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Brown, Sandra - Ein skandalöses Angebot

Brown, Sandra - Ein skandalöses Angebot

Titel: Brown, Sandra - Ein skandalöses Angebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein skandaloses Angebot 8762E5C5
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schlechte Karten!
    Gestern Abend, als Keypoint in Sicht kam, hatte er Charger zu einem fliegenden Galopp angespornt. Das lag aber
ganz bestimmt nicht an Lauren, hatte er sich eingeschärft.
Inzwischen war er sich da nicht mehr so sicher.
    Eine halbe Stunde ritten sie schweigend weiter. Jared fiel
in einen leichten Trab und lenkte Charger zur Uferböschung, wo die Wurzeln der Zypressen wie verknotete Seile
aus dem Boden ragten. Auf der gegenüberliegenden Flussseite erhob sich eine etwa fünfzehn bis zwanzig Meter hohe
Felsformation. Mitten aus dieser steilen Wand ragte ein
seltsames Gebilde hervor.
    Es sah aus wie ein holzvertäfelter Verschlag. Aus einem
gusseisernen Ofenrohr im Dach kam eine schmale Rauchsäule. Die Tür bestand aus rohen Planken. Rechts und links
davon war je ein Fenster. Darüber waren Rinderhäute angenagelt, die sanft im Wind schlugen. Hirschgeweihe und
Widderhörner schmückten die Außenwände. Der schmale
Felsgrat, auf dem man kaum stehen konnte, war mit allen
möglichen Utensilien bedeckt: Waschbretter und -zuber,
Zaumzeug, Seilrollen, verrostete Pflüge und Metallgegenstände, die Lauren auf die Entfernung hin nicht zu identifizieren vermochte.
»Was ist denn das?«, fragte sie verdutzt. Jared saß ab.
    »Bleib hier. Ich spring nur kurz zu ihm rein. Crazy Jack
hat nicht gern Besuch.«
»Wer...«
»Bleib einfach sitzen, Lauren«, sagte er schroff.
Er nahm ein Bündel aus der Satteltasche und lief zum
Fluss hinunter. Kniete sich ans Ufer und schöpfte sich ein
paar Hände voll frischen Wassers in den Mund. Dann legte
er das Päckchen auf einen abgeflachten Felsen und kehrte
zu Charger zurück. Geschmeidig saß er auf.
Lauren brannte vor Neugier. Sie spähte hastig über ihre
Schulter, um noch einen letzten Blick auf das bizarre Gebilde zu erhaschen.
Nach etwa einer Meile führte Jared die Pferde erneut an
das Ufer des Rio Caballo, dieses Mal, um sie zu tränken. Er
reichte Lauren eine Wasserflasche, lehnte ein Bein lässig
über den Sattelknauf und zündete sich einen Zigarillo an.
»Was ist mit dem Haus, Jared? Wohnt da noch jemand?«,
platzte sie heraus. Ihre Neugier war nicht mehr zu bremsen.
»Ja, in dem Häuschen lebt Jack Turner«, meinte er betont
beiläufig, »aber die Leute nennen ihn bloß Crazy Jack. Das
ist sein Spitzname. Er hat das Fundament für das Haus
über einer Höhle errichtet. Er ist ein Eremit und kein bisschen verrückt.« »Ein Eremit?!«, entfuhr es ihr. »Wie lange
wohnt er schon dort? Wo kommt er her? Ist er so etwas wie
ein Sonderling?« Jared nahm einen langen Schluck aus seiner Wasserflasche, schraubte sie zu und paffte ärgerlich an
seiner dünnen Zigarre. »Jack und sein Bruder Bill kamen
um 1850 nach Texas und richteten sich hier in einer alten,
verlassenen Hütte häuslich ein. Sie hatten kein Geld für eine Ranch oder eine Farm und bauten nur ein bisschen Getreide an. Ansonsten schlugen sie sich als Gelegenheitsarbeiter durch, wenn sie Geld brauchten. Sie lebten sehr zurückgezogen, da sie mit den deutschen Siedlern nicht zurechtkamen.« Er lehnte sich im Sattel zurück und paffte
abermals an seinem Zigarillo.
»1872 plünderten die Komantschen auf einem Beutezug
die kleineren Farmen. Jack und Bill wurden gefangengenommen, ihre Hütte abgefackelt. Bill wurde von den Indianern gefoltert und getötet, Jack kam nach ungefähr sechs
Monaten wieder frei. Mit ihm etliche Frauen und Kinder,
die sie ebenfalls als Geiseln genommen hatten. Jack kehrte
... schwer verunstaltet ... zurück und wurde ab da von seinen
.gottesfürchtigen. Nachbarn gemieden.«
Um Jareds Mund legte sich ein grimmiger Zug. »Ben sah
großzügig darüber hinweg, als Jack sich den Verschlag in
den Felsen baute. Er schlachtet jedes Jahr ein paar Rinder
für seinen Lebensunterhalt. Die Fleischqualität ist natürlich
nicht die beste. Wir bringen ihm alle paar Monate die nötigsten Vorräte mit. Er will allein sein. Seine Hütte mutet
wie eine Festung an. Keine Ahnung, wie er da oben rein-
und rauskommt. Jedenfalls bedroht er jeden mit seiner Flinte, der sich ihm nähert.« Lauren ließ die Informationen
schweigend auf sich wirken. »Wieso wird er denn von den
anderen geschnitten? Er kann doch nichts dafür, dass die
Indianer ihn als Geisel nahmen.« Ihr tat der exzentrische
Einsiedler irgendwie leid.
Jared antwortete gedehnt: »Die Indianer haben ihm die
Nase und die Ohren abgeschnitten. Er ist wahrhaftig kein
schöner Anblick für seine Nachbarn.«
Kapitel

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