Brown, Sandra - Ein skandalöses Angebot
sich auf andere Gedanken zu bringen, streifte sie ihren Morgenmantel über und huschte nach draußen. Atmete
die frische Luft in tiefen Zügen ein. Die friedvolle Nacht
war in silbriges Mondlicht getaucht. Die glitzernden Sterne
schienen zum Greifen nah.
Schlagartig kam es ihr unauslöschlich zu Bewusstsein: Ich
habe mich in Jared Lockett verliebt. Ich liebe Jared.
Sie mochte naiv und unerfahren sein, dennoch gab es an
dieser Tatsache nichts zu rütteln.
Ihre Gedanken kreisten unablässig um Jared. Wenn sie
etwas sagte oder tat, überlegte sie vorher, wie er es auffassen könnte. Er ging ihr nicht mehr aus dem Sinn. Sie wollte
Freud und Leid mit ihm teilen. War das Liebe? War Liebe
immer mit so viel Schmerz verbunden?
Sie liebte Jared - würde ihr Geheimnis jedoch fest in ihrem
Busen verschließen. Mit einem beseelten Lächeln auf den
Lippen lief sie wieder ins Haus und nach oben.
Als sie ihre Zimmertür hinter sich schloss, gewahrte sie
ihren Mann, der aus dem Dunkel auf sie zutrat. Sie unterdrückte einen entsetzten Aufschrei. »Jared, du hast mich halb
zu Tode erschreckt«, japste sie und schlug die Hände vor
die Brust. »Was willst du von mir?«
Er schwankte und roch nach Whiskey. Seine goldbraunen
Augen glitzerten begehrlich. Sein Hemd stand offen, die
Schöße hingen ihm aus der Hose.
»Jared?«, fragte sie nervös und wich einen Schritt zurück.
»Dreimal darfst du raten, Mrs. Lockett.« Seine Stimme
klang abgründig schroff, mit einer höhnischen Betonung
auf ihrem Nachnamen. Er stürzte sich auf sie, stemmte sie
gegen die Wand.
Er bestürmte ihren Mund mit einem brutalen Kuss, bohrte
seine Zunge gierig zwischen ihre Lippen. Drängte sich mit
seinem sehnigen Körper so ungestüm an ihren, dass seine
Gürtelschnalle unangenehm gegen ihren Magen drückte.
Klemmte ein Knie zwischen ihre Beine, zwang ihre Schenkel auseinander.
Lauren war dermaßen baff, dass sie zunächst nicht reagierte. Von plötzlich aufkommender Panik getrieben, boxte
sie hilflos mit den Fäusten auf seine Arme und Schultern
ein.
Sie bekam ihr Gesicht frei und schluchzte: »Nein, Jared.
Nein, bitte nicht!«
»Nein? Und wieso nicht?«, stieß er zwischen zusammengebissenen Kiefern hervor. »Du bist meine Frau, Mrs. Lauren Lockett.
Demnach hast du deine ehelichen Pflichten zu erfüllen.
Du lässt dich mit jedem dahergelaufenen Streuner ein, aber
jetzt bin ich auch mal an der Reihe.«
Er war benebelt vom Alkohol und redete eine Menge Unsinn. Aber so ganz Unrecht hatte er nun auch wieder nicht.
Sie war seine Frau, echote es in ihrem Kopf. Sie war seine
Frau.
Sie ließ abrupt die Arme sinken, und er hätte um ein Haar
das Gleichgewicht verloren. Sie sträubte sich nicht mehr, als
er ihr den Morgenmantel und das durchschimmernde
Nachthemd von den Schultern riss. Mit glutvollen Augen
verzehrte er ihre Brüste, betastete sie grob mit den Händen,
als wollte er ihr absichtlich wehtun. Als ihre Reaktion ausblieb, dämmerte ihm schließlich, dass sie sich ergab. Er sah
ihr tief in die Augen.
Sie erwiderte seinen Blick gefasst und unbefangen. Wie
jemand, der sein weiteres Schicksal akzeptiert.
Selbst kaltes Wasser hätte das Feuer seiner Leidenschaft
nicht gründlicher löschen können. Er stand wie erstarrt vor
ihr und atmete schwer, die Luft zum Ersticken schwül von
ihren aufgestauten Emotionen. Nach einem langen Moment fuhr er sich verlegen mit den Fingern durch die Haare, verzweifelt darauf bedacht, die peinliche Situation zu
überspielen.
Er neigte sich über sie, hämmerte mit der Stirn gegen die
Wand hinter ihr, als wäre er von Sinnen. Sie fühlte seine
Hände auf ihren Brüsten und merkte, wie er ihr den Morgenmantel zusammenschob, um ihre Blößen zu bedecken.
Als sich sein aufgewühlter Atem beruhigte, trat er einen
Schritt zurück. Er wickelte eine ihrer Locken um seine Finger und zog spielerisch daran, bis er die lange Strähne in
den Händen hielt. Er fächerte sie zärtlich entrückt über
Laurens Schulter. Dann schnellte er herum und verließ
wortlos das Zimmer. Die Tür klickte leise ins Schloss.
Lauren sank zu Boden und senkte schluchzend den Kopf
in die Hände.
Am nächsten Morgen war Jared bereits wieder nach Austin aufgebrochen. Eine Woche später bekam Lauren ein
funkelnagelneues Piano geliefert. Mr. Jared Lockett hatte es
für sie gekauft.
Kapitel 17
Das Datum der Grundsteinlegung für die neue Eisenbahnanbindung wurde auf den 15. Dezember festgesetzt.
Alle hofften, dass das texanische
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