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Brown Sandra

Brown Sandra

Titel: Brown Sandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Hauch von Skandal
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ruhig. Das allein war Grund genug zur Sorge. Kein Zweifel, sie hatten irgend etwas vor. Und bis Jade wußte, was es war, hatte sie keine Ruhe. Sie wollte nicht, daß Graham allein durch die Stadt kurvte.
Die Arbeit auf dem Bau ging auch ohne Dillon weiter. Er hatte den Ausschachtungsleiter vorübergehend mit der Beaufsichtigung der Arbeiten beauftragt. Jade wußte, wie hoch Dillons Ansprüche waren, und vertraute dem Mann, doch sie fühlte sich sicherer, wenn Dillon in der Nähe war.
Das Gelände war fast zu einer Touristenattraktion geworden, Schaulustige fielen in Scharen ein. Es verging kaum ein Tag, an dem Jade kein Interview geben mußte. Lola Garrison, eine Reporterin aus Charleston, verbrachte einen ganzen Tag mit Jade. Sie schrieb einen Artikel über das TexTile-Projekt für ein Sonntagsmagazin, das mehreren großen Zeitungen im ganzen Süden beilag.
Der Frühling ging langsam in den Sommer über. Die Tage wurden länger. Eines Abends saß Jade noch spät über der Arbeit. Die Maschinen waren schon abgestellt. Sie war so sehr in ihre Unterlagen vertieft, daß sie die Zeit vergaß und erst aufmerkte, als Loner draußen anfing zu bellen.
Ein kleiner Freudenschauer durchfuhr sie. Dillon ist zurück, dachte sie. Aber die Schritte auf der Treppe klangen nicht schwer genug, und Loners Kläffen war kein Begrüßungsbellen. Die Tür des Trailers schwang auf.
»Hallo, Jade.«
»Donna Dee!« Sie war geschockt und gleichzeitig erleichtert, daß der Besucher ihre alte Freundin und niemand Bedrohliches war.
Loner kläffte noch immer wütend von der Türschwelle. »Ruhig, Loner.« Jade kam hinter dem Schreibtisch hervor, um die Tür zu schließen. Sie drehte sich zu Donna Dee um.
»Du siehst gut aus, Jade.« Ihr Lächeln war von Bitterkeit und Neid verzerrt. »Aber das ist ja nichts Neues.«
»Danke.«
»Keine Bange, ich erwarte nicht, daß du das Kompliment zurückgibst. Es wäre ohnehin gelogen.«
Darauf wußte Jade nichts zu antworten. Die Jahre waren gnadenlos zu Donna Dee gewesen, die ohnehin noch nie im üblichen Sinne hübsch gewesen war. Ihr lebhafter Charakter hingegen war immer ansprechend gewesen, doch auch der schien verloren. Jetzt klang sie eher verbittert.
»Weshalb bist du hergekommen, Donna Dee?«
»Darf ich mich setzen?«
Jade deutete nickend auf einen Stuhl und ging dann an den Schreibtisch zurück. Donna Dee nahm Platz. Sie zog ihren Rocksaum über die Knie, ein Zeichen, wie nervös sie war. Donna Dee war es normalerweise völlig egal, ob man ihre Knie sah oder nicht. Sie hatte irgend etwas auf dem Herzen. Vielleicht Reue.
»Ich war bei dir zu Hause«, sagte sie. »Sie haben gesagt, daß ich dich hier finden würde.«
»Sie?«
»Die ältere Dame und der Junge … Graham?«
»Ja, Graham.«
Donna Dee senkte den Blick. Jade fiel auf, daß sie die Griffe ihrer Handtasche mit beiden Händen fest umklammerte, als würde sie fürchten, sie könnte ihr geraubt werden. »Ich, äh, ich habe erst vor ein paar Tagen gehört, daß du einen Sohn hast.«
»Er ist noch bis zu den Ferien in New York zur Schule gegangen. Wer hat dir von ihm erzählt?«
»Ach, du weißt doch, wie die Leute hier tratschen.« »Ja, das weiß ich. Nur zu gut.«
Donna Dee legte sich eine Haarsträhne hinters Ohr. »Er ist ein hübscher Junge, Jade.«
»Danke.«
»Er sieht dir sehr ähnlich.«
»Ja, mir und meinem Vater.«
»Stimmt. Du hattest immer Bilder von ihm dabei.« Sie fuhr mit dem Finger die Nähte ihrer Handtasche entlang.
»Wie alt ist … Graham?«
»Vierzehn.«
Die beiden Frauen starrten sich an, im Blick Jahre der Verbitterung. Donna Dee brach das angespannte Schweigen. »Du willst, daß ich die Frage stelle, nicht wahr?«
»Welche Frage?«
»Ist er an diesem Abend gezeugt worden?«
»Ach, du meinst den Abend, als ich vergewaltigt wurde?«
Jade stand abrupt auf. »Das wäre doch wirklich ein interessanter Gesprächsstoff für dich und Hutch heute beim Abendessen.«
Jetzt stand auch Donna Dee auf. »Ich werde heute nicht mit Hutch zu Abend essen. Wir werden uns heute abend auch nicht unterhalten können. Hutch liegt auf der Intensivstation im Krankenhaus in Savannah, Jade. Er stirbt!«
Ihre Worte hallten von den Wänden nach. Für einen Moment starrten sie einander an, dann brach Donna Dee auf ihrem Stuhl zusammen und schlug die Hände vor das Gesicht. »Er stirbt.«
Hutch war genau wie sein Dad früher eine reine Galionsfigur mit Dienstabzeichen. Er war eine Marionette der Patchetts. Bevor Jade zurückgekehrt war, war dies nur

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