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Brown Sandra

Brown Sandra

Titel: Brown Sandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Hauch von Skandal
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sie ein paar Minuten zuvor Lamar Griffith die Tür geöffnet hatte. »Myrajane Griffith aus Palmetto ist hier. Sie wartet unten auf dich.«
Cathy kramte in einer Schublade. »Wo ist nur mein Taschentuch? Ich wollte das tragen, das Mitch mir gekauft hat, als wir in Österreich waren.«
Das Spitzentaschentuch lag direkt vor ihrer Nase. Jade nahm es und gab es ihr. »Sie sagt, sie sei Mitchs Kusine.«
»Dann mußt du Myrajane Cowan meinen.«
»Griffith war der Name ihres Mannes.«
»Ach ja. Ich kenne sie nicht sehr gut. Mitch konnte sie nicht ausstehen. Ich glaube, ihre Mutter und Mitch waren Kusinen ersten Grades. Wir haben sie Jahre nicht gesehen, aber sie gehört zu den Menschen, die sich übergangen fühlen, wenn man sie nicht benachrichtigt. Ich habe sie in der Nacht angerufen, in der Mitch starb.«
»Mrs.Griffith und … und ihr Sohn Lamar waren genauso überrascht, mich hier zu sehen, wie ich es war, sie zu sehen.«
Cathy kramte in dem Durcheinander auf dem Schminktisch nach ihrer Armbanduhr. Doch selbst in ihrer Trauer bemerkte sie den hohlen Klang in Jades Stimme.
»Ich bin nicht einfach so aus Palmetto fortgegangen. Es gab da einen … einen Skandal. Ich will, daß du es von mir erfährst, für den Fall, daß sie es erwähnen.«
Cathys Augen funkelten ärgerlich. »Das sollten sie lieber nicht.«
»Und ich will nicht, daß sie etwas von Graham erfahren. Keiner in Palmetto weiß, daß es ihn gibt. Und ich habe gute Gründe, daß es auch dabei bleibt.«
»Gründe, von denen du mir nicht erzählen kannst?«
Jade senkte den Blick und schüttelte den Kopf.
»Jade«, sagte Cathy und ergriff ihre Hand. »Mitch hat dich geliebt. Ich liebe dich. Nichts kann daran etwas ändern. Wenn ich gewußt hätte, daß Myrajane schlimme Erinnerungen in dir weckt, hätte ich sie nicht angerufen.«
Sie umarmten sich. »Danke«, flüsterte Jade.
Arm in Arm gingen sie nach unten und betraten das Wohnzimmer. Myrajane saß steif auf der Sofakante. Lamar hatte im Sessel Platz genommen. Er wirkte angespannt und nervös. Hank marschierte vor dem Fenster auf und ab. Er war erleichtert, daß Cathy und Jade endlich kamen.
»Jemand hat geklopft«, sagte er. »Ich gehe mal nachsehen.«
Cathy hielt Jades Arm weiter fest, als sie durch den Raum ging, um Myrajane zu begrüßen. »Danke, daß ihr gekommen seid, Myrajane. Hallo, Lamar. Mitch hätte sich gefreut, dich zu sehen. Ich glaube, Jade kennt ihr ja schon.«
»Das kann man wohl sagen.« Myrajane warf Jade einen geringschätzigen Blick zu, den Cathy ignorierte.
»Jade lebt seit mehr als drei Jahren bei uns«, erklärte Cathy. »Für Mitch war sie die Tochter, die wir nie hatten. Er hat sie vergöttert, genau wie ich. Jade, würdest du uns vielleicht das Tablett mit dem Kaffee bringen? Bedient euch bitte selbst. Entschuldige mich, Myrajane. Ich muß meine neuen Gäste begrüßen.«
Wie üblich hatte Cathy geschickt die Situation in den Griff bekommen. Die Griffiths mischten sich bald unter die nach und nach Eintreffenden. Jade hatte alle Hände voll zu tun, die Gäste zu empfangen und stets frischen Kaffee bereitzuhalten.
Während der Andacht in der Kapelle auf dem Campus vergaß sie Lamar und seine Mutter fast. Auf Cathys Wunsch hatte sie neben ihr Platz genommen. Ihr Blick war starr auf den blumengeschmückten Sarg gerichtet. Erinnerungen an Mitch schwirrten ihr durch den Kopf, während er von den Mitgliedern der Fakultät verabschiedet wurde. Mitch war ein angesehener Akademiker gewesen, ein hingebungsvoller Ehemann und ein liebevoller Ersatzvater für sie und Graham. Ohne seinen Einfluß wäre ihr Leben ein ganz anderes gewesen. Sie würde ihn schrecklich vermissen.
Am Grab wurde sie für ihre Stärke und die Kraft, die sie Cathy damit gab, gelobt. Da sie nicht weinte, ahnte niemand, wie tief sie trauerte. Der Tag schien sich endlos in die Länge zu ziehen. Immer neue Freunde der Familie kamen, um der Witwe ihr Beileid auszusprechen. Erst als es dämmerte, versiegte der Strom der Besucher. Einige wenige Gäste blieben noch etwas länger. Schließlich brachen auch sie auf, und Jade und Cathy waren allein.
»Ich sollte jetzt besser Graham abholen«, sagte Jade.
»Warum läßt du ihn nicht noch eine Nacht dort? Sie haben es dir doch angeboten. Sie kümmern sich gut um ihn. Du bist den ganzen Tag auf den Beinen gewesen. Ich sehe dir doch an, wie müde du bist.«
»Ich bin schon erschöpft«, gestand Jade, ließ sich neben Cathy auf das Sofa sinken und streifte die schwarzen Wildlederpumps ab.

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