Brown Sandra
begeistern. Diese Lady war verrückt, wenn sie ein Projekt wie dieses einem ausgebrannten, abgewrackten Streuner wie ihm anvertrauen wollte, aber – bei Gott! – diese Herausforderung war unwiderstehlich.
»Tut mir leid, daß ich Sie so anstarre.« Jade rang nach Fassung. »Sie sehen so anders aus. Bitte setzen Sie sich doch.«
Er nahm auf dem Stuhl Platz, den sie ihm anbot. »Ich hätte vielleicht besser vorher anrufen sollen.« In Wirklichkeit hatte er den Mut dazu nicht aufgebracht. Er hatte Angst, sie könnte ihm sagen, daß der Job schon vergeben sei. Diese Enttäuschung wäre vernichtend. Der Gedanke ließ seine Stimme heiser klingen. »Ich hoffe, ich komme nicht ungelegen.«
»Nein, ganz und gar nicht.« Sie setzte sich wieder an ihren Schreibtisch.
Er schaute sich interessiert in ihrem Büro um. Es wirkte aufgeräumt, modern und doch gleichzeitig gemütlich. Auf dem Fenstersims blühten Veilchen, und gerahmte, von Amateurhand gezeichnete Bilder mit der Signatur »Graham Sperry« schmückten die Wände.
»Mein Sohn«, erklärte Jade seinem Blick folgend. »Er ist jetzt schon vierzehn und findet es peinlich, daß ich seine Bilder aus dem Kindergarten aufgehoben habe.«
»Vierzehn«, murmelte Dillon. Charlie wäre dieses Jahr acht geworden. Er strich sich den buschigen Schnurrbart, den er nach einigem Überlegen schließlich doch behalten hatte.
»Kann ich Ihnen vielleicht einen Kaffee oder etwas Kaltes anbieten?«
»Nein, danke.«
»Wann sind Sie in L.A. aufgebrochen?«
»Vor einer Woche. Ich bin mit dem Wagen gefahren.«
»Oh, ich verstehe. Das war sicher eine interessante Fahrt.«
»Ging so«, antwortete er lakonisch. Hatte sie Angst, ihm zu sagen, daß sie jemanden mit einer besseren Einstellung zu dem Job gefunden hatte?
»Sind Sie zum erstenmal in New York?«
»Ja.«
»Und wie gefällt es Ihnen?«
»Ist okay.«
»Ich hoffe«, sagte Jade nach einer kurzen Pause, »Sie haben mir etwas Erfreuliches mitzuteilen.«
»Ist der Job noch frei?«
»Ja.«
»Jetzt nicht mehr.«
Ihre Augen leuchteten auf, doch sie klang ganz ruhig. »Es freut mich, das zu hören, Mr. Burke.«
»Tatsächlich? Sie haben mich aus dem Gefängnis geholt. Sie wissen doch gar nicht, wie ich arbeite. Ich habe kein eigenes Unternehmen.«
»Als ich in Kalifornien war, habe ich mich dafür entschieden, nicht mit einem Unternehmen zusammenzuarbeiten. Ein einzelner ist beweglicher als ein ganzes Unternehmen.«
»Ich verstehe es noch immer nicht«, sagte Burke.
»Wir wollen, daß TexTile ein Bestandteil der Gemeinde Palmetto wird. Wenn wir Bauarbeiter und Subunternehmer aus der Region einstellen, ist das sicher ein Schritt in die richtige Richtung. Ich habe mit Mr. Seffrin darüber gesprochen, und er stimmt mir zu. Der Fakt, daß Sie keine eigene Kolonne haben, ist also eher ein Plus für Sie. Und«, fügte sie in ihrem breitesten Südstaatendialekt hinzu, »Sie sprechen die Sprache der Menschen dort. Sie wirken nicht wie ein Eindringling, und das ist genau der Eindruck, den wir gerne hätten.«
»Und dieser Seffrin …«
»Vertraut meinem Instinkt, obgleich ich Ihnen sagen muß, daß wir uns zwischenzeitlich natürlich nach anderen Vertragspartnern umgesehen haben. Aber Sie sind noch immer meine erste Wahl, und ich bin froh, daß Sie hier sind. Und jetzt erzählen Sie mir, wie Sie arbeiten.« Sie faltete die Hände auf dem Tisch und schaute ihn aufmerksam an.
»Nun ja, ich habe schon so ziemlich alles auf dem Bau gemacht. Aber am liebsten zimmere ich das ganze Ding zusammen.«
»Bevor ich definitiv wußte, daß Matthias tatsächlich ein Gauner ist, fielen mir seine Hände auf«, sagte Jade. »Sie waren so weich. Er ist der Typ, der alles vom Schreibtisch aus managt. Ich brauche jemanden, der jede Phase des Baus ganz direkt überwacht, der Kontakt hat zu den Arbeitern und zu den Subunternehmern.«
»Da sehe ich kein Problem. Ist genau mein Stil.«
»Gut. Dieser Job erfordert zudem jemanden, der sich voll und ganz für das Projekt einsetzt. Vom ersten Spatenstich bis zur letzten Schraube werden mindestens zwei Jahre vergehen.«
»Ich habe nichts anderes vor.«
»Und nach Palmetto zu gehen, stellt auch kein Problem für Sie dar?«
»Absolut nicht. Wie Sie schon erraten haben, stamme ich aus dem Süden. Ich habe mein Diplom auf der Georgia Tech gemacht.«
»Gibt es sonst noch etwas, was Sie besprechen wollen, bevor ich den Vertrag aufsetzen lasse?«
»Was ist mit den Subs?«
»Was soll mit ihnen sein?«
»Ich werde für jeden ausgeschriebenen Bereich
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