »Dann kann ich endlich offen unter vier Augen mit dir reden.«
Er ging achtlos über Laurens unterkühlten Empfang hinweg, deponierte Hut und Mantel an der Garderobe und hielt
auf den Salon zu.
Dort waren die Vorhänge vorgezogen, es war dämmrig
und beengt wegen der schweren, wuchtigen Möbel, und mit
Williams Präsenz schien die Atmosphäre noch erdrückender.
»Also, was möchtest du mit mir besprechen, William?
Schieß los, ich hab nämlich noch zu tun«, sagte sie mit belegter Stimme. Sonderbarerweise war ihr plötzlich mulmig
zumute.
Sie reckte selbstbewusst ihr Kinn. Das war ja lachhaft!
Was hatte sie von William schon zu befürchten? Trotzdem
machte es sie nervös, allein mit ihm im Haus zu sein.
William verschränkte die Arme auf dem Rücken. »Abel hat
mir erlaubt, um deine Hand anzuhalten«, bekannte er ohne
Umschweife. »Bevor du auf dumme Gedanken kommst und
dir von irgendeinem dahergelaufenen Cowboy Avancen machen lässt. Ich bin der Meinung, wir sollten so schnell wie
möglich heiraten.« Ihre Nervosität wich Verärgerung. »Ben
hat mir keine Avancen gemacht. Und selbst wenn, ginge es
dich nichts an, William. Im Übrigen habe ich keineswegs
die Absicht, dich zu heiraten.« Sie tat einen stockenden
Atemzug und stemmte die Hände in die Taille. »Unser Gespräch ist damit beendet. Ich bring dich noch zur Tür.«
Sie wirbelte herum und wollte hinauslaufen. Spürte plötzlich Williams kalte Hand an ihrem Ellbogen. Er riss sie zu
sich herum. Fassungslos starrte sie ihn an.
»Nicht so schnell, Miss Kratzbürste. Ich bin noch nicht
fertig«, schnaubte er gehässig. Entrüstet versuchte Lauren,
sich seinem Griff zu entwinden. »Mich kannst du nicht zum
Narren halten. Was hat Lockett dir draußen im Garten versprochen?«
Seine Umklammerung wurde fester, und sie stöhnte auf.
»Es geht dich zwar nichts an, aber wenn du es unbedingt
wissen willst: Er hat mich nach Texas eingeladen, das ist alles.«
»Donnerwetter.« William feixte. »Damit er dir sein Schlafzimmer zeigen kann?«
»Ich ... ich hab keine Ahnung, worauf du hinauswillst«,
fauchte sie. Das entsprach der Wahrheit. Sie hatte lediglich
eine vage Vermutung, dass William ihr damit etwas sehr
Unschönes unterstellte.
William kniff die Lider zusammen. »Das mag sein. Also
gut, dann werde ich es dir eben erklären. Bevor dieser alte
Tattergreis es tut.«
Lauren riss sich mit einem empörten Kraftakt von ihm los
und nahm Reißaus. Sie war noch keine zwei Schritte gekommen, da packte er sie erneut und zerrte sie in seine
schraubstockartige Umarmung. Presste seine von Speichel
glänzenden, fleischigen Lippen auf ihre.
Lauren war fassungslos. Ihr Verstand raste. Schreien war
zwecklos. Seine Schenkel drängten an ihre, während er sich
über sie beugte. Sein nasser Mund glitt zu ihrem Ohr.
»Wehr dich nicht dagegen, Lauren. Ich weiß genau, du
willst es auch. Und komm mir jetzt nicht damit, dass du eine Dame bist.« Sie fühlte seine kalten Hände, die an der im
Rücken geknöpften Bluse herumnestelten. Und schrie gellend auf wie eine Besessene, als seine eisigen Finger ihre
Haut berührten.
Er unterdrückte ihren Aufschrei mit einem weiteren Kuss,
schob seine Zunge in ihren entsetzt geöffneten Mund. Sie
kämpfte wie eine Löwin, kratzte ihn im Gesicht, zog ihn an
den Haaren, trat ihm vor die knochigen Schienbeine. Aus
reinem Selbstschutz glaubte sie sich zu allem fähig.
Was mochte auf seine schlabbrigen Küsse und die widerwärtige Fummelei folgen? Von Ekel und Panik getrieben,
boxte sie ihn heftig vor die Brust. Woraufhin er taumelte
und rücklings über die bestickte Fußbank von Sybils Lehnstuhl stolperte. Während er mit seinem Gleichgewicht
kämpfte, lief Lauren zum Kamin und packte den eisernen
Schürhaken, den sie wie eine Waffe vor sich hielt.
»Verschwinde«, krächzte sie zwischen ihren aufgewühlten
Atemzügen. »Wenn du mich noch einmal anrührst, bringe
ich dich um.«
Mit unordentlicher Kleidung und blutigen Kratzern im
Gesicht, das dünne Haar wirr vom Kopf abstehend, hatte
William wenig Ähnlichkeit mit dem steifen, besonnenen
Geistlichen, der seiner Gemeinde glühende Predigten über
den Fluch der Fleischeslust hielt.
»Und was dann, Lauren, Schätzchen? Einmal angenommen, du würdest es wirklich schaffen, mich umzubringen,
wie würdest du meinen Tod erklären wollen? Die Leute
würden doch glauben, dass du mich zu einem Schäferstündchen eingeladen hast, weil
Weitere Kostenlose Bücher