Brown Sandra
neue Saison anfing. Donna Dee war ganz versessen darauf, ihr Zuhause in Columbia einzurichten. Seiner Meinung nach übertrieb sie es mit ihrem Bedürfnis nach Häuslichkeit. Erst gestern abend, als sie das Porzellan auspackten, hatte sie ihm gesagt, daß sie plane, ihre Kurse einzuschränken.
»Wir können das Geld für meine Ausbildung sparen. Ich bin sowieso keine große Leuchte, Hutch. Wozu brauche ich Medizin und Biologie? Ich weiß alles, was man darüber wissen muß, stimmt’s?« Sie langte scherzhaft nach seinen Hoden.
»Du nimmst doch noch die Pille, oder?«
»Klar. Wieso?«
Er bemerkte, daß sie ihm dabei nicht in die Augen schaute. »Weil wir ein Kind jetzt überhaupt nicht gebrauchen könnten.«
»Das weiß ich doch, Blödmann.«
»Ich mußte meinen alten Herrschaften versprechen, daß ich auf jeden Fall meine Ausbildung mache, auch wenn wir
heiraten. Ich habe ein hartes Jahr vor mir, was die Kurse angeht. Und obendrein sitzt mir der Trainer ständig im Nacken. Ich kann im Moment einfach keine zusätzliche Verantwortung übernehmen.«
Sie ließ ihre Arbeit liegen, legte die Arme um ihn und küßte ihn langsam. »Nach allem, was ich für dich getan habe, weißt du immer noch nicht, daß du für mich an erster Stelle kommst?«
Da war sie wieder – die subtile Mahnung, daß sie ihren Kopf für ihn hingehalten hatte, als er sie so nötig brauchte. Sollte dieses furchtbare Geheimnis sie den Rest ihres Lebens verfolgen? Dieser quälende Gedanke hatte ihn schon die ganze Nacht geplagt und heute zu Neal geführt. Mit Neal und Lamar zusammen zu sein, war für ihn wie eine Rückkehr an den Tatort. Wie das Bohren in einer alten Wunde. Je öfter er daran dachte, desto schlimmer wurde es. Das Problem war – er konnte nicht damit aufhören.
»Und wie geht’s Donna Dee?« fragte Lamar. »Ich habe sie seit eurer Hochzeit nicht mehr gesehen.« Das Marihuana hatte ihn ruhiger werden lassen. Er lümmelte sich in einen Sessel und ließ ein Bein über die gepolsterte Lehne baumeln.
»Ihr geht’s gut. Ich soll euch grüßen.«
Neal holte eine Flasche Jack Daniels aus seiner Tasche, schraubte den Verschluß ab und nahm einen Schluck. »Du hast Donna Dee gesagt, daß du hier bist?«
»Klar.«
»Und sie hat dich gehen lassen?« lästerte Neal. »Sie ist tatsächlich noch dämlicher, als ich dachte.«
Hutch sah rot. Er sprang auf. »Sie ist nicht dämlich. Sie sagt, du hast nur Scheiße im Kopf, und ich glaube, sie hat recht.« Er stürmte zur Tür.
Neal stand auf und stellte sich Hutch in den Weg. »Hau nicht beleidigt ab«, schmeichelte er. »Wardoch nur ’nen Spruch, Mann. Komm, Alter. Ein paar Mädels haben versprochen, rüberzukommen und uns beim Aufräumen zu helfen. Und nicht nur beim Aufräumen«, fügte er mit einem anzüglichen Grinsen hinzu. »Lamar und ich schaffen die nicht alle.«
»Nein, danke«, antwortete Hutch gereizt. »Ich fahr’ nach Hause zu meiner Frau.« Er versuchte, an Neal vorbeizukommen, doch der war trotz Alkohol und Gras noch erstaunlich reaktionsschnell.
»Mann, willst du ewig in ihrer Schuld stehen?«
Hutch verharrte. »Schuld?«
»Tu nicht so blöd. Ich spreche davon, daß du deine Schulden bei Donna Dee bezahlst für das, was sie für uns getan hat.«
Hutch warf Lamar einen kurzen, schuldbewußten Blick zu, doch der vermied es, ihm in die Augen zu sehen. »Ich weiß nicht, wovon du redest.«
»Scheiße, du weißt es nicht«, höhnte Neal mit einem häßlichen Lachen. »Du bezahlst dafür, daß Donna Dee deinen kleinen Arsch vorm Knast bewahrt hat. Erst hast du sie gevögelt, dann geheiratet. Und jetzt bist du ihr Schoßhündchen.«
»Halt’s Maul.«
»Wenn sie wüßte, wie sehr du es genossen hast, ihre beste Freundin zu bumsen, hätte sie dich erst richtig unter der Fuchtel. Stimmt’s, Lamar?« fragte er in Richtung des anderen Jungen, der schon ganz geknickt aussah. »Du und ich, wir hatten einfach unseren Spaß, aber ich glaube, der gute alte Hutch hier, der hat geglaubt, daß er Jades Döschen noch mit ’ner Schleife drum kriegt.«
Hutch kam mit seinem Gesicht ganz nahe an Neals. »Du bist ein krankes Arschloch, Neal. Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben.«
Er stieß ihn beiseite und stürmte durch die Tür.
Lamar rief ihm nach: »Hey, Hutch, Neal meint’s nicht so.«
Hutch ging weiter, ohne sich umzusehen. »Du kommst zurück!« schrie Neal durch die Fliegentür. »Du weißt, wo du dir deine Ration abholen kannst. Das nächste Mal, wenn du Appetit kriegst,
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