Brown Sandra
sein, ohne daß sein Schuldgefühl auftauchte. Er konnte sich lustvolle Erleichterung verschaffen und dabei das Herz und den Verstand ausschalten.
Seine Unnahbarkeit machte ihn nur noch attraktiver für die Frauen. Sie fanden seine latente Feindseligkeit anziehend, und die offensichtlichen Narben auf seinem Herzen weckten Mutterinstinkte in ihnen. Doch keine konnte mehr, als seinen Hunger nach Sex stillen. Wenn er sie verließ, fühlte er sich genauso leer wie zuvor. Er hatte sich ihre Namen und Gesichter nie gemerkt.
Und nun tauchten ein Name und ein Gesicht immer wieder in seinen Gedanken auf. Das machte ihm schwer zu schaffen.
Draußen fing der Köter an zu bellen. »Halt’s Maul!« polterte Dillon durch die Tür. Doch dann hörte er das Motorengeräusch und ging nachsehen. Jade Sperry stieg aus einem nagelneuen Pickup-Truck, an dessen Fahrertür das TexTile-Logo prangte.
»Beißt der?« fragte sie und nickte zu dem Hund.
»Weiß ich nicht. Ist nicht meiner.«
»Ich glaube, der ist da anderer Meinung. Er paßt ja schon auf Sie auf.«
Jade beugte sich vor und lockte den Hund zu sich. »Komm her, Kleiner, komm …« Der Hund hörte auf zu bellen, winselte und kam die Treppe hinunter auf Jade zu. Sie ließ ihn an ihrer Hand schnuppern. Er leckte sie ab. Sie kraulte ihn hinter den Ohren.
»Toller Wachhund«, bemerkte Dillon spöttisch.
Jade richtete sich auf und warf Dillon die Autoschlüssel zu. »Ich hoffe, er gefällt Ihnen.« Er fing die Schlüssel mit einer Hand auf. »Ist Ihrer, solange Sie hier arbeiten.«
»Ich habe bereits einen Truck.«
Sie warf einen Blick auf seinen klapprigen Pickup. »Den können Sie ja privat fahren. Wenn Sie für TexTile unterwegs sind, nehmen Sie bitte den Firmenwagen.«
»Jawohl, Ma’am. Noch was?«
Sie stieg die Stufen zu seinem Trailer hoch. Der Hund folgte ihr schwanzwedelnd. Sie fischte eine Kreditkarte zum Tanken aus ihrer Tasche und reichte sie Dillon. »Ist auch für Sie.«
»Danke.«
»Die Rechnungen lassen Sie bitte an mich schicken.«
»Da können Sie sicher sein.«
Er war beleidigend und grob, aber er haßte es, etwas von einer Frau anzunehmen. Es erinnerte ihn an Mrs. Chandler die ihm damals Sex beigebracht hatte. Mach dies, mach das – nicht so schnell– härter – weicher – langsamer. Dillon war ein guter Schüler gewesen, und es hatte nicht lange gedauert, bis er seine eigene Technik entwickelt hatte. Es gefiel ihm wesentlich besser, wenn er die Oberhand behielt.
Das war sicher eine sehr unpopuläre Einstellung, aber er konnte es nun einmal nicht ändern. Er war auf eine komische Art froh, daß er eine Stufe über ihr stand, und daß sie zu ihm aufschauen mußte, wenn sie mit ihm sprach. Die Lady mochte sein Boß sein und noch so viele Trucks kaufen, aber er würde sich von ihr nicht in seinem männlichem Stolz verletzen lassen.
»Sie werden mich nach Hause fahren müssen.«
»Klar.«
»Aber vorher möchte ich mir noch Ihr Büro ansehen.« Er rührte sich nicht. »Natürlich nur, wenn es Ihnen nicht ungelegen kommt, Mr. Burke«, fügte Jade mit ausgesuchter Höflichkeit hinzu.
Er sah ihr tief in die Augen und spürte, daß das, was zwischen ihnen ablief, eine Art Machtkampf war. Schließlich trat er zur Seite und winkte sie in den Trailer. Um den Hund draußen zu halten, schloß er die Tür hinter sich, was er im selben Moment bereute. Der Trailer war für zwei Leute zu eng– zumindest erschien es ihm jetzt so, als Jade neben ihm stand.
Er hatte sie bisher immer nur in Büro-Kleidung gesehen. Nach der Versammlung hatte sie sich umgezogen und trug nun Jeans und einen weißen Pullover. Wenn Dillon es nicht besser gewußt hätte, hätte er niemals angenommen, daß sie schon ein Kind ausgetragen hatte. Ihre Schenkel und der Po waren schlank und fest. Ihr Bauch war flach. Ihre Brüste …
Er räusperte sich. »Die Telefonleitungen werden morgen installiert.«
»Gut.« Jade wandte sich vom Schreibtisch ab. Der Wohnbereich des Trailers war zu einer Art Kompaktbüro umgestaltet worden. Die einzigen Möbelstücke, die nicht zur Büroeinrichtung gehörten, waren ein Radio und ein kleiner tragbarer Fernseher. »Viel Platz zum Wohnen haben Sie nicht mehr.«
»Ich brauche nicht mehr.«
»Sind Sie sicher, daß Sie mein Angebot, eine Sekretärin einzustellen, nicht doch noch einmal überdenken wollen?«
Dillon schüttelte den Kopf. »Falls sich herausstellen sollte, daß ich eine brauche, gebe ich Ihnen Bescheid.« Ihr Blick schweifte in Richtung Schlafplatz und Küche.
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