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Brown Sandra

Brown Sandra

Titel: Brown Sandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Hauch von Skandal
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gekommen, Lamar? Um mir zu erzählen, was meine Vergewaltiger so treiben?«
»Jade, ich bin heute morgen fast in Ohnmacht gefallen, als du in der Tür standest. Ich war sprachlos vor Angst.«
»Angst?« fragte sie mit einem bitteren Lachen. »Hattest du etwa Angst, ich könnte dich umbringen?«
»Nein, schlimmer. Ich hatte Angst, daß du mit dem Finger auf mich zeigst und schreist ›Vergewaltiger‹!«
»Das habe ich schon einmal getan. Hat nicht viel genutzt.«
»Dein Haß ist ja berechtigt.«
»O danke, Lamar. Freut mich, daß du mir zustimmst.«
»So habe ich es nicht gemeint.« Er senkte den Kopf und atmete tief durch.
»Ich finde, du solltest jetzt besser gehen.«
»Aber ich habe noch nicht gesagt, was ich sagen wollte.«
Jade warf ihm einen abschätzenden Blick zu, mit dem sie ihm bedeutete, lieber nicht noch länger damit zu warten.
»Ich will, daß du verstehst, warum … warum ich an diesem Abend mitgemacht habe. Hutch, der hätte damals alles getan, was Neal von ihm verlangte. Abgesehen davon war er verliebt in dich.«
»Wie kannst du es wagen, Vergewaltigung mit Verliebtsein in Verbindung zu bringen?« Jade ließ die Arme sinken, die Hände zu Fäusten geballt. »Der einzige Unterschied zwischen dem, was ihr mir angetan habt, und Mord ist nur, daß ich noch lebe. Und wenn Neal dir und Hutch befohlen hätte, mich umzubringen, dann wäre ich wahrscheinlich tot.«
Sein Blick bettelte um Verständnis. »Jade, was du sagst, stimmt ja. Es war ein Verbrechen, ein Akt der Gewalt, um es Gary heimzuzahlen wegen der Sache vor der Milchbar. Zumindest bei Neal war es so. Und er kam nie darüber hinweg, wie hochnäsig du ihn behandelt hast. Ich glaube, er hat dich gehaßt, weil du Gary vorgezogen hast. Bei Hutch …« Lamar zuckte mit den Achseln, »da kann ich nur raten. Wohl nur er selbst weiß, warum er es getan hat.«
Er hielt inne und atmete noch einmal tief durch. »Für mich war es ein Beweis meiner Männlichkeit. Ich mußte ihnen und mir selbst beweisen, daß ich ein Mann bin. Unglücklicherweise hat das wohl nicht ganz geklappt.«
Jade fixierte ihn scharf. Er hob den Kopf und sah ihr in die Augen. »Ich bin schwul, Jade.«
Dann lachte er höhnisch. »Schätze, ich bin ein klassischer Fall: schwacher Vater, dominierende Mutter. Es wurde mir klar, als ich im ersten Jahr an der Uni zig Mädchen bumste und überhaupt keinen Spaß dabei hatte.
Im Sommer darauf lernte ich in Palmetto einen Mann kennen. Er unterrichtete an der Junior High School, bis man ihn mit einem der Schüler beim Fummeln im Umkleideraum erwischte. Meine Mutter hatte keine Ahnung, wie erschüttert ich war, als sie mir den Klatsch über meinen Liebhaber brühwarm auftischte. Na ja, wahrscheinlich ist er eben drauf abgefahren, junge Typen wie mich zu entjungfern. Egal, er ist irgendwo in den Osten gezogen. Meine erste Liebe endete also tragisch.« »Wie meine.«
»Ja«, sagte Lamar leise. Er wandte den Blick ab. »Ich habe an der Uni neue Liebhaber gefunden. Einer von ihnen wurde ziemlich eifersüchtig auf meine Bumsereien mit Mädchen bei Neals Parties. Ich habe nur mitgemacht, damit Neal keinen Verdacht schöpft. Gott helfe mir, wenn es meine Mutter jemals herausfindet … wahrscheinlich würde sie mir den Ku-KluxKlan auf den Hals hetzen. Kannst du dir vorstellen, wie sie reagieren würde, wenn sie herausfände, daß die Cowans aussterben, weil ihr Sohn ein Schwuler ist?«
Graham könnte ein Cowan sein, doch das würde Myrajane niemals erfahren.
»Bis jetzt war ich noch zu feige, es jemandem zu erzählen«, gab Lamar zu. »Doch als ich dich heute morgen sah, wollte ich plötzlich, daß du es weißt. Vielleicht verstehst du jetzt ein bißchen besser, warum ich damals mitgemacht habe.«
Jade starrte ihn lange an, erfüllt von loderndem Zorn.
»Du bist nicht hergekommen, um etwas für mich zu tun, Lamar. Du hast mir deine dunkle Sünde gebeichtet, damit ich dir die Absolution erteile. Nun, da hast du leider Pech. Deine sexuellen Vorlieben rechtfertigen keineswegs eine Vergewaltigung.
Du hast nicht nur mich verletzt, du hast auch Garys Tod verschuldet. Selbst wenn ich dir das erste Verbrechen vergeben würde– das zweite kann ich dir nie verzeihen. Nein, Lamar, ich werde es nicht vergessen, solange ich lebe.
Bis ich dich heute morgen sah, habe ich in dem Irrglauben gelebt, daß die Zeit mich besänftigt hätte. Doch da standest du, und alles war wieder da, so schrecklich, so grausam wie damals. Ich lag auf dem Rücken im Schlamm, ich flehte euch

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