Brown Sandra
Lust.
»Ich habe den schönsten Ehemann der Welt.« Debra lag auf ihm, küßte seine Brust und grub die Nase in sein lockiges Haar. »Schön?« fragte er skeptisch. »Naja, ich weiß nicht.«
Doch sie schüttelte stur den Kopf. »Schön.« Sie küßte eine seiner Brustwarzen und lachte, als er vor Lust aufstöhnte.
»Ich habe dich verdorben«, sagte er. »Bevor du mich kennengelernt hast, warst du ein braves Mädchen.«
»Ja, bevor ich wußte, was ich alles verpasse.«
Erst als sie seinen Heiratsantrag angenommen hatte, traute er sich zu glauben, daß sie ihn wirklich liebte, obwohl sie es schon unzählige Male geschworen hatte. Es war ihm einfach zuviel des Glücks erschienen. Er hatte jemand so Hübsches und Unverdorbenes wie Debra Newberry nicht verdient. Er hatte das volle Einverständnis ihrer Familie nicht verdient. Seine Zweifel hatten beinahe zu einem Streit zwischen ihnen geführt.
Mitten in ihrer Auseinandersetzung hatte Debra gefragt: »Was ist das für ein schreckliches Geheimnis, von dem du glaubst, es könnte unsere Liebe zerstören?«
»Ich bin vorbestraft«, war es aus ihm herausgeplatzt.
»Meinst du wirklich, deine Eltern wollen einen Schwiegersohn, der gesessen hat?«
»Das kann ich dir nicht beantworten, Dillon, bevor du mir nicht gesagt hast, weshalb du vorbestraft bist.«
Seine Eltern waren gestorben, als er acht Jahre alt war.
»Sie waren auf dem Weg ins Sommercamp, um mich abzuholen. Es war einer dieser typischen Highway-Unfälle. Ein LKW-Anhänger hat sich plötzlich quergestellt. Ihr Wagen geriet darunter.«
Weil es niemanden gab, der ihn aufnehmen konnte, kam er zu seiner Großmutter väterlicherseits. »Granny Burke hat ihr Bestes getan, aber ich war ein jähzorniges Kind. Bis zum Tod meiner Eltern lief alles völlig normal. Dad hat gut für uns gesorgt, und Mom hat mich geliebt und sich um mich gekümmert. Ich fand es einfach nicht fair, weder ihnen noch mir gegenüber, daß sie plötzlich tot sein sollten.
Ich fing an, in der Schule Ärger zu machen. Meine Zensuren fielen ins Bodenlose. Ich haßte Granny, weil sie den Platz meiner Eltern einnehmen wollte. Sicher, rückblickend weiß ich, daß ich zu diesem Zeitpunkt eine ungeheure Last für sie gewesen sein muß. Irgendwann fing ich an zu glauben, daß es das Schicksal so gewollt hatte, und für ein paar Jahre lief alles glatt.
Doch dann, als ich vierzehn war, wurde Granny krank. Sie mußte ins Krankenhaus. Als ich fragte, wie schlimm es um sie stand, kamen mir die Ärzte mit einer Menge Mist, von wegen – vertraue auf Gottes Wille und so weiter. Da wußte ich, daß Granny auch sterben würde. Sie selbst sagte es mir ganz unverblümt, was ich ihr hoch anrechne. ›Es tut mir leid, daß ich dich allein lassen muß, Dillon‹, sagte sie, ›aber es liegt nicht in meinen Händen.‹
Als sie tot war, kam ich in eine Pflegefamilie. Ich haßte es. Außer mir waren da noch fünf Kinder. Ich hörte damals immer wieder von einem Krieg irgendwo in Vietnam, aber ich konnte mir nicht vorstellen, daß dort schlimmer gekämpft wurde als in diesem Haus, besonders zwischen den beiden Erwachsenen. Mehr als einmal mußte ich mit ansehen, wie er sie zusammenschlug.
An meinem sechzehnten Geburtstag lief ich weg. Mich allein durchschlagen zu müssen, das konnte nicht schlimmer sein, als in dieser Pflegefamilie zu bleiben. Ich hatte mitgekriegt, daß meine Eltern Geld für mich angelegt hatten, also machte ich mich auf die Suche danach. Ich fand heraus, daß dieses Geld schon von jemandem ausgegeben worden war. Wahrscheinlich von meinen Pflegeeltern. Das machte mir nicht viel aus. Ich war sicher, daß ich mich allein ernähren konnte– was natürlich nicht klappte, und ich fing an zu stehlen, um nicht zu verhungern.
Ich wurde erwischt und auf eine ›Farm für schwer erziehbare Jungen‹ geschickt, ein netter Ausdruck für Knast. Vom Tag meiner Ankunft an schmiedete ich Fluchtpläne. Ich versuchte es zweimal. Beim zweiten Mal prügelte mich einer der Sozialarbeiter dort windelweich.«
»Wie schrecklich«, murmelte Debra.
Dillon warf ihr einen nachdenklichen Blick zu. »Das dachte ich zunächst auch. Später erklärte er mir, daß er es tun mußte, weil ich ihm sonst nicht zugehört hätte.
Er sagte mir, okay, ich hätte ein ziemlich beschissenes Blatt auf die Hand bekommen, aber wie ich die Karten ausspiele, das läge ganz allein an mir. Ich würde entweder so weitermachen können und mein Leben im Knast verbringen, oder die Dinge beim Schopf packen und sie
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