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Brown Sandra

Brown Sandra

Titel: Brown Sandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Hauch von Skandal
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»Aber sicher nicht mehr als du.«
»Ehrlich gesagt, habe ich gerne von Mitch gesprochen. Er hat so vielen Menschen so viel bedeutet.«
Jade nahm Cathys Hand und sagte: »Das hat er ganz gewiß.«
Sie schwiegen einen Moment, ehe Cathy sagte: »Ich habe gar nicht mitgekriegt, daß Hank gegangen ist. Ich wollte mich bei ihm noch für die letzten Tage bedanken.«
»Ich habe ihn mit den älteren Herrschaften aus Birmingham weggeschickt. Sie hatten noch kein Hotelzimmer und waren ganz unruhig. Du hast dich gerade mit jemandem unterhalten, deshalb hat er sich nicht von dir verabschiedet.«
»Er ist so ein lieber Junge.«
»Ja, das ist er. Er ist sehr lieb.« Wieder schwiegen sie. Dann sagte Jade: »Danke, daß du dich um Mrs. Griffith und Lamar gekümmert hast. Ich bin ihnen so weit wie möglich aus dem Weg gegangen.«
»Die widerliche Hexe hat mich vor dem Badezimmer abgefangen. Sie hielt mich am Arm fest und fragte mich, ob ich von dem Skandal wüßte, der dich aus Palmetto vertrieben hat. Ich habe ihr gesagt, daß sie nicht länger in meinem Haus willkommen ist, wenn sie vorhat, etwas Schlechtes über dich zu sagen.«
Cathy runzelte besorgt die Stirn. »Jade, hat dieser« Skandal »in Palmetto irgend etwas damit zu tun, daß du dich nicht in Hank verlieben kannst?«
Jade zog sich das Band aus dem Haar und schüttelte den Kopf. Sie spielte mit dem schwarzen Samt und ließ ihn durch die Finger gleiten. Schließlich sagte sie leise: »Ich bin von drei Jungs vergewaltigt worden, als ich noch zur High School ging. Lamar Griffith war einer von ihnen.«
Obwohl sie es sich nicht vorgenommen hatte, schien nun der Moment gekommen zu sein, Cathy davon zu erzählen.
»Natürlich weiß Myrajane nichts davon. Sie hat nur gehört, daß ich für den Selbstmord meines damaligen Freundes verantwortlich sein soll.«
Als die Schleusen erst einmal geöffnet waren, konnte sie die Flut der Worte nicht mehr aufhalten. Sie erzählte die Geschichte fast mechanisch, weil sie sie schon unzählige Male für sich selbst wiederholt hatte, immer dann, wenn sie an ihrem Racheplan zweifelte. Nachdem Cathy sich vom ersten Schock erholt hatte, weinte sie in ihr Taschentuch.
»Oh, Jade«, schluchzte sie. »Ich bin so froh, daß du es mir erzählt hast. Du hättest es nicht für dich behalten sollen. Es erklärt so vieles. Wie konnte es deine Mutter nur fertigbringen, dich und Graham im Stich zu lassen?«
»Sie hat an meiner Unschuld gezweifelt und mich dafür gehaßt, daß ich nicht in Palmetto geblieben bin und einen der Jungs dazu gezwungen habe, mich zu heiraten. Wegen Graham.«
»Mein Gott! Wie konnte sie an so was nur denken?«
Jade umarmte Cathy spontan. »Du bist der erste Mensch, der mir wirklich glaubt. Ich weiß, Mitch hätte es auch getan. Ich habe schon sooft mit dem Gedanken gespielt, es euch zu erzählen. Jetzt, wo ich weiß, daß Mitch mit Lamar verwandt war, bin ich froh, daß ich es nicht getan habe.«
»Ich bin auch froh, daß Mitch deine Geschichte nicht mehr hören kann. Er hätte …« Sie hielt mitten im Satz inne und legte die Hand auf die Brust. »Oh, ich wünschte so sehr, er wäre hier, Jade. Wie soll ich es nur ertragen, daß ich ihn nie wieder sehen, hören, berühren kann?«
»Ich hätte dich nicht auch noch mit meinen Problemen belasten dürfen. Nicht heute abend.«
»Nein, Mitch hätte darauf bestanden. Es hat uns einander nähergebracht, und das hätte auch er gewollt.«
Jade hielt Cathy, bis die Tränen versiegten. »Ich werde jetzt Schlafengehen, Jade«, flüsterte Cathy erstickt und stand auf. »Gute Nacht.«
»Geht es dir halbwegs gut?«
Cathy lächelte schwach. »Nein. Aber ich muß ein bißchen allein sein … mit ihm … um Abschied zu nehmen.«
Nachdem Cathy gegangen war, wirkte das Haus ungewöhnlich still. Als Jade durch die verlassenen Zimmer ging und Gläser und Aschenbecher einsammelte, sehnte sie sich danach, daß Graham, der kleine Wirbelwind und Krachmacher, wieder zurückkam. Er würde die Leere, die Mitch hinterlassen hatte, erträglicher machen.
Jade war sich nicht sicher, ob sie das Arbeitszimmer je wieder betreten konnte, ohne seinen Anblick – den Kopf zur Seite gekippt und zusammengesunken – vor sich zu haben. Nein, das durfte sie nicht zulassen, tadelte sie sich selbst. Sie mußte sich an ihn erinnern, wie er sich in eines seiner geliebten Bücher vergrub, wie er mit Graham Hand in Hand spazierenging oder eine seiner wunderschönen Geschichten erzählte.
Die Türglocke riß sie aus ihren Gedanken.

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