Brown, Sandra - Ein skandalöses Angebot
über ihre Sättel gebeugt, ritten sie schnurstracks in
ihre Richtung. Laurens schreckgeweiteter Blick schoss zu
Jared, der es den Banditen nachmachte und sich eben das
geknotete Halstuch über die Nase zog. Geistesgegenwärtig
riss er die Flinte aus der Satteltasche und legte an. Er gab
Charger die Sporen und galoppierte mit gellendem Komantschengeheul auf seine Angreifer zu. Lauren gefror das Blut
in den Adern.
Die Banditen feuerten in die Luft und versuchten, Jared
einzukreisen. Er griff so fest in die Zügel, dass Charger sich
aufbäumte und auskeilte. Wie durch ein Wunder blieb ihr
Göttergatte im Sattel.
Ihr von Panik getriebener Herzschlag brauste in Laurens
Ohren. Wieso war Jared einfach fortgeritten und überließ sie
ihrem Schicksal? Er glaubte doch nicht etwa, dass er es mit
diesem Haufen Desperados aufnehmen könnte, oder? Und
wenn sie ihn umbrachten, was dann? Heiliger Bimbam, was
würden sie mit ihr machen? Flame tänzelte nervös unter ihr.
Fixiert auf das Drama, das sich vermutlich gleich vor ihren
Augen abspielen würde, vermochte Lauren kaum, sich noch
auf das Pferd zu konzentrieren.
Jared glitt von Charger, und der Anführer der Bande saß
ähnlich geschmeidig ab. Die anderen blieben im Sattel sitzen und bildeten einen engen Kreis um ihren Anführer und
um Jared. Die beiden torpedierten einander mit Blicken.
Auf einmal war es grabesstill.
Lauren tippte darauf, dass ihr Mann und der Bandit aufeinander losgehen würden. Die zwei standen nur wenige
Schritte voneinander entfernt, die Beine leicht gegrätscht,
die Arme locker an den Seiten herabhängend, jeder Muskel
war angespannt. Breitschultrige Hünen, die einander über
den Rand ihrer Halstücher hinweg anstarrten. Lauren hielt
erschrocken den Atem an.
Beide zogen blitzschnell - Revolverschüsse zerfetzten die
Stille, hallten von den aufragenden Felsen wider.
Kapitel 10
Ob es die krachende Detonation der Schüsse war oder ob
Lauren ihrer Stute unbewusst die Knie in die Flanken gestemmt hatte, hätte sie später nicht zu sagen vermocht. Jedenfalls scheute Flame, bäumte sich auf und setzte im fliehenden Galopp über die Weide. Lauren fuhr der Schreck in
sämtliche Glieder. Sie bekam keinen Ton heraus, hielt sich
krampfhaft im Sattel, während die Landschaft in einem wilden Wirbel an ihr vorüberrauschte. In das Donnern von
Flames Hufschlag mischte sich der eines weiteren Pferdes,
Lauren wagte es jedoch nicht, einen Blick über die Schulter
zu werfen. Sie hatte Angst zu stürzen und noch größere
Angst vor ihrem Verfolger.
Einen Wimpernschlag lang gewahrte sie eine helle Mähne, ehe sie einen eisernen Griff um die Taille spürte und von
Flames Rücken gerissen wurde. Die Stute galoppierte weiter. Lauren fühlte sich wie eine Stoffpuppe, ihre Beine
strampelten in der Luft, derweil sie den warmen, geschmeidigen Torso eines Pferdes an ihrem Steiß spürte. Sie presste
die Lider zusammen. Umklammerte geistesgegenwärtig die
Hüften des Reiters, der sie mit einer schwungvollen Bewegung vor sich in den Sattel hob. Endlich verlangsamte er
das Tempo, brachte das Pferd zum Stehen. Laurens Herz
hämmerte schmerzhaft gegen ihren Rippenbogen. Sie hob
zaghaft den Kopf und blickte in topasfarbene Augen über
einem roten Halstuch.
»Lauren?«
Sie erkannte die Stimme und sank erleichtert an Jareds
Brust. Sie waren mit dem Leben davongekommen! Er
drückte sie fest an sich. Zufrieden schloss sie die Augen,
kuschelte sich in seine Armbeuge. Herannahender Hufschlag beendete das friedvolle Idyll. Herrje, ihre Angreifer!
Die hatte sie völlig verdrängt!
»Ist sie okay, Jared?«
»Klar doch. War vielleicht ein bisschen zu aufregend für
sie.« Seine Stimme war himmlisch beruhigend. »Lauren«,
wiederholte er milde. Widerstrebend öffnete sie die Augen
und hob den Kopf.
Jared zog das Halstuch herunter und blickte sie an. Las
sie etwa Besorgnis in seinen Augen? Charger warf temperamentvoll den Kopf zurück und riss sie aus dem Trancezustand, den Jareds unerwartete Nähe bei ihr hervorgerufen
hatte.
Sie blinzelte zu dem anderen Reiter. Seine Züge ähnelten
denen Jareds, allerdings hatte er milchkaffeebraune Haut
und dunkles Haar. Der Fremde zog das Halstuch vom Gesicht und grinste gewinnend. Ihr Blick glitt schüchtern in
die Runde der Vaqueros, die sich in einem Halbkreis um sie
formierten. Sie schienen kein bisschen bösartig, sondern
bloß neugierig und ein wenig betreten.
»Lauren, das sind Rudy Mendez und die KeypointVaqueros -
Weitere Kostenlose Bücher