Brown Sandra
der Küste, zwischen Savannah und Charleston. Die Einwohnerzahl schwankt um zehntausend aber im Umland wohnen fast noch einmal so viele. Die gesamte Region wird von der GSS profitieren.«
»Und welche Rolle spielen Sie dabei?«
»Ich habe die Leitung des Projektes.«
»Sie sind der Obermacker?«
»Wenn man’s so nennen will …«
»Und Sie sind extra nach Kalifornien gekommen, um ein paar Bauarbeiter anzuheuern?« fragte er skeptisch.
»Ich bin hier, um einen Bauleiter anzustellen.«
»Für gewöhnlich übernimmt das ein Planer.«
»Die GSS hat eine eigene Planungsfirma. Jemand namens David Seffrin ist für TexTile zuständig. Er hat mir Matthias
empfohlen, der hervorragende Referenzen vorweisen konnte. Jetzt bezweifele ich allerdings deren Echtheit.«
»Wenn Seffrin die Planung macht, wieso heuern Sie dann an?« »Weil der Bauleiter nur mit meiner Zustimmung eingestellt werden kann. Diese Fabrik ist mein Baby, Mr. Burke. Und zwar
von Anfang an. Ich werde mit dem Bauleiter auf lange Zeit eng zusammenarbeiten müssen, deshalb ist es unerläßlich, daß es jemand ist, den ich für den richtigen Mann für das Projekt halte.« Sie beugte sich leicht vor und sagte: »Und ich bin der Ansicht, daß Sie der Mann sind, den ich suche.«
Sein bellendes Lachen zog die Blicke der übrigen Gäste auf sie. »Ja, ganz klar.« Er sah an sich hinunter und bohrte mit dem Finger in einem Loch in seiner zerschlissenen Jeans. »Ganz klar, ich sehe ja auch aus wie der Boß. Kein Zweifel – man erkennt mich doch unter Tausenden, oder?«
»Mir ist völlig egal, wie Sie aussehen.«
Dillon schüttelte heftig den Kopf. »Ich bin ganz sicher nicht Ihr Mann. Tut mir leid, da muß ich Sie enttäuschen.«
»Sie stammen aus dem Süden, Mr. Burke.« Er warf ihr einen scharfen, mißtrauischen Blick zu. »Wenn man selbst aus dem Süden kommt, erkennt man den Akzent«, sagte Jade. »Und Sie sind mit dem Konflikt Tourismus gegen Industrie vertraut.«
»Also wollen Sie mich wegen meines Akzents anheuern?« »Nein, ich will Sie aufgrund Ihrer Qualifikation einstellen.« »Ich bin nicht qualifiziert.«
»Versuchen Sie nicht, mich zu verarschen.« Er hob überrascht
eine Braue. »Sie können mein Angebot ablehnen, aber lügen Sie mich nicht an. Ich bin sicher, daß Sie gute Gründe haben, sich hinter diesem Bart und ihrer unverschämten Art zu verstecken, aber für diesen Job sind Sie ganz sicher qualifiziert.
Die Sekretärin hat nicht nur über Matthias geplaudert, sie hat mir auch eine Menge über Sie verraten. Bevor Sie dort auftauchten, war der Bau in einem miserablen Zustand. Als Sie die Probleme erkannten, haben Sie Matthias mit Ratschlägen geholfen, und er hat bald keine Entscheidung mehr gefällt, ohne Sie vorher zu konsultieren. Er heuerte keine Subunternehmer an, ohne Sie vorher um Ihre Meinung zu fragen. Habe ich recht?«
Er starrte sie wie versteinert an.
»Sie sagte, Sie wären quasi auf jedem Gebiet ein Experte. Angefangen vom Lesen der Blaupausen bis hin zu den ElektroInstallationen. Sie sagte mir auch, daß sich Matthias mit Ihnen wegen der Qualität des Materials gestritten hätte, daß er es aber trotzdem nicht wagte, Sie zu feuern, weil Sie sich unentbehrlich gemacht hatten. Ist das wahr?«
Er kaute auf einem Zipfel seines Schnurrbarts.
»Ich habe ihre Sozialversicherungsnummer«, fügte sie leise hinzu. »Ich werde mich über Sie erkundigen, also lügen Sie mich besser nicht an.«
Er murmelte eine ganze Reihe von Flüchen. »Vielleicht war ich irgendwann mal qualifiziert, aber seit sieben Jahren habe ich nichts als Handlangerjobs gemacht. Ich wollte es so. Ich will es so. Ich will, verflucht noch mal, daß man mich in Ruhe läßt.«
»Warum?«
»Geht Sie einen Dreck an.«
Und wieder zog sein lauter, verärgerter Ton die Aufmerksamkeit der anderen Gäste auf sie. »Ich denke, wir sollten jetzt gehen«, schlug Jade vor. »Einverstanden?«
»Mehr als das.«
»Wo kann ich Sie absetzen?« fragte sie, als sie in der Limousine Platz genommen hatten.
»Beim Bau. Ich habe meinen Wagen dort stehen. Zumindest bete ich zu Gott, daß er da noch steht.«
Jade gab dem Chauffeur die Adresse und lehnte sich dann zurück. »Obwohl Matthias Sie eigentlich braucht – er wird Sie nicht mehr beschäftigen wollen. Was haben Sie also morgen vor, Mr. Burke?«
»Ausschlafen, schätze ich.«
»Und dann?«
»Mich nach einem Job umsehen.«
»Nach irgendeinem?«
»Genau. Irgendeinem. Irgendwo. Kommt nicht drauf an.«
»Doch.« Sein Kopf schnellte
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