Brown Sandra
Ihnen recht ist, würde ich lieber auf der Baustelle wohnen.«
»Direkt auf dem Bau?«
»Ja, ich würde mir gerne einen Trailer mieten, der groß genug ist, um als Schlafplatz und Büro zu dienen.«
»Wie Sie möchten.« Jade erhob sich und ging zur Tür. Dillon folgte ihr.
»Ich habe Mr. Seffrin Nebengebäude, aber er Mr. Stein ist auch im Haus. Er hat gehört, daß Sie hier sind, und würde Sie gern kennenlernen. Vorher sollten wir allerdings noch eine Sache klären.«
Jade senkte den Blick. Von dort, wo er stand, sah es aus als seien ihre langen schwarzen Wimpern mit einem feinen Pinsel aufgemalt. »Sie hätten mich an diesem bewußten Abend nicht küssen dürfen. So etwas darf nie wieder geschehen. Wenn Sie also ein Problem damit haben, daß Ihr Boß eine Frau ist, dann sollten Sie es besser gleich sagen.«
Dillon wartete mit seiner Antwort, bis sie den Blick wieder hob. »Man müßte blind sein, um nicht zu merken, daß Sie eine Frau sind. Eine sehr schöne Frau. Aber ich will diesen Job.
Sie haben keinen Zweifel daran gelassen, daß Sie das Sagen haben. Das geht in Ordnung. Ich bin kein Sexist. Und schließlich – Sie sind sicher vor mir. Wenn ich eine Frau brauche, suche ich mir eine. Aber es wird immer nur für eine benachrichtigt. Sein Büro ist im ist bereits auf dem Weg hierher. Nacht sein. Zum Frühstück bin ich wieder allein.«
Sie holte hörbar Luft. »Ich verstehe.«
»Nein, das verstehen Sie nicht. Aber das ist auch unwichtig. Ich möchte nur, daß Sie wissen, daß ich Beruf und Privatleben niemals vermische.«
»Und warum haben Sie mich dann geküßt?«
Er grinste trocken, sein Schnurrbart bog sich nach oben. »Weil ich stocksauer auf Sie war.«
»Weshalb?«
»Naja, der Tag fing schon nicht besonders gut an«, sagte er sarkastisch. »Und dann kamen Sie, in Ihren schicken Sachen, und wedelten mit Ihrer goldenen Kreditkarte rum. Ich bin erwachsen. Ich hasse es, herumkommandiert zu werden, so sehr, wie Sie es hassen, auf Ihre schönen Beine und Ihr Parfüm reduziert zu werden. Außerdem kenne ich keinen Mann, der sich freiwillig gerne von einer Frau bevormunden läßt.«
»Und umgekehrt.«
»Sie hätten mich ohrfeigen können, als ich Sie küßte.«
»Dazu haben Sie mir ja keine Zeit mehr gelassen.«
Die Unterhaltung hatte bereits zehnmal so lange gedauert wie der Kuß selbst, und Dillon wollte das Thema beenden. Es war ihm peinlich. Er wußte nicht, was ihn veranlaßt hatte, sie zu küssen. Er wußte nur, daß er es nicht wissen wollte. Aber eine Frage brannte ihm doch noch auf der Seele.
»Warum haben Sie mich eingestellt, wenn es Ihnen so viel ausgemacht hat?«
»Weil ich mein Leben dem Erfolg dieses Projektes verschrieben habe, Mr. Burke. Verglichen damit fällt ein Kuß wohl kaum ins Gewicht.« Ihre Augen funkelten dunkel, und er fragte sich unwillkürlich, was sie wohl antreiben mochte.
»Wie dem auch sei«, sagte sie, »es darf nie wieder vorkommen.«
»Ich habe doch schon gesagt: Es hatte keinen sexuellen Hintergrund.«
»Gut.« Ihr Lächeln verriet, daß sie ebenso erleichtert war wie er, das Thema fallenlassen zu können. »Bevor wir jetzt zu Mr. Stein gehen – haben Sie noch eine Frage?«
»Ja. Wer ist Mr. Stein?«
Kapitel 20
Palmetto, Mai 1991
Die Stadthalle war an diesem milden Maitag bis auf den letzten Platz gefüllt. Jade saß auf einem der Stühle, die man auf der Bühne aufgereiht hatte, und beobachtete, wie die Menge geräuschvoll in die Halle strömte.
Die Neuigkeit, daß ein großes Stück Land für eine Industrieansiedlung aufgekauft worden war, hatte sich wie ein Lauffeuer in der Stadt mehreren Wochen in Baugenehmigungen eingeholt und sich darum gekümmert, daß die öffentliche Versorgung auf dem Gebiet gewährleistet war. Er hatte das alles möglichst unauffällig erledigt und bisher keinerlei Erklärungen abgegeben.
Die Gerüchteküche Freizeitpark, andere Atomreaktor errichtet werden. Jade hatte den Stadtrat – dessen Mitglieder auch nicht genau wußten, was die GSS hier plante– gebeten, diese Versammlung einzuberufen, um die kursierenden Gerüchte aus der Welt zu schaffen, um die Gemeinde mit in das Projekt einzubeziehen und um Begeisterung dafür zu wecken.
Sie hatte ihre Rede sorgfältig vorbereitet, dennoch hatte sie ein flaues Gefühl im Magen. Um sich zu beruhigen, dachte sie an das Haus, das sie für Cathy, Graham und sich in Palmetto angemietet hatte. Es war ein älteres Haus mit geräumigen Zimmern, Parkettfußböden und Deckenventilatoren. Die Besitzer
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