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Brown Sandra

Brown Sandra

Titel: Brown Sandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Hauch von Skandal
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eine unkomplizierte Chefin. Sie war eine alte Jungfer – und sehr stolz darauf–, fordernd und verschroben. Ihr Geschäft stattete Frauen von der Wiege bis zur Bahre aus. Miss Davis kannte jeden einzelnen ihrer Artikel und wußte die meisten Lagernummern auswendig. Sie war der Schrecken ihrer Verkäuferinnen.
Jade mit ihrer Geschicklichkeit und Effizienz gewann bald die Sympathie der alten Dame. Sie mochte Jade, weil sie ›ein aufmerksamer junger Mensch‹ war und ›nicht wie die meisten anderen‹. Jade nutzte die Arbeitszeit im Laden und lernte alles, was sie über Herstellung und Verkauf von Kleidung und anderen Textilartikeln erfahren konnte. Darüber hinaus machte sie sich mit den alltäglichen Problemen der Geschäftsführung vertraut.
Sie hatte sich entschieden, den Patchetts ihre Bosheiten auf ökonomischem Gebiet heimzuzahlen. Sie wollte ihnen das rauben, was ihnen am meisten bedeutete: Geld und der Einfluß, der damit einherging. Sie wollte sie ihrer Machtstellung auf alle Zeit entheben. Ihr Ziel war es, in Palmetto ein Imperium zu gründen, das der Gemeinde nützen, die Monarchie der Patchetts jedoch zerstören würde. Sie wußte, daß es nicht einfach werden würde. Ehe sie es überhaupt versuchen konnte, mußte sie clever, gerissen und mit mehr Macht ausgestattet sein, als sie je besessen hatte. Von nun an war alles, was sie tat, auf ihre Rückkehr und ihren Vernichtungsschlag ausgerichtet. Sie wachte morgens mit diesem Gedanken auf und schlief abends mit dem Vorgeschmack des Triumphes, von dem sie noch Jahre trennten, ein.
Wäre Neal nicht gewesen, hätte es keine Vergewaltigung gegeben. Er und sein Vater waren ihre Hauptziele. Sie hatte nicht vor, Hutch, Lamar oder Donna Dee ungeschoren davonkommen zu lassen, aber sie waren nur Beiwerk.
Unter einem Pseudonym abonnierte sie die Tageszeitung ihrer Heimatstadt, die Palmetto Post, und ließ sie sich an ein Postfach in der Uni schicken. Durch die Zeitung blieb sie auf dem laufenden. Im Sommer hatte sie die Heiratsanzeige von Hutch und Donna Dee entdeckt. Jade fragte sich, ob sie wohl drei Brautjungfern gehabt hatten, ganz in Pink gekleidet, wie Donna Dee es sich immer gewünscht hatte. Jade wollte nicht, daß die Hearons die Zeitung sahen, weil sie fürchtete, sie könnten entdecken, daß sie eine persona non grata in ihrer Heimatstadt war. Mitchs Verwandte mußten allerdings ziemlich ›entfernt‹ sein, denn es gab keinerlei Kontakt zu ihnen. Keine Anrufe, Besuche, noch nicht einmal Karten zu den Geburtstagen. Das Thema wurde nie wieder angeschnitten, und doch dauerte es Monate, bis Jade ihre Furcht, entdeckt zu werden, verlor. Sie wollte das Verhältnis zu ihren Gastgebern auf keinen Fall gefährden.
Sie berechneten ihr lediglich fünfzig Dollar für Unterkunft und Essen, und das auch nur aus Rücksicht auf ihren Stolz. Miss Davis räumte Jade zehn Prozent Rabatt auf Kleidung ein. Allerdings war es nicht billig, Graham ständig neu einzukleiden, so schnell wie er wuchs, und wegen der Kosten für die Impfungen und Untersuchungen mußte Jade jeden Pfennig dreimal umdrehen.
Sie durfte ihren Job auf keinen Fall aufs Spiel setzen, und deshalb war sie nicht unbedingt erfreut, als Hank Arnett eines Nachmittags unangemeldet im Laden auftauchte.
Jade schreckte hoch. »Was machst du denn hier? Bitte geh wieder. Ich werde meinen Job verlieren.«
»Keine Angst, Jade. Die alte Lady wird dich schon nicht feuern. Ich habe ihr gesagt, ich hätte eine dringende Nachricht von deinem Vermieter für dich.«
»Von Dr. Hearon? Was für eine Nachricht?«
Hank grinste übers ganze Gesicht. »Du wohnst also bei den Hearons. Wer hätte das gedacht?« Er kratzte sich am Kopf. »Darauf hätte ich kommen müssen … und ich habe sämtliche Uni-Wohnheime durchkämmt.«
»So ein gemeiner Trick!« Sie hatte auf seine Fragen nach ihrer Adresse bislang stets ausweichend geantwortet. Nun gut, jetzt hatte er sie reingelegt, aber irgendwie war es unmöglich, Hank Arnett lange böse zu sein. »Nun hast du, was du wolltest. Und jetzt geh bitte endlich. Ich kann es mir nicht leisten, diesen Job zu verlieren.«
»Ich verschwinde– aber nur unter einer Bedingung.«
»Keine Bedingungen.«
»Wie du willst.« Er setzte sich auf die Kante von Miss Dorothys Schreibtisch und nahm sich einen Apfel aus der Obstschale, die die alte Dame wie ein Heiligtum hütete.
Jade warf einen nervösen Blick in den Verkaufsraum. Sie fürchtete, ihre Chefin könnte jeden Moment hereinplatzen und sie für diesen

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