Brown Sandra
zu meinen Gunsten wenden.«
»Und offensichtlich hast du seinen Rat befolgt.«
»Dort drin habe ich meinen High-School-Abschluß gemacht. Als ich rauskam, besorgte er mir einen Job beim öffentlichen Versorgungswerk, Programme entwickeln und so weiter. Damit habe ich mir das College und eine Bleibe finanziert. Den Rest kennst du.«
Debra sah ihn milde tadelnd an. »Das war’s? Das ist das ganze Geheimnis deiner dunklen Vergangenheit?«
»Reicht das etwa nicht?«
»Dillon, du warst noch ein Kind. Du hast ein paar Fehler gemacht.«
Er schüttelte stur den Kopf. »Ich habe aufgehört, Kind zu sein, als ich acht war und erfuhr, daß meine Eltern tot waren. Seit damals bin ich für alles, was ich getan habe, voll verantwortlich.«
»Okay, manche deiner Fehler waren sicherlich ernster als normal und die Konsequenzen daraus auch. Aber sei nicht so hart zu dir selbst. Du hast aus deinen Jugendsünden gelernt. Ich würde diesen Sozialarbeiter gern persönlich kennenlernen und ihm dafür danken, daß er dir den Kopf gewaschen hat.«
»Ja, ich wünschte auch, du könntest ihn kennenlernen. Aber kurz nach meiner Entlassung hat ihm ein Kid bei einer Sitzung ein Messer in die Rippen gejagt und zugesehen, wie er langsam verblutet ist. Und so«, hatte er zusammenfassend geendet, »habe ich leider niemanden, den ich zu der schicken Hochzeitsfeier, die deine Mutter plant, einladen kann.«
»Du wirst da sein«, hatte Debra gesagt und ihn umarmt.
»Und du machst mich glücklich. Das ist alles, was meine Familie interessiert.«
Die Newberrys waren alteingesessene Mitglieder einer reichen Gemeinde. Debras Eltern stammten aus großen Familien, und auch sie selbst hatte drei Brüder und zwei Schwestern. Alle, bis auf eine Schwester, waren bereits verheiratet, und so erschien bei jedem Familientreffen ein ganzes Heer von Tanten, Onkeln, Cousinen und Cousins.
Dillon war von ihnen herzlich aufgenommen worden. Anfangs hatte er sich unnahbar gegeben. Er hatte Angst gehabt, daß er sie irgendwie enttäuschen könnte, wenn er sie zu nahe an sich heranließ, genauso, wie er Angst gehabt hatte, Debras bedingungslose Liebe zu akzeptieren.
Doch jetzt, als sie zusammen die friedliche Stimmung genossen, beglückwünschte sich Dillon im stillen zu seiner luxuriösen Situation. Er hatte einen College-Abschluß, der ihm viele Türen öffnen würde, und er war jetzt Teil einer großen, liebevollen Familie; etwas, das er nie gehabt hatte. Und seine Braut war süß, intelligent, humorvoll und sexy.
Er griff in ihr volles Haar und zog sachte ihren Kopf hoch.
»Du solltest besser aufhören, an meiner Brust zu knabbern.«
»Gefällt es dir nicht?«
»Es gefällt mir so gut, daß du es bereuen könntest.«
»Das geht gar nicht.« Lächelnd senkte sie erneut den Kopf und küßte seinen Bauch. »Dillon?«
»Hmm?«
»Zeig mir, wie, äh, wie man Liebe mit dem Mund macht.«
Seine Augen, die er gerade träge und genüßlich halb geschlossen hatte, sprangen weit auf.
Mit Ausnahme der Zeit, die er in der Besserungsanstalt zugebracht hatte, hatte Dillon Sex immer für etwas völlig Selbstverständliches gehalten. Er hatte nie darum betteln müssen.
Eines Morgens, als Dillon noch bei seiner Großmutter wohnte, hatte es an der Hintertür geklopft.
Mrs. Chandler, ihre Nachbarin, war eine junge, lebendige Frau mit großen Augen, großen Brüsten und langen Beinen, die sie gerne in kurzen, engsitzenden Shorts präsentierte. Ihr Mann arbeitete als LKW-Fahrer für eine große Supermarktkette und war mehr unterwegs als zu Hause. Und immer, wenn sich Mrs. Chandler langweilte, kam sie zu den Burkes.
»Hi, Dillon, ist deine Oma da?«
Sie wußte nur allzugut, daß Granny Burke nicht da sein konnte, denn ihr Wagen stand nicht in der Auffahrt. Dillon, aufsässig wie alle Dreizehnjährigen, war versucht, ihr das zu sagen. Doch das wäre frech gewesen, und seine Großmutter hatte versucht, ihm Manieren beizubringen. Also antwortete er: »Granny ist zum Einkaufen gefahren.«
»Oje …« Mrs. Chandler klimperte enttäuscht mit den Wimpern. »Sie hat mir nämlich gesagt, ich könnte mir die Coupons abholen, die sie für mich gesammelt hat. Weißt du vielleicht, wo sie die hat?«
»Die liegen auf dem Tisch im Flur.«
»Kann ich sie mir holen? Ich wollte gerade zum Supermarkt, und da ist mir eingefallen, daß ich die Coupons vergessen habe.«
Auch diese Lüge durchschaute Dillon sofort. Mrs. Chandler war wirklich nicht so angezogen, als wollte sie zum Einkaufen – sie war angezogen, als
Weitere Kostenlose Bücher