Brown, Sandra - Ein skandalöses Angebot
fielen, umrahmten ihr Gesicht wie ein schwarzer
Schleier. Sie trug ein rosenrotes Negligé mit einem tiefen VAusschnitt, das von der Brust bis zu ihren Knien geknöpft
war. Die weiten, mit einer breiten Spitzenborte abgepaspelten Ärmel bauschten sich duftig über ihren schmalen Händen. Der Atem entwich ihren leicht geöffneten Lippen in
kurzen, aufgewühlten Stößen. Sie versuchte verzweifelt, ihre
Panik zu überspielen - vergeblich.
Er verharrte wie paralysiert. Sie verströmte einen blumigen Duft, der ihm mehr zu Kopf stieg als sein reichlicher
Alkoholkonsum. Es juckte ihn in den Fingern, die zarte
Haut an ihrer Halsbeuge zu streicheln, wo er ihren flatternden Puls gewahrte. Und die Schätze zu erforschen, die sich
hinter dem obersten Knopf ihres Überwurfs verbargen.
Halbwegs wieder gefasst, sagte er schwer: »Sieh mich
nicht so verschreckt an, Mrs. Lockett. Ich habe bestimmt
nicht vor, dich zu deinen ehelichen Pflichten zu nötigen.«
Statt einer Antwort befeuchtete sie sich mit ihrer winzigen
rosa Zungenspitze die Lippen. Jared schluckte geräuschvoll, um ein scharfes Stöhnen zu unterdrücken. »Ich verlange nur eins: Hier gibt es keine abgeschlossenen Türen, ist
das klar? Getrennte Schlafzimmer sind nichts Ungewöhnliches, aber eine verschlossene Tür lädt zu Spekulationen ein.
Dienstbotenklatsch und so weiter. Dann wäre diese ganze
Farce nämlich aufgeflogen. Hast du das kapiert?«
»Ja, Jared«, antwortete sie unschlüssig.
Verflixt und zugenäht! Wieso brüllte sie ihn nicht an oder
fiel in Ohnmacht oder was Frauen sonst so taten? Sie war so
verdammt kontrolliert. Und er stand da wie ein grüner Junge, mit Schwitzehändchen und Herzklopfen und einer pulsierenden Erektion in der Hose.
Kurz entschlossen griff er nach der Tür und zog sie hastig
zu. Keine Ahnung, ob sie wieder abschloss, bevor ihre
Schritte im Raum verhallten. Er hatte auch nicht mehr den
Nerv, probehalber an der Klinke zu rütteln.
»Schätze, ich hab ihr gezeigt, wer hier die Hosen anhat«,
knirschte er und schwang sich ins Bett. Eigenartig, aber er
empfand kein bisschen Genugtuung über seinen Erfolg.
Stattdessen spürte er ein tiefes Verlangen und kniff gequält
die Lider zusammen, um im Schlaf Vergessen zu finden.
Kapitel 9
Elena rüttelte Lauren sanft an der Schulter und flüsterte:
»Señora Lockett, bitte, wachen Sie auf. Höchste Zeit, dass
Sie sich für die Reise fertig machen.«
Lauren blinzelte. Im Zimmer war es stockfinster, und sie
protestierte leise grummelnd in ihr Kopfkissen. Sie hatte
noch lange wach gelegen, ehe sie endlich eingeschlummert
war. Die mexikanische Hausangestellte blieb hartnäckig
und schaffte es schließlich, sie aus dem Reich der Träume
zu holen. Schließlich hellwach, fiel Lauren ihr Ausflug nach
Keypoint ein. Sie warf das Laken zurück und glitt aus dem
Bett. Jared hin oder her - sie freute sich auf die Ranch.
Während sie ihr bei der Morgentoilette half, schwärmte
Elena von der schönen Hochzeit und wie bezaubernd die
junge Señora in ihrem Brautkleid ausgesehen habe. Jared
sei wahrlich ein attraktiver Mann und Lauren zu beneiden.
Kurz zuvor hatte Elena bei ihm geklopft.
»Señor Jared, sind Sie wach? Zeit zum Aufstehen. Señora
Lauren, hören Sie mich?«
Nach längerem Schweigen hatte Jared ein schläfriges »Ich
bin wach« gemurmelt.
»Señora Lauren, möchten Sie, dass ich Ihnen helfe?«, erbot das Mädchen sich fröhlich. Vielleicht mochte Señor Jared ihr ja lieber selbst helfen, überlegte sie heimlich.
Sie vernahm das Rascheln der Bettdecke und einen gedämpften Kraftausdruck. Dann sagte Jared: »Sie ist in ihrem
Zimmer. Geh und weck sie auf.«
Da war Elena stutzig geworden. »Aber Señor ...«
»Sie ist in ihrem Zimmer«, wiederholte er ungeduldig.
Während sie Laurens Reisetaschen packte, schüttelte Elena ratlos den Kopf. Wieso schlief sie nicht mit ihrem Mann
in einem Bett? Ts, ts, diese Gringos waren und blieben ihr
ein Rätsel.
Lauren besaß ein Reitkostüm, das ihr die Prathers geschenkt hatten. Sie hatten auch darauf bestanden, dass sie
Reitstunden nahm. Das kurze, figurbetonte blaue Samtjäckchen und der lange, weit ausgestellte Rock passten perfekt. Sie hatte es den ganzen weiten Weg nach Texas mitgeschleppt, weil sie es nicht übers Herz brachte, es in North
Carolina zurückzulassen.
Nach einem kritischen Blick auf die Reitgarderobe fragte
Elena beiläufig, ob sie nicht lieber einen von den Hosenrö
cken anziehen wolle, die Mrs. Gibbons für sie
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